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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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kompakte, mit dem Wagenboden verschraubte Abschussrampe montiert wurde.
    Bei der Vorstellung, was passieren würde, wenn er den roten Knopf drückte, breitete sich ein genüssliches Grinsen auf Alis braunem Gesicht aus. Wenn die Waffe erst einmal ihr Ziel erreichte, würde sie eine unfassbare Zerstörung anrichten.
    »So, und jetzt kommt die Tarnung«, sagte er auf Arabisch.
    Vier seiner Männer beluden daraufhin den vorderen Teil des Lieferwagens vom Boden bis zur Decke mit in Zellophan verpackten Blumensträußen, bis die Rakete vollständig darunter verschwunden war. Dahinter stellten sie mehrere Reihen großer Topfpflanzen, die so schwer waren, dass sie auch den neugierigsten Polizisten mutlos machen würden, wenn er erst einmal die vordere Reihe hatte wegräumen müssen.
    Ali sah auf seine Uhr. Sie lagen genau im Zeitplan. Abdullah hatte ihn angewiesen, die Lieferwagen getrennt in Richtung Süden fahren zu lassen, damit sie während der Rushhour in London ankamen. Zu dieser Zeit führte die Polizei nur sehr selten Fahrzeugkontrollen durch. Wie schon beim Anschlag auf das World Trade Center im Jahr zuvor war auch diesmal alles aufs Genaueste durchdacht worden.

11
    Auf der Fahrt zum Ivy blickte Paula, die unter ihrem Wintermantel einen lachsfarbenen Hosenanzug trug, immer wieder durch die Heckscheibe des Taxis. Etwa drei Autos hinter ihnen fuhr ein Motorrad, dessen Fahrer eine schwarze Lederkombi und einen Integralhelm mit getöntem Visier trug, hinter dem das Gesicht nicht zu erkennen war. Das Motorrad folgte ihr nun schon seit ihrer Wohnung.
    Als das Taxi vor dem Restaurant anhielt, blieb der Motorradfahrer unmittelbar hinter ihnen stehen. Paula zahlte den Taxifahrer, riss dann die Wagentür auf und rannte in das voll besetzte Lokal, wo sie der Geschäftsführer sofort an Evas Tisch brachte. Eva trug ein eng anliegendes goldfarbenes Kleid mit Stehkragen. Sie stand auf, um Paula zur Begrüßung auf die Wangen zu küssen. Auf dem Tisch stand in einem mit Eis gefüllten Champagnerkühler eine Flasche Krug Grand Cuvée.
    »Sie sehen umwerfend aus«, sagte Paula und nahm Platz. »Das Kleid steht Ihnen ausgezeichnet.«
    »Nicht so gut wie Ihnen Ihr Hosenanzug«, entgegnete Eva mit einem breiten Grinsen. »Aber genug der Komplimente, stoßen wir an.« Sie erhoben die Gläser, die der Ober ihnen gerade eingegossen hatte. »Auf das Verbrechen«, sagte Eva.
    »Auf die Bekämpfung des Verbrechens, würde ich eher meinen.«
    »Oh, Pardon«, sagte Eva kichernd. »Jetzt ist mir doch tatsächlich unser alter Trinkspruch aus der Sicherheitsagentur Medfords herausgerutscht. Ohne Verbrechen wären wir dort alle arbeitslos gewesen. Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    Paula schüttelte den Kopf. »Seltsam, bei Ihrem Toast musste ich an Minister Warner denken«, sagte sie. »Finden Sie es nicht auch höchst mysteriös, dass seine Frau seit nunmehr drei Wochen verschwunden ist und man seitdem nichts mehr von ihr gehört hat? Victor Warner zeigt seine Gefühle natürlich nicht in der Öffentlichkeit, aber bestimmt dreht er bei dem Gedanken, was seine Frau vielleicht gerade durchmacht, innerlich fast durch.«
    »Das denke ich auch«, sagte Eva und blies genüsslich den Rauch aus. »Sie war eine wirklich nette Frau.«
    »Dann kannten Sie sie?«, fragte Paula.
    »Ich habe sie ein paarmal auf Partys getroffen. Außerdem hat sie wie ich Sprachen studiert. Linda hat fast die ganze Welt bereist, aber in England hat es ihr immer am besten gefallen. Sie liebte dieses Land.«
    »Welche Sprachen haben Sie denn studiert?«, fragte Paula und blickte von der Speisekarte auf.
    »Französisch, Arabisch, Spanisch und Italienisch.«
    »Arabisch auch? Alle Achtung!«
    »Ich habe mal für Medfords in Kairo einen Mann dingfest gemacht, der sich mit einer ziemlich großen Geldsumme dorthin abgesetzt hatte. Und was gibt es bei Ihnen Neues?« Sie wechselte ein wenig zu rasch das Thema. »Verfolgen Sie inzwischen schon eine heiße Spur?«
    Der Ober kam, um die Bestellung aufzunehmen. Paula wählte eine Lachsquiche und Eva ein Omelett mit Trüffeln. Als der Ober wieder gegangen war, sagte Paula - die keine Lust hatte, den ganzen Abend lang Smalltalk zu machen - freiheraus:
    »Was ist denn Ihrer Meinung nach mit Mrs Warner passiert?«
    »Ich glaube, sie wurde entführt.«
    »Aber warum gab es dann bisher noch keine Lösegeldforderung? Seit ihrem Verschwinden sind immerhin schon drei Wochen vergangen.«
    »Darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf. Dafür haben

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