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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Beschimpfungen hinterher oder drohten ihnen mit der Faust. Wenn ihr wüsstet, dachte Paula.
    Erst als sie sich der Westminster Bridge näherten, veränderte sich alles schlagartig. Wie in einem bedrückenden Albtraum waren die Straßen auf einmal menschenleer und gespenstisch still. Obwohl nun die Dämmerung hereinbrach, ging keine einzige Straßenlaterne an. Über dem Fluss sah Paula auf einmal einen bleichen Vollmond aufgehen. Ob Tweed und Sarge wohl diese Lichtquelle in ihre Berechnungen mit einbezogen hatten?
    Newman fuhr mit hoher Geschwindigkeit die dunkle Uferpromenade entlang. Obwohl Paula genau wusste, wo sich die Stellungen des SAS befanden, konnte sie nicht eine einzige davon entdecken. Ein frischer Wind warf die Oberfläche des Flusses zu Wellen auf. Hatte Tweed sich überlegt, wie ein solcher Wind sich auf das Gelingen der Operation auswirken würde? Der Wetterbericht jedenfalls hatte ihn nicht vorhergesagt.
    Am Denkmal angekommen, stellte Newman sein Motorrad hinter dem Sockel ab, und Butler, der kurz nach ihnen eintraf, tat dasselbe. Dann stiegen sie hinauf auf das Denkmal, wo Butler die Plane von ihrem Waffenlager entfernte. Er reichte Paula eine Maschinenpistole mit zusätzlicher Munition. Außerdem gab er ihr ein Funkgerät mit einem Kopfhörer, an dem sich auch das Mikro befand.
    »Damit sind wir in ständiger Verbindung mit dem SAS und Buchanans Antiterroreinheit drüben am anderen Ufer«, erklärte er und bog das Mikro so, dass es sich etwas näher an Paulas Mund befand.
    Inzwischen war auch Tweed angekommen. Er zog die Wachsjacke aus, die er sich über die schwarze Ledermontur gezogen hatte. Auch er bekam nun - ebenso wie Newman und Nield - von Butler ein Funkgerät und eine Maschinenpistole. Nur Marler verließ sich lieber auf sein bewährtes Armalite.
    »Kann denn der Funkverkehr zwischen uns wirklich nicht abgehört werden?«, fragte Paula und erschrak zutiefst, weil ihr gleich darauf Sarge aus dem Kopfhörer antwortete: »Die Frequenz ist hundertprozentig sicher, Paula. Unsere Fernmelder sind echte Meister ihres Fachs.« Sarge klang so ruhig wie auf dem Ausbildungsplatz.
    »Gut zu wissen, Sarge. Jetzt bin ich beruhigt.«
    »Eines noch«, fuhr Sarge fort. »Wenn wir einen der Kähne ausgeschaltet haben, achten Sie auf Schlauchboote oder andere Fahrzeuge, die möglicherweise von dem Wrack ans Ufer kommen. Mit diesen Selbstmordattentätern ist nicht zu spaßen. Over und out.«
    Erst jetzt begriff Paula, dass alles, was sie sagte, von sämtlichen Einsatzkräften entlang des Flusses gehört werden würde.
    »Was ist eigentlich mit dem Wind?«, fragte sie. »Könnte der die Boote nicht abtreiben?«
    »Gute Frage«, sagte Sarge. »Berechnen Sie also beim Zielen die Winddrift mit ein. Und denken Sie daran, dass Sie die Boote auch mit Handgranaten ausschalten können.«
    Butler gab Paula eine schwere Tasche, in der sich mehrere Handgranaten befanden. Sie hängte sie sich über die Schulter, dann kontrollierte sie im Mondlicht noch einmal ihre Maschinenpistole.
    »Pete und ich gehen unten an der Promenade in Stellung«, sagte Butler, der das Mikro mit der Hand zuhielt, damit nicht alle mitbekamen, was er sagte. »Und wenn die Kerle an Land kommen, bereiten wir ihnen einen heißen Empfang.«
    Paula beobachtete, wie sich die beiden eine gute Schussposition hinter der niedrigen Ufermauer suchten.
    »Ich glaube, wir sind für alles gewappnet«, sagte Beaurain ernst.
    »Ihr Wort in Gottes Ohr«, sagte Sarge trocken über den Äther.
    Beaurain stellte sich neben Paula hinter das Reiterstandbild. Paula fragte sich, wer der Mann auf dem Denkmal wohl war. Bestimmt ein General, der irgendwelche Schlachten in einem längst vergessenen Krieg gewonnen hatte. Für die Schlacht, die sie heute zu schlagen hatten, würde man ihnen wohl kaum ein Denkmal setzen. Aber so war das nun einmal.
    »Ziel eins verlässt die Basis«, tönte es auf einmal aus Paulas Kopfhörer. Ziel eins war der Kodename für den ersten Lastkahn, der sich nun der Albert Bridge näherte. Paula konnte spüren, wie Tweed, der ganz nahe bei ihr stand, auf einmal ganz angespannt wurde. Paula schaute auf die Leuchtziffern ihrer Uhr. Es war 16 Uhr 35. Die El Kaida begann früher als erwartet mit ihrem Angriff.
    »Machen Sie sich bereit«, sagte Sarge. »Es dauert allerdings noch eine Weile, bis der Kahn hier ist - wenn wir uns nicht verrechnet haben.«
    Paula, die noch Minuten zuvor ziemlich aufgeregt gewesen war, wurde auf einmal ganz ruhig. Sie

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