Das Netz
auf einmal so kleinlaut.«
»Was wollen Sie mir sagen?«
»Ich habe aus ziemlich zuverlässiger Quelle erfahren, dass in Ihrem Büro ein Treffen stattgefunden hat, zu dem ich nicht hinzugezogen wurde.«
»Das ist korrekt«, entgegnete Tweed. »Ich habe Sie nicht dazu eingeladen.«
»Aber der Premierminister hat doch ausdrücklich verlangt, dass wir uns gegenseitig über alle sicherheitsrelevanten Aspekte auf dem Laufenden halten. In einer Krisensituation wie dieser ist die Zusammenarbeit zwischen allen Sicherheitskräften von essenzieller Bedeutung für unser Land.«
»Offenbar haben Sie in der Entschließung des Premiers etwas überlesen. Dort steht ausdrücklich: soweit Mr Tweed es für angemessen hält . Und das bedeutet ja wohl, dass ich nach wie vor allein bestimmen kann, wie diese Operation durchgeführt wird. Bevor Sie mir das nächste Mal einen solchen Schrieb zukommen lassen, sollten Sie ihn sich wenigstens genau durchlesen.«
»So nicht, Tweed!«, brüllte Warner ins Telefon. »Sie überschreiten eindeutig Ihre Kompetenzen!«
»Ich denke nicht, dass Sie entscheiden können, wo meine Kompetenzen anfangen und wo sie aufhören«, gab Tweed in kühlem Ton zurück. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe nebenbei auch noch eine Krise zu bewältigen.«
Als Tweed auflegte, spendeten ihm alle im Büro spontan Beifall.
»So, das wäre ausgestanden«, sagte er. »Dieser Warner scheint langsam, aber sicher den Verstand zu verlieren.«
»Ich kann Ihnen nur noch einmal mein vollstes Vertrauen aussprechen, Tweed«, sagte Howard und klopfte seinem Stellvertreter jovial auf die Schulter. »Und Ihnen natürlich auch«, fügte er an und meinte damit alle anderen im Büro.
Paula hatte schon oft Tweeds Gabe bewundert, auch unter größtem Druck an jedes noch so kleine Detail zu denken. Jetzt hatte er diese Qualität wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Er brachte Howard zur Tür und gab dann Monica die Fotokopie, die Warner ihm hatte zukommen lassen.
»Legen Sie das bitte ab, am besten unter Junkmail. Und jetzt wüsste ich gern, wie es Billy Hogarth ergangen ist. Ich nehme mal an, dass Nield und Butler ihn hierher gebracht haben, bevor wir an die Themse gefahren sind.«
»Stimmt. Er ist unten.«
»Aber doch hoffentlich nicht im Keller.«
»Nein, wie verlangt im Besucherzimmer.«
»Was leider auch nicht gerade der gemütlichste Aufenthaltsort ist.«
»So schlecht hat er es dort nun auch wieder nicht«, sagte Monica. »Ich habe immerhin Ihr Feldbett hineinstellen lassen und es ihm eigenhändig frisch bezogen. Und dann habe ich über den hässlichen Holztisch ein nettes Tischtuch gelegt und Mr Hogarth jede Menge Krimis zum Lesen dagelassen. Als ich das letzte Mal bei ihm reingeschaut habe, war er über einem davon eingenickt. Wahrscheinlich hat er eine Menge Schlaf nachzuholen.«
»Das haben Sie gut gemacht, Monica, vielen Dank. Sie sind wirklich ein Engel.«
»Nun übertreiben Sie mal nicht«, sagte Monica, die von dem Lob dennoch sichtlich angetan war.
»Ich werde später selbst noch einmal nach ihm sehen. Wenn er aufwacht, kann er gern die Dusche hier oben benutzen.«
»Ich werde es ihm ausrichten«, sagte Monica und wandte sich wieder ihrem Computer zu.
»Was haben Nield und Butler eigentlich gemacht, als wir vorhin zurückkamen?«
»Die haben sich unten im Keller auf zwei Feldbetten gelegt und gönnen sich eine Mütze Schlaf.«
»Ist sonst noch jemand müde?«, fragte Tweed und deutete auf Newman, der einfach in seinem Sessel eingenickt war.
»Ich nicht«, sagte Beaurain. »Ich kann ziemlich lange ohne Schlaf auskommen.«
»Ich will auch lieber wach bleiben«, sagte Marler. »Haben Sie nicht eine Aufgabe für mich?«
»Dann tun Sie das, was Sie gestern schon getan haben: Finden Sie heraus, wo Eva Brand ist und verfolgen Sie sie. Ich möchte wissen, was sie tut und mit wem sie Kontakt hat und so weiter.«
»Wird gemacht.«
Als Marler fort war, stand Paula von ihrem Schreibtisch auf und ging hinüber zu Tweed.
»Könnte ich bitte noch einmal das Foto sehen, das Nield vor der Moschee in Finsbury Park gemacht hat?«, fragte sie mit leiser Stimme.
»Sie brauchen nicht zu flüstern, Paula«, ließ Newman sich aus seinem Sessel vernehmen. »Ich mache die Augen nur zu, um besser nachdenken zu können.«
Tweed gab Paula das Foto, und sie betrachtete eingehend die große, arabisch gekleidete Gestalt darauf.
»Wie gesagt, ich kenne diese Person, aber mir will einfach nicht einfallen,
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