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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Engländer.«
     
    Als Eva gehen wollte, bat Tweed sie, sich noch einen Augenblick zu gedulden. Dann stieg er rasch hinauf ins nächste Stockwerk, wo Pete Nield und Harry Butler gerade Kaffee tranken. Er beschrieb ihnen Eva Brand und gab ihnen den Auftrag, sie zu beschatten, sobald sie das Gebäude verließ.
    »Ich will wissen, wohin sie geht, was sie tut und wen sie trifft. Und jetzt beeilen Sie sich, sie bricht gleich auf.«
    Butler öffnete einen Schrank, nahm ein Barett und eine Mütze heraus und steckte sie in die Tasche. Tweed musterte Nield nachdenklich.
    »Nicht gerade besonders gut zum Beschatten geeignet, so ein Maßanzug«, bemerkte er trocken.
    »Das sehen Sie falsch, Tweed«, antwortete Butler für seinen Kollegen. »Pete kann den Anzug wenden, und in null Komma nichts hat er sich völlig verwandelt. Geben Sie uns dreißig Sekunden...«
    Wie die meisten anderen aus Tweeds Team trugen auch die beiden Schuhe mit Gummisohlen, auf denen sie lautlos die Treppen hinunter an der geschlossenen Tür von Tweeds Büro vorbeihuschten. Als Tweed hörte, wie unten die Eingangstür leise ins Schloss fiel, betrat er wieder sein Büro. Wenn Eva jetzt das Gebäude verließ, würden die beiden sich ihr unauffällig an die Fersen heften. Tweed ließ eine Zielperson gern von zwei Mitarbeitern beschatten, weil man auf diese Weise weitgehend vermeiden konnte, dass sie Verdacht schöpfte.
    Als Tweed hereinkam, zog Eva gerade ihren grauen Designermantel an. Lächelnd trat sie auf Tweed zu und küsste ihn zum Abschied auf beide Wangen.
    »Ich habe schon viel zu viel Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch genommen«, sagte sie nach einem kurzen Blick auf die Armbanduhr. »Vielen Dank, dass Sie mich angehört haben.«
    »Was blieb mir auch anderes übrig«, antwortete Tweed, der ebenfalls lächelte. »Einer schönen Frau wie Ihnen kann man einfach nichts abschlagen. Möchten Sie mir nicht Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer hier lassen? Für alle Fälle...«
    »Sie gehen aber ran, Tweed«, sagte Eva mit einem verschmitzten Grinsen. »Aber keine Sorge, Paula hat schon alle meine Daten aufgenommen. Passen Sie auf sich auf, Paula. Bis später im Ivy.«
    Als Eva gegangen war, kam es Tweed so vor, als hätte sie eine Leere hinterlassen. Sogar Monica war ungewöhnlich still.
    »Was hat sie denn mit diesem ›Bis später im Ivy‹ gemeint, Paula?«, fragte Tweed.
    »Das war Evas Idee«, sagte Paula. »Sie meinte, es wäre vielleicht ganz nett, wenn wir beide mal essen gingen und uns von Frau zu Frau unterhielten.«
    »Es ist Ihnen hoffentlich klar, dass dieses Ivy ein sündteures Lokal ist.«
    »Ich bin ja nicht von gestern. Aber ich gehe trotzdem hin, ich will Eva nämlich ein bisschen aushorchen. Bestimmt hat sie dasselbe mit mir vor, aber ich werde auf der Hut sein. Übrigens finde ich sie recht sympathisch, und darüber hinaus kommt sie mir ziemlich gescheit vor. Das, was sie über den 11. September gesagt hat, klang gar nicht so abwegig.«
    »Ich hege seit Monaten genau dieselbe Vermutung«, sagte Tweed. »Übrigens, bevor ich es vergesse: Ich lasse Eva von Pete und Harry beschatten.«
    »Dann trauen Sie ihr wohl nicht?«
    »Sie haben’s erfasst. Ich bin nun mal von Beruf aus misstrauisch. Außerdem fand ich es seltsam, dass sie mit keinem Wort das mysteriöse Verschwinden von Mrs Warner erwähnt hat. In Carpford müsste das doch eigentlich Tagesgespräch sein.«
    Die Tür ging auf, und Marler kam herein. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und zog eine King-Size-Zigarette aus der Packung.
    »Wer war denn dieses atemberaubende Geschöpf, das gerade unten aus der Tür spaziert ist? Die Große mit den langen, dunklen Haaren?«
    »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben«, sagte Paula neckisch. »Das war Eva Brand, und Tweed hat gerade Pete und Harry damit beauftragt, sie zu beschatten. Wenn Sie hier gewesen wären, hätte er den Auftrag vielleicht Ihnen gegeben...«
    »Müssen Sie auch noch Salz in meine Wunden reiben?«, erwiderte Marler feixend.
    Paula hatte vollkommen Recht. Wäre Marler im Büro gewesen, hätte Tweed vermutlich ihn Eva hinterhergeschickt. Er war ein Meister im Beschatten, und obwohl er stets ohne Partner arbeitete, hatte ihn keine seiner Zielpersonen je bemerkt.
    »Und was wollte der steile Zahn hier?«, fragte Marler, während er die Zigarette anzündete.
    Das Telefon klingelte. Monica nahm ab und machte gleich darauf ein überraschtes Gesicht. »Sie werden es nicht glauben, wer unten auf Sie wartet«, sagte

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