Das Netz
genauen Maßangaben versehene Bild einer gefährlich aussehenden Waffe, die Paula an eine kurze, dicke Granate erinnerte.
»Das haben Sie gut gemacht«, sagte Mrs Wharton, als Beaurain mit seiner Zeichnung fertig war. »Sieht ganz schön gefährlich aus, nicht wahr?«
»Wir haben es hier mit Terroristen der schlimmsten Sorte zu tun«, sagte Beaurain.
»Mrs Wharton«, sagte Paula, »Sie haben uns wirklich sehr geholfen. Und diese ganze Sache ist natürlich streng geheim.«
»Machen Sie sich darüber mal keine Sorgen.« Mrs Wharton lächelte sie an. »Ich kann und werde meinen Mund halten. Wollen Sie nicht doch noch auf einen kleinen Tee bleiben?«
»Das würden wir liebend gern, aber leider ruft die Pflicht«, sagte Beaurain und stand auf. »Haben Sie vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Als Mrs Wharton ihnen die Tür öffnete, sah Paula, dass draußen dichter Nebel aufgezogen war.
»Na, was sagen Sie?«, fragte Paula, während sie und Beaurain zu ihrem Auto gingen.
»Die Sache gefällt mir ganz und gar nicht. Und ich frage mich, wie viele dieser Waffen die El Kaida wohl zum Einsatz bringen will.«
Im Kraftwerk presste Ali dem gefesselten Wachmann den Pistolenlauf an die Stirn.
»Wenn gleich Mr Dixon anruft, weißt du, was du zu sagen hast, Proctor«, sagte er mit eiskalter Stimme. »Am besten denkst du dabei an deine Frau. Du weißt ja, dass mein Kamerad kurzen Prozess mit ihr macht, wenn du auch nur ein falsches Wort von dir gibst. Falls Dixon aus irgendeinem Grund misstrauisch wird, ist es um sie geschehen.«
»Ich schaffe das schon«, antwortete Proctor mit heiserer Stimme. »Aber nehmen Sie die verdammte Waffe weg. Die macht mich nervös.«
»Okay. Aber das vorhin war nicht deine normale Stimme, Proctor. Wenn du so mit deinem Chef redest, kannst du dir schon mal eine passende Todesanzeige für deine Frau überlegen. Also probier es noch mal.«
»Ich schaffe das schon«, wiederholte Proctor.
»Das klingt schon besser. Stell dir einfach vor, du würdest mit deiner Frau reden, dann kriegst du das schon hin.«
Als Minuten später das Telefon klingelte, rührte Proctor sich nicht von der Stelle. Mit einer Bewegung der Waffe bedeutete ihm Ali, dass er abnehmen solle, aber der Wachmann schüttelte den Kopf.
»Es dauert immer eine Weile, bis ich ans Telefon komme. Wenn ich gleich rangehe, wird Dixon nur misstrauisch.«
Ali nickte. Proctor ließ das Telefon gut eine Minute lang klingeln, was den Araber sichtlich auf die Folter spannte. Endlich nahm der Wachmann den Hörer ab.
»Mr Dixon?«
»Ja, ich bin’s, Vince. Ist alles in Ordnung bei Ihnen?«
Ali hielt ein Ohr an den Hörer, um mitzubekommen, was Dixon sagte.
»Läuft alles wie geschmiert, Sir. Die drei Ingenieure sehen gerade unten bei der Turbine nach dem Rechten.«
»Sehr gut. Dann ruhen Sie sich mal gut aus, wenn Sie morgen früh nach Hause kommen. Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Sir...«
»Was sollte dieser Schwachsinn mit den Ingenieuren?«, fragte Ali wütend. »War das eine versteckte Warnung oder was?«
»Glauben Sie, ich würde das Leben meiner Frau in Gefahr bringen?«, rief Proctor verzweifelt. »Ich berichte ihm immer, was die Ingenieure machen. Das will er so. Eigentlich läuft das Kraftwerk ja vollautomatisch, aber Mr Dixon besteht darauf, dass die Ingenieure für einen eventuellen Notfall immer in Bereitschaft sind. Wenn ich sie nicht erwähnt hätte, wäre er misstrauisch geworden. Ist das so schwer zu kapieren?«
»Schrei mich nicht an, Proctor, sonst werde ich ungemütlich«, zischte Ali.
Er hatte Proctor natürlich nicht erzählt, dass man den drei Ingenieuren längst die Kehle durchgeschnitten und ihre mit Ketten beschwerten Leichen in die Themse geworfen hatte.
In der Park Crescent hatte Tweed eine Liste aller in Carpford lebenden Verdächtigen erstellt und las Newman die Namen laut vor:
»Victor Warner
Drew Franklin
Peregrine Palfry
Billy Hogarth
Martin Hogarth.«
»Sie haben Margesson vergessen«, sagte Newman.
»Wenn Sie meinen, schreibe ich ihn noch mit auf die Liste.«
»Und Eva Brand«, fügte Newman hinzu.
»Die wohnt nicht in Carpford«, sagte Tweed.
»Nein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich ab und zu mit Warner dort trifft.«
»Gut. Dann kommt sie eben auch mit drauf.«
Tweed legte den Block beiseite und rief seinen alten Bekannten Jim Corcoran an, der am Flughafen Heathrow als Sicherheitschef beschäftigt war.
»Jim? Tweed hier. Ich hätte eine etwas heikle Aufgabe für Sie...«
»Ich bin
Weitere Kostenlose Bücher