Das Netz
Palfry an seiner statt das Gespräch führte. »Selbstverständlich nur in Dingen, die nicht der Geheimhaltung unterliegen.«
»Dann sollte sie jetzt vielleicht lieber den Raum verlassen«, sagte Tweed kühl.
»Machen Sie sich deshalb keine Sorgen, lieber Tweed«, sagte Warner mit einem süffisanten Grinsen. »Miss Brand war früher für Medfords Security tätig. Sie kann schweigen wie ein Grab.«
»Wie Sie sicher schon gehört haben, ist Jasper Buller, der Leiter der Special Branch, spurlos verschwunden. Und zwar unter ähnlich mysteriösen Umständen wie Ihre Frau - und Mrs Gobble.«
»Das ist äußerst bedenklich und in der Tat ziemlich beunruhigend.« Warner blickte an die Decke.
»Diese Vorfälle sind mehr als nur bedenklich oder beunruhigend«, entgegnete Tweed. »Möglicherweise sind sie der Auftakt zu einem brutalen Massenmord. Und in welche Richtung wir auch ermitteln, immer wieder führen die Spuren nach Carpford. Wir müssen dieses Dorf Millimeter für Millimeter unter die Lupe nehmen.«
»Das geschieht bereits«, sagte Warner schroff. »Soviel ich weiß, lässt Buchanan den Carp Lake von Tauchern absuchen. Er hat sogar Unterwasserscheinwerfer herbeischaffen lassen. Sein Team hat die ganze Nacht durchgearbeitet...«
»Und hat man etwas gefunden?«
»Warum so ungeduldig, Tweed? Wir müssen doch alle einen kühlen Kopf bewahren. Nein, Buchanans Taucher haben bislang außer dem üblichen Unrat und ein paar verstörten Fischen nichts gefunden. Ich habe ihm gleich gesagt, dass die ganze Aktion die reinste Zeitverschwendung ist.«
»Zeitverschwendung? Da bin ich völlig anderer Meinung. Wir müssen jede nur erdenkliche Möglichkeit in Betracht ziehen. Und nachdem es mittlerweile schon bis zu den Zeitungen durchgesickert ist, dass man in London einen Terroranschlag größeren Ausmaßes zu befürchten hat, wird morgen in der Daily Nation ein Bericht von Newman erscheinen, in dem er auf das mysteriöse Verschwinden Bullers in Verbindung mit den anderen beiden Fällen eingeht.«
»Das ist ja unerhört«, polterte der Minister los. »Ich kann das Erscheinen dieses Artikels jederzeit untersagen.«
»Und wozu sollte das gut sein? Die Öffentlichkeit muss informiert werden. Schließlich geht es hier um die Sicherheit der Bevölkerung.«
»Ich hoffe nur...«
Warner hielt inne und putzte abermals seinen Zwicker. Paula vermutete, dass er mit dieser Geste seinen Worten lediglich mehr Gewicht verleihen wollte.
»Ich hoffe nur«, fuhr Warner fort, »dass Newman seinen Artikel so schreibt, dass morgen in der Stadt nicht das Chaos ausbricht.«
»Keine Sorge. Newman ist ein verantwortungsbewusster Journalist. Und er wird sich auch nicht in Spekulationen darüber ergehen, welche Organisation möglicherweise diese Anschläge plant, falls es das ist, was Ihnen Kopfzerbrechen bereitet.«
»Wieso sollte ich mir den Kopf über so was zerbrechen?«, sagte Warner mit einem gequälten Lächeln. »Ich sage doch nur, dass wir die IRA und die sizilianische Mafia nicht aus den Augen lassen sollten.«
»Kommen Sie, Paula, wir gehen«, sagte Tweed, dem der Ärger über derart unverbesserliche Ignoranz förmlich ins Gesicht geschrieben stand. »Für mich ist dieses Gespräch beendet.«
An der Tür drehte er sich noch einmal um und sagte zum Abschied: »Ich hoffe nur, dass Sie bald etwas von Ihrer Frau hören.«
Eva trat auf die beiden zu. »Ich bringe Sie nach unten«, sagte sie und führte die beiden hinaus auf den Gang, wo Mrs Carson bereits mit griesgrämiger Miene auf Tweed und Paula wartete. Eva lächelte sie an. »Bemühen Sie sich nicht, Mrs Carson. Ich kümmere mich schon um unsere Gäste.«
Wortlos machte Mrs Carson auf dem Absatz kehrt und verschwand hinter einer Tür, die sie lautstark zuwarf. Offensichtlich gefiel es ihr nicht, dass Eva sich in ihren Tätigkeitsbereich einmischte.
»Die gute Mrs Carson reagiert manchmal etwas überempfindlich«, sagte Eva lächelnd. »Seit Victors Frau verschwunden ist, hält sie sich offenbar für die rechtmäßige Hausherrin.« Auf der Fahrt nach unten schien Eva dann zur Sache zu kommen: »Mr Tweed, dürfte ich Sie noch einmal in der Park Crescent besuchen? Natürlich würde ich vorher telefonisch einen Termin vereinbaren.«
»Kommen Sie, wann immer Sie wollen«, antwortete Tweed gönnerhaft. »Wir könnten ja einmal gemeinsam zu Mittag oder zu Abend essen.«
»Ja, das ist eine gute Idee.« Eva lächelte ihn freundlich an.
Tweed und Paula stiegen schließlich in ihr Auto
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