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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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befreien, und hatte mir gleichzeitig zu verstehen gegeben, daß ich niemals mehr rein sein würde, denn sie konnte nicht mein Gehirn erreichen und schrubben…und Papa würde mich jetzt nicht mehr wollen…würde mich nicht mehr wollen…
    Ich wirbelte wieder zu Papa herum. »Was hast du getan, damit ich es vergaß? Wie hast du das geschafft?«
    »Sei ruhig und laß es mich erzählen«, sagte er, und sein Gesicht wurde rot. »Ich werde versuchen, dir etwas zu gestehen, was ich nicht einmal mir selbst eingestehen wollte…ich dachte, du könntest mit dieser Vergewaltigung nicht fertig werden…weil ich nicht damit fertig werden konnte. Um mich selbst und meine Liebe zudir zu retten…mußte ich aus dir wieder dasselbe keusche kleine Mädchen machen, das niemals eine häßliche Tat gekannt hat. Als du nicht wieder in die Schule gehen, nichts mehr essen und auch nicht in den Spiegel sehen wolltest, um nicht das Gesicht eines Mädchens zu sehen, daß so brutal benutzt worden war, brachte ich dich zu einem Psychiater. Er versuchte, dir zu helfen, aber am Ende beschloß er, das beste wäre, dich einer Behandlung mit Elektroschocks zu unterziehen. Ich war dort an dem Tag, als sie dich festbanden. Du hast geschrien, als sie dich anschnallten und dir einen Lederriemen zwischen die Lippen schoben, damit du dir nicht die Zunge abbeißen würdest. Innerlich schrie ich auch. Dann schossen sie den Strom in dein Hirn…und dein Rücken krümmte sich, als du zu schreien versuchtest. Ein entsetzliches Gurgeln war zu vernehmen, das ich bis zum heutigen Tage noch hören kann…und ich habe auch geschrien. Ich konnte nicht ertragen, daß sie so etwas noch einmal taten. Ich nahm dich mit nach Hause und entschied, daß ich auf meine Art dasselbe tun könnte, ohne all diese Qual und Folter.«
    Ich blieb stehen und starrte zu ihm hinab. »Aber, Papa, ich kann mich doch noch an manche Sachen erinnern. An meine Katze namens Tweedle Dee…und ich kann mich erinnern, das Grab der ersten Audrina besucht zu haben…und damals war ich erst sieben, Papa, sieben!«
    Er lächelte zynisch. »Du warst ein schlaues kleines Mädchen. Ich mußte dich überlisten. Aber so schlau du auch warst, du warst doch nur ein Kind. Es ist nicht schwer für einen Erwachsenen, einem Kind irgend etwas zu erzählen und es dazu zu bringen, das auch zu glauben. Ich wollte, daß du ein paar Erinnerungen behieltest, also habe ich sie mit einbezogen. Du warst sieben an dem Tag, als du Arden das erstemal gesehen hast; diese Erinnerung ließ ich dich behalten. Ich nahm dich auf den Schoß undwährend ich mit dir im Schaukelstuhl saß, erzählte ich dir von deiner älteren Schwester. Ich formte dich um, machte aus dir wieder das, was du vorher gewesen warst–sauber und rein, süß und liebevoll. Ja, ich war es, der dir eine Menge Gedanken eingegeben hat. Ich sah in dir einen Engel, der zu gut für diese Welt war, in der Unschuld eine Schande ist. Du hast für mich alles verkörpert, was süß und weiblich ist, und daß du vergewaltigt worden bist, war eine Schande, mit der ich nicht leben konnte. Was ich getan habe, habe ich auch für mich getan, um mich davon zu überzeugen, daß es nicht meine Tochter war, die man vergewaltigt hatte, nicht mein schönes, begabtes, unschuldiges Kind. Und ich habe dich doch wieder gesund gemacht, oder nicht? Ich habe dich davor bewahrt, zu glauben, daß du ruiniert seist, nicht wahr? Wenn ich nicht getan hätte, was ich getan habe, was wäre dann aus dir geworden, Audrina? Was?
    All dein Stolz und Selbstbewußtsein hatten dich verlassen. Du hast dich in die Schatten gedrückt. Hast versucht, in ihnen zu leben. Du wolltest sterben, und vielleicht wärest du auch gestorben, wenn ich dich nicht wieder aufgebaut hätte. Ich habe dir die schönen Dinge aus deinem Leben erzählt, habe dich gezwungen, alle schlechten zu vergessen…bis auf ein paar. Wir brauchen ein paar schlechte Erfahrungen, um die guten anerkennen zu können. Du warst nicht dumm; auf deine Art warst du vielleicht sogar sehr schlau.«
    Ich nickte abwesend, erlebte alles noch einmal, wie er sein Bestes getan hatte, um mir das Entsetzen dessen zu nehmen, was jene Jungs mir an jenem schrecklichen Tag im Wald angetan hatten.
    »Habe ich dein Gedächtnis nicht von dem Schrecken reingewaschen?« flehte er, und seine Augen glänzten von Tränen. »Habe ich nicht ein Märchenschloß für dichaufgebaut, in dem du leben konntest, und dich nur mit dem Besten umgeben? Nicht für deine Mutter,

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