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Das Netz im Dunkel

Das Netz im Dunkel

Titel: Das Netz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wünsche mirBäumemitteninderStadt.IchwürdedieSchnellstraßen auf verschiedenen Ebenen führen, damit sie nicht so viel Platz einnehmen.«
    Er lächelte mich an. »Audrina, warte nur ab, du wirst sehen, was für Städte ich baue.«
    Ich wünschte mir für Arden, was er sich selbst wünschte, und oft fragte ich mich, warum er sich mit mir abgab, wo so viele ältere Mädchen ihn interessieren mußten. Warum erweckte er in mir den Verdacht, daß er sich mir irgendwie verpflichtet fühlte?
    Arden hatte Tage, da war er bester Laune, dann wieder–aber seltener–wirkte er bedrückt. Er liebte es, sich draußen aufzuhalten, mehr als im Haus, und wieder und wieder sagte ich mir, daß das der Grund dafür war, daß wir nie zu ihm ins Haus gingen. Und Billie mußte das genaue Gegenteil von ihm sein, denn sie kam niemals nach draußen. In der ganzen Zeit, die ich Billie und Arden kannte, hatte sie mich nicht ein einziges Mal zu sich eingeladen. Natürlich, ich konnte Arden auch nicht zu uns einladen wegen Papa, und vielleicht zahlte er es mir einfach heim. Vera neckte mich oft und erklärte, Billie hielt mich einfach nicht für gut genug für ihren Sohn und nicht einmal gut genug für ihr Haus.
    Am Waldrand blieben Arden und ich stehen, um uns zu verabschieden. Die Sonne ging langsam am Horizont unter; einsam und düster ragte Whitefern vor dem purpurfarbenen, von roten und orangefarbenen Streifen durchzogenen Himmel auf. »Was ist das für ein Himmel?« fragte ich leise und hielt Ardens Hand noch fester umklammert.
    »Ein Matrosenhimmel«, antwortete er leise. »Er verheißt für morgen einen besseren Tag.«
    Typisch für Arden, so etwas zu sagen, auch wenn es nicht stimmte. Ich blickte vom Haus zur Auffahrt, starrtedann in die Richtung des Familienfriedhofes. Ich mußte mich räuspern, ehe ich fragen konnte: »Arden…,wie lange kennst du mich eigentlich?«
    Warum ließ er meine Hand los, wurde rot und wandte sich ab? War es denn eine so ungewöhnliche Frage? Überzeugte ich ihn mit einer solchen Frage davon, daß ich wirklich verrückt war?
    »Audrina«, sagte er endlich mit erschreckend heiserer Stimme, »ich habe dich das erste Mal getroffen, als du sieben warst.«
    Das war nicht die Antwort, die ich haben wollte.
    »He, nun hör schon auf, die Stirn kraus zu ziehen. Lauf heim, damit ich dich sicher ins Haus gehen sehe, ehe ich gehe.«
    Von der Haustür aus sah ich noch einmal zurück, sah ihn dort warten. Ich winkte und wartete dann darauf, daß er zurückwinkte. Zögernd betrat ich schließlich das düstere Whitefern.
    Die Zeit verstrich jetzt langsamer, und der August schleppte sich förmlich dahin. Die heißen Tage erweckten in mir den Wunsch nach einem Aufenthalt irgendwo, wo es kühl war. Aber wir verließen niemals unser Haus. Durch die hohen Decken war es im Haus kühler als draußen, aber in den schattigen Räumen leuchteten die bunten Glasfenster noch greller, und noch immer versuchten mir die Mobiles unter der Kuppel Geheimnisse zuzuflüstern.
    »Papa«, sagte ich im September, als Vera wieder zur Schule ging, »ist Vera drei oder vier Jahre älter als ich?«
    »Sie ist drei, fast vier Jahre älter«, sagte er, ohne nachzudenken. Dann sah er mich sonderbar an. »Was hatsie dir denn erzählt, wie alt sie sei?«
    »Es ist unwichtig, was sie mir erzählt, weil sie die ganze Zeit nur lügt. Aber sie hat Arden erzählt, daß sie älter sei.«
    »Vera ist vierzehn«, erklärte Papa gleichgültig. »Ihr Geburtstag ist am 12. November.«
    Ich merkte mir das Datum, weil es möglicherweise stimmte. Ich wußte, daß Geburtstage in unserem Haus einfach nicht so wichtig waren wie anderswo. Und ich wußte auch, daß die Geburtstagsfeier der ersten Audrina die Geburtstage für alle anderen verdorben hatte.
    Ich erinnerte mich an meinen elften Geburtstag, denn da schenkte mir Arden das Stück Rosenquarz, das er zu einer Rose hatte schneiden lassen. An einer dünnen Goldkette hing es um meinen Hals und gab mir das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. Niemand im Haus schenkte mir irgend etwas zu meinem Geburtstag–man gratulierte mir nicht einmal.
    Ich arbeitete noch immer mit meinem Faden-und-Ring-Trick und gab Papa meine Tips. Manchmal fand ich die Listen im Papierkorb in seinem Arbeitszimmer, und manchmal beobachtete ich, wie er sie lange, lange anstarrte, als wollte er sich jede einzelne Aktie genau einprägen, ehe er meine Zettel fortwarf.
    Im November erwischte ich ihn dabei. »Du hast von mir erwartet, daß ich dir

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