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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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blickte nach hinten zur Westminster Bridge, wo bald der erste Lastkahn auftauchen musste. Wenn wir uns nicht verrechnet haben. Sie nahm die Wasserflasche aus ihrer neuen Schultertasche und trank einen Schluck. Vielleicht würde sie bald keine Gelegenheit mehr dazu haben.
     
    Im Kontrollraum des Kraftwerks war Vince Proctor noch immer mit Händen und Füßen an einen schweren Stuhl gefesselt. Nur einmal seit ihrem Überfall hatten seine Peiniger ihn für ein paar Minuten losgebunden und ihm erlaubt, sich zu bewegen, um die Blutzirkulation in seinen tauben Gliedern wieder in Gang zu bringen. Zwischendurch hatte ihm auch mal jemand etwas zu essen und trinken gebracht, aber nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern einzig und allein deshalb, weil Proctor bei den Kontrollanrufen seines Chefs nicht matt und abgeschlagen klingen durfte.
    Ali kam, gefolgt von zweien seiner Männer, in den Kontrollraum und trat auf den Wachmann zu. »Hör zu, Proctor«, sagte er. »Wir fahren jetzt los und stellen uns in den Dienst Allahs. Sobald alles vorbei ist, wird die Polizei kommen und dich befreien.«
    Proctor sagte nichts und starrte Ali nur böse an. Inzwischen hasste er ihn und seine Schergen so sehr, dass er jeden einzelnen von ihnen mit bloßen Händen hätte erwürgen können.
    Ali winkte Proctors Aufpasser heran, einen riesenhaften und gemein aussehenden Mann, und sagte zu ihm auf Arabisch: »Wenn du siehst, dass der letzte Lastkahn ablegt, schießt du dem ungläubigen Hund eine Kugel in den Kopf und gehst dann an Bord. Bis dahin musst du ihn aber am Leben lassen - für den Fall, dass sein Chef noch einmal anruft.«
     
    Es war nun 17 Uhr 05, und die Flut kam herein. Paula hatte ein kleines Nachtsichtgerät aus ihrer Tasche genommen und schaute damit hinüber zur Westminster Bridge, wo jeden Moment der erste Lastkahn mit seiner tödlichen Fracht auftauchen musste.
    »Da!«, rief Tweed. »Er kommt.«
    »Alarmstufe rot«, gab Sarge durch.
    Auf dem grünlichen Bild ihres Nachtsichtgeräts sah Paula, wie sich ein großer Bug unter der Westminster Bridge hindurchschob. Der Kahn kam ihr auf einmal viel größer vor als diejenigen, die sie in den Tagen zuvor auf dem Fluss gesehen hatte.
    »Die Luke des mittleren Laderaums ist offen«, berichtete sie. »Aber am Bug ist noch etwas, das wie eine kleine Kanone oder ein Granatwerfer aussieht. Kann sein, dass damit Teile der Brücke vorab beschossen werden sollen.«
    »Danke für den Hinweis«, sagte Sarge.
    Neben ihm stand hinter einer Tarnung aus Zweigen der große Spezialmörser, der eigens für den SAS entwickelt worden war, und gleich daneben eine Abschussrampe für eine lasergesteuerte Rakete.
    Sarge schaltete sein Funkgerät aus.
    »Wir haben soeben eine zweite Waffe am Bug des Kahns entdeckt«, sagte er zu dem Soldaten am Raketenabschussgerät. »Sobald Charlie den Mörser abfeuert, schießen Sie eine Rakete auf den Bug des Schiffs. Sehen Sie die Waffe dort?«
    »Ja, ich habe sie im Visier.«
    Paula konnte den Blick nicht von dem riesigen Lastkahn nehmen, der jetzt wie ein lang gestreckter Leviathan auf die Waterloo Bridge zufuhr. Die Wellen des Flusses ließen sein Deck bedenklich schaukeln. »Wäre alles sicher einfacher, wenn kein Wind wäre«, sagte sie ins Mikro.
    »Stimmt, aber wir schaffen es auch so«, erwiderte Sarge, der sein Funkgerät wieder angeschaltet hatte.
    Tweed legte Paula beruhigend die Hand auf die Schulter. Der Kahn näherte sich immer weiter der Feuerstellung des SAS. Marler stellte sich, das Armalite schussbereit im Anschlag, direkt neben Paula. Sie sah es ihm am Gesicht an, dass er ziemlich beunruhigt war.
    »Halten Sie Ihre Handgranaten griffbereit«, gab Sarge als Befehl durch.
    Noch während er das sagte, erreichte der Lastkahn die Stelle, an der er ins Schussfeld von Sarges Leuten kam. Durch ihr Nachtsichtgerät sah Paula, wie ein im Mondlicht glitzerndes Objekt in hohem Bogen durch den dunklen Himmel flog und dann genau im Laderaum des Lastkahns landete. Sekundenbruchteile später schlug die fast gleichzeitig abgefeuerte Rakete direkt neben dem Mörser am Bug des Schiffs ein. Das Bild in ihrem Nachtsichtgerät wurde auf einmal ganz weiß, und gleich darauf rollten zwei gewaltige Donnerschläge über das vom Wind gepeitschte Wasser des Flusses. Die Druckwelle der Explosionen war so stark, dass sie Paula fast vom Sockel des Denkmals geblasen hätte.
    Sie nahm das Nachtsichtgerät von den Augen und sah im fahlen Licht des Mondes, dass der Lastkahn in zwei

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