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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nicht ganz folgen, Tweed. Ich kenne Margesson ziemlich gut, weil er mich hin und wieder auf ein Glas Sherry einlädt. Bisher haben wir immer nur über Cricket gesprochen, nie über Religion. Und mit wem haben Sie sonst noch geredet?«
    »Mit Mrs Gobble.«
    »Die hat zwar nicht alle Tassen im Schrank, ist sonst aber eher harmlos. Haben Ihre Gespräche denn irgendwelche konkreten Hinweise ergeben?«
    »Das wird sich noch zeigen. Ich möchte übrigens noch ein ganz anderes Thema anschneiden. Was halten Sie eigentlich von den Gerüchten, dass die El Kaida in letzter Zeit immer wieder Terroristen nach England schleust?«
    Die Frage war Warner sichtlich unangenehm. Er sprang auf, eilte zu seinem Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl dahinter.
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Tweed«, sagte er verärgert. »Ich weiß genau, dass dieser Journalist Robert Newman für Sie arbeitet. Sollte der versuchen, derartige Gerüchte in der Presse zu lancieren, dann werde ich dafür sorgen, dass man ihn per Gerichtsbeschluss zum Schweigen bringt. So absurde Ideen darf man nicht ungestraft weiterverbreiten. Und jetzt verrate ich Ihnen etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit: Mit Ihrer El Kaida sind Sie gehörig auf dem Holzweg. Es wurden zwar in letzter Zeit mehrere Männer illegal in unser Land geschmuggelt, aber das waren allesamt Mitglieder der kolumbianischen Drogenmafia. Vor der sollten wir uns in Acht nehmen und nicht irgendeinen Popanz von wegen Al Kaida aufbauen. Also sorgen Sie gefälligst dafür, dass dieser Newman keinen Unsinn schreibt. Haben wir uns da verstanden?«
    »Machen Sie sich wegen Newman mal keine Sorgen. Er wird bestimmt nichts über die kolumbianische Drogenmafia schreiben. Wie sollte er auch, schließlich gibt es ja keine ernst zu nehmenden Informationen über sie.«
    »Werden Sie nicht frech, Tweed«, brüllte Warner, der nun völlig aus dem Häuschen war. »Was ich nicht lesen will, ist dieser Unfug über die El Kaida. So eine Meldung würde in der Öffentlichkeit eine noch nie da gewesene Massenhysterie auslösen. Ich wiederhole: eine Massenhysterie !«
    »Dann sind das also tatsächlich alles nur Gerüchte?«
    Warner raufte sich verzweifelt die Haare und verdrehte genervt die Augen.
    »Muss ich es Ihnen denn wirklich noch einmal erklären? Ich als Sicherheitsminister würde es doch als Erster erfahren, wenn an solchen Latrinenparolen auch nur ein Fünkchen Wahrheit wäre. Langsam machen Sie mich richtig wütend, Tweed.«
    Tweed stand auf. »Und Sie bleiben dabei, dass sich noch keine Entführer bei Ihnen gemeldet haben? Und Ihre Frau selbst auch nicht?«
    »Niemand hat sich bei mir gemeldet, weder irgendwelche Entführer noch meine Frau. Wie oft soll ich Ihnen das eigentlich noch sagen? Langsam habe ich das Gefühl, dass Sie mit diesen Untersuchungen heillos überfordert sind.«
    »Zum Glück haben Sie darüber nicht zu entscheiden. Und was Linda anbelangt...«
    »Linda? Sie nennen meine Frau beim Vornamen?«
    »Natürlich. Ich bin ihr schon ein paar Mal auf Empfängen begegnet. Nun, sobald ich etwas Neues erfahre, melde ich mich bei Ihnen.«
    Als Tweed und Paula zur Tür gingen, erhob sich der Minister hinter seinem Schreibtisch und funkelte sie über seinen Kneifer hinweg böse an.
    Tweed öffnete die Tür und trat hinaus in den Gang, wo Palfry in der Nähe eines Ventilationsschachts an der Wand lehnte. Vermutlich hatte er durch den Schacht das Gespräch im Zimmer des Ministers belauscht. So viel zum Thema Sicherheit im Sicherheitsministerium, dachte Tweed, während er die Tür schloss. Als er mit Paula die Treppe hinabstieg, eilte Palfry ihnen hinterher.
    »Wenn Sie mal wieder in Carpford sind, dann kommen Sie doch auf eine Tasse Tee bei mir vorbei, Miss Grey«, flüsterte er Paula zu. »Ich wohne im Round House.«
    »Danke für die Einladung, Mr Palfry. Mal sehen, ob sich die Gelegenheit dazu ergibt.«
    »Der Minister ist manchmal ein Hitzkopf«, sagte Palfry. »Sie sollten ihn mal im Parlament erleben, wenn er die Opposition fertig macht.«
    »Ich glaube nicht, dass ich mir das antun möchte«, entgegnete Tweed.

6
    Die Frau war schlank und wirkte sogar in dem Sessel, in dem sie Newman gegenübersaß, noch groß. Während des Gesprächs war Newman etwas nach vorn gerutscht, sodass sich ihre Knie fast berührten. Die Frau trug einen schwarzen Hosenanzug mit taillierter Jacke, der ihre gute Figur betonte, und ihr volles, pechschwarzes Haar fiel ihr geschmeidig über die Schultern. Auf einmal

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