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Das Netz der Schattenspiele

Titel: Das Netz der Schattenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Luxus, puritanisch, wie Amerika nur hier sein kann, einzig der Erforschung der letzten Wahrheiten verpflichtet…«
    »Geht’s dir auch wirklich gut, Paps?«
    Salomon lachte. »War nur ein Scherz. Ich bin wirklich gerne hier gewesen. Heute ist Sonntag, aber morgen muss ich unbedingt sehen, ob ich noch ein paar Bekannte treffen kann.«
    »Wenn Agaf und DiCampo dich lassen.«
    »Unsinn. Es reicht ja schon, wenn man uns aus lauter Vorsicht in diesen Bau einsperrt, obwohl doch das Hyatt Regency gleich um die Ecke liegt. Außerdem dient mein Interesse nicht nur der Auffrischung alter Freundschaften. Ich möchte gerne wissen, ob hier irgendjemand ein Projekt namens Genesis kennt.«
    »DiCampo hat gesagt, seine Leute hätten noch nichts Brauchbares gefunden.«
    »Ja, weil er mit der Gieskanne herumgeht«, schnaubte Salomon. »Er meint, irgendwo wird schon ein Pflänzchen aufgehen. Mir ist auch klar, dass man von der Rockband bis zum transzendentalen Meditationszentrum alles Mögliche unter diesem Namen finden kann. Aber wenn Genesis oder das hebräische Bereshit ein Hinweis auf das Nest unseres Cyberwurms ist, dann müssen wir hier danach suchen.«
    »Ich werde mir Mühe geben, daran zu denken, wenn ich erst wieder in Illusion bin. Wann wird es denn so weit sein?«
    »DiCampo meint, nicht vor morgen früh. Das Intruder-Equipment wird hier in einem Truck aufgebaut. Das wird etwa fünfzehn bis zwanzig Stunden dauern. Erst wenn alles voll funktionsfähig ist, bist du wieder an der Reihe.«
    »In einem Laster? Warum denn das?«
    Salomon zuckte mit den Schultern. »War ein Vorschlag von mir, den Agaf gegen DiCampo durchgedrückt hat. Der Intruder-Chef ist sich meiner Meinung nach zu sicher, hier das Wurmnest zu finden. Sollte er sich irren und wir müssen noch einmal umziehen, dann würden wir wieder einen ganzen Tag verlieren. Der Container des Trucks könnte notfalls sogar in ein Transportflugzeug umgeladen und innerhalb kürzester Zeit an jeden Ort der Welt verfrachtet werden.«
    »Wenn wir nachher unseren Spaziergang machen«, wechselte Stella abrupt das Thema, »darf dann Benny mitkommen?«
    Salomon hob die Augenbrauen. »Weshalb?«
    »Ach, Paps! Einfach so eben.«
    »Bist du etwa in Benny verknallt?«
    Stella spürte, dass sie rot wurde. »Du schon wieder! Ich find ihn einfach nett. Du etwa nicht?«
    Salomon lehnte sich mit dem Rücken gegen das Rohrgestell des Bettes und musterte Stella intensiv. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Ich finde, Benny ist ein prima Bursche. Er gefällt mir. Aber überleg doch einmal: Er ist, soweit ich weiß, schon fünfundzwanzig und du bist erst…«
    »Paps! Jetzt hör aber auf«, fiel Stella ihrem Vater ins Wort und schlug ihn spielerisch auf die Brust. »Du bist wirklich gemein. Darf ich denn nicht mal jemanden mögen, ohne dass du gleich sonst was denkst?«
    Salomon zog seine Tochter zu sich heran und gab ihr einen Kuss aufs Haar. »Doch, Sternchen, das darfst du. Ich freue mich sogar, dass du im Verlauf dieses gewiss nicht angenehmen Abenteuers gelernt hast anderen zu vertrauen. Früher wäre das für dich undenkbar gewesen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, überleg mal: Elektra – wir beide wissen, von wem ich rede –, Agaf, Kimiko, Benny und vielleicht jetzt sogar der Dunkle Lauscher, ihnen hättest du früher niemals vertraut.«
    »Du hast jemanden vergessen.«
    »Ach?«
    »Dich.« Stella stach mit dem Finger dorthin, wo sie zuvor ihren Schlag gelandet hatte. »Dem weisen Salomon vertraue ich auch.«
    »Etwas Schöneres hättest du mir gar sagen können, Sternchen!« Salomon strich Stella übers Haar. Mit einem Mal drückte sie sich jedoch von ihrem Vater weg und sah ihm ins Gesicht.
    »Warum hast du Elektra gesagt und nicht…? Du weißt schon. Glaubst du etwa…?«
    Salomon schob seine Lippen ganz dicht an ihr Ohr. »Möglich wäre es. DiCampo hat uns ja schon in seinem Bunker belauscht. Wer weiß, welche Wanzen er uns hier ins Nest gesetzt hat.« Lauter und betont unbekümmert fügte er hinzu: »Wie wär’s jetzt mit einem kleinen Spaziergang über den Campus?«
    »Au fein, Papilein!«, antwortete Stella überschwänglich. »Ich will alle Plätze sehen, an denen du früher gewesen bist.«
    Gemeinsam mit Benny erkundeten Stella und ihr Vater den MIT-Campus. Salomon hatte ein Notebook und sein Iridium-Telefon mitgenommen. Mit ihren Spezialausweisen konnten sie jedes Gebäude betreten, das ihr Interesse fand. Auf dem Programm stand zunächst ein touristischer

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