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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Fall.«
    »Was aber deshalb noch lange nicht stimmen muss«, sagte Tweed.
    »Richtig. Martin redet viel, wenn der Tag lang ist.«
    »Vielleicht sollten wir Jules jetzt von Eva Brand erzählen«, sagte Paula. »Schließlich ist sie als Nichte von Drew Franklin ja auch mit den Hogarth-Brüdern verwandt.«
    Tweed erzählte Beaurain alles, was sie von Eva erfahren hatten. Zum Schluss zeigte er ihm die Zeichnung der Kathedrale, die der Motorradfahrer bei Franklin in den Briefschlitz geworfen hatte. Beaurain sah sie sich eine Weile an, bevor er sie Tweed wieder auf den Schreibtisch legte.
    »Saint Paul’s Cathedral.«
    »Genau«, antwortete Tweed. »Und was halten Sie davon?«
    »Das ist mit Sicherheit ein Ablenkungsmanöver.«

7
    »Bist du es Ali?« Der Sprecher am Telefon hatte sich auf Englisch gemeldet.
    Es war unmöglich festzustellen, ob es sich bei dem Anrufer um eine Frau oder einen Mann handelte, weil die Stimme elektronisch verzerrt war.
    »Ja, Ali aus Finsbury«, antwortete der Mann, der in der öffentlichen Telefonzelle stand.
    »Hier spricht Abdullah. Ist die Lieferung schon unterwegs? Alle sechs Transporte?«
    »Ja, sie erreichen pünktlich heute Abend um acht ihr Ziel.«
    »Ich rufe dich um sieben noch mal an, und zwar auf der nächsten Nummer, die du auf deiner Liste stehen hast.«
    Ali verließ rasch die Telefonzelle, die absichtlich so gewählt worden war, dass sie in einer ruhigen Straße lag und nur selten benutzt wurde.
     
    Die Transporte, nach denen Abdullah sich erkundigt hatte - lauter Milchtankwagen, wie es schien -, fuhren auf unterschiedlichen Straßen nach Süden. Sie folgten dabei ihrer normalen Tour, nur dass sie heute außer ihrer üblicherweise harmlosen Fracht noch etwas sehr viel Gefährlicheres transportierten.
    Im Milchtank jedes Lastwagens befand sich ein wasserdicht versiegelter Behälter, an dem ein Stahlseil befestigt war. Dieses Seil endete in einem Griff, der knapp unterhalb der Milchoberfläche an einem an die Innenwand des Tanks geschweißten Haken hing.
    Später, wenn die Tanklaster in der Scheune einer Monate zuvor eigens für diesen Zweck angekauften Farm angelangt waren, würde jemand den oberen Deckel des Tanks öffnen, mit der Hand nach dem Griff tasten und den Behälter aus der Milch ziehen. Noch in der Scheune würde der Behälter dann zu einem von sechs Lieferwagen mit der Aufschrift »Frische Blumen« gebracht werden, die ebenfalls schon vor längerer Zeit angeschafft worden waren.
    Irgendwann einmal würde die Polizei die verlassenen Tankwagen in der Scheune finden, aber dann würde es schon zu spät sein, weil der verheerende Angriff, den Abdullah bis ins kleinste Detail meisterhaft geplant hatte, dann längst stattgefunden und tausende von Opfern gefordert hatte. Und damit meinte Abdullah nur die Zahl der Toten. Die der Verletzten würde mit Sicherheit noch sehr viel höher ausfallen.
    Die todbringende Fracht, die in der Milch der vermeintlich harmlosen Tanklaster schlummerte, bestand aus sechs supermodernen Hightechwaffen, mit denen ein skrupelloser Stratege des Terrors unglaubliche Verwüstungen anrichten konnte.

8
    In der Park Crescent brachten Tweed und Paula ihren Gast aus Belgien zur Tür. Unten im Erdgeschoss flüsterte Beaurain ihnen so leise, dass George, der Wachmann, es nicht hören konnte, etwas zu.
    »Könnten wir uns vielleicht irgendwo noch kurz ungestört unterhalten?«, fragte er.
    »Gehen wir ins Besucherzimmer«, antwortete Tweed und führte den Belgier in einen karg möblierten Raum.
    Beaurain schaute sich mit einem spöttischen Grinsen um.
    »Ziemlich spartanisch eingerichtet, Ihr Besucherzimmer«, bemerkte er. »Nur ein einfacher Holztisch, ein paar harte Stühle und nichts zu lesen. Fast bekommt man den Eindruck, als wollten Sie nicht, dass man sich hier wohl fühlt.«
    »Stimmt. Unsere Besucher sollen sich hier ja auch nicht häuslich niederlassen. Aber was wollten Sie uns sagen, Jules?«
    »Ich fliege gleich nach Brüssel zurück, wo ich einen Termin beim Direktor der Banque de Bruxelles et Liège habe. Das ist die Bank, auf die der Londoner Winkeladvokat die Mieteinnahmen aus Carpford überweist. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass das Geld nicht in Brüssel bleibt, und werde den Direktor fragen, wohin es weitergeleitet wird.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, das Bankgeheimnis würde in Belgien noch besser gehütet als in der Schweiz«, warf Paula ein.
    »Völlig richtig«, sagte Beaurain. »Zum Glück verfüge ich aber als

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