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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nutzte die Gelegenheit, um sich den merkwürdigen Raum näher anzusehen. Er war wirklich kreisrund, und das bei einem enormen Durchmesser. Die Decke wurde von einer Art Stoffbaldachin gebildet, der Paula an ein Beduinenzelt erinnerte. Schließlich kam Palfry mit einer Kaffeekanne und zwei Tassen zurück. Er goss ein und setzte sich dann auf einen hohen, an einen Thron erinnernden Stuhl.
    »Nun, wie finden Sie meine bescheiden Hütte?«, fragte er fröhlich.
    »Originell. Und groß genug, um eine kleine Armee darin unterzubringen.«
    »Wie bitte?«, sagte Palfry. Mit seinen sonst so sanften Augen blickte er Paula auf einmal scharf an.
    »Ich sagte gerade, dass man in Ihrem Haus glatt eine kleine Armee unterbringen könnte, so groß wie es ist.«
    »Ach so. Ich hatte sie akustisch nicht verstanden.« Er lachte. »Aber erzählen Sie das mit der Armee bloß nicht dem Verteidigungsminister.«
    »Wo denken Sie hin. Nein, Sie haben es hier wirklich hübsch. Ich mag diesen orientalischen Stil.«
    »Freut mich, dass mein Haus wenigstens Ihnen gefällt. Meine Freundin findet es abscheulich. Sie war nur einmal kurz hier und hat danach verkündet, dass sie mich fortan nur noch in London treffen will.«
    »Waren Sie denn schon einmal im Nahen Osten?«, fragte Paula.
    »Bitte?« Er sah sie wieder so merkwürdig wie zuvor schon an.
    »Ich habe gefragt, ob Sie schon einmal im Nahen Osten waren.«
    »Ob ich im Nahen Osten war? Ja. Aber nur kurz. Ich hatte eine Stelle an der Botschaft in Kairo. Die Stadt hat mir überhaupt nicht gefallen. Zu viele Menschen, zu viel Abgase. Ich war froh, ihr wieder den Rücken kehren zu können.«
    »Dürfte ich Sie noch etwas anderes fragen, Mr Palfry...«
    »Nur zu. Aber wie gesagt, nennen Sie mich doch bitte Perry.«
    »Gibt es eigentlich etwas Neues über Mrs Warner? Haben Sie inzwischen irgendeine Vorstellung, was ihr zugestoßen sein könnte?«
    »Die Antwort auf beide Fragen lautet leider nein.«
    »Es gibt Gerüchte, dass sie mit einem Liebhaber durchgebrannt sein soll.«
    »Das ist völlig ausgeschlossen. Mrs Warner ist nicht nur eine echte Lady, sondern auch eine treue Ehefrau, die weiß, was sich gehört. Solche Frauen findet man heutzutage nur noch höchst selten«, sagte Palfry. »Anwesende natürlich ausgenommen«, fügte er dann mit einem charmanten Lächeln hinzu.
    Paula trank ihren Kaffee aus, lehnte Palfrys Angebot, ihr noch eine Tasse einzuschenken, aber dankend ab. »Ich trinke so spät am Abend eigentlich nie Kaffee. Übrigens, bevor ich zu Ihnen kam, habe ich mich im Laden von Mrs Gobble ein wenig umgesehen. Die Tür war offen, also bin ich einfach hineingegangen. Es sieht so aus, als ob der Laden durchsucht worden wäre.«
    »Das war die Polizei. Als ich die Streifenwagen gesehen habe, bin ich gleich hinübergelaufen und habe mir die Ausweise zeigen lassen. Mrs Gobble hat mich schon vor längerer Zeit gebeten, immer mal nach dem Rechten zu sehen, sollte sie nicht da sein.«
    »Hat die Polizei denn etwas beschlagnahmt? Ein Teleskop zum Beispiel?«
    »Nein. Soviel ich weiß, wurde nichts mitgenommen. Dafür haben sie aber überall ihr ekelhaftes Fingerabdruckpulver hinterlassen. Es hat Stunden gedauert, bis ich alles wieder sauber hatte. Ich wusste gar nicht, dass Mrs Gobble ein Teleskop besaß. Wozu auch?«
    »Allein stehende Frauen suchen sich oft die seltsamsten Hobbys. Ach, noch etwas: Mrs Gobble hat mir erzählt, dass nachts häufig Motorradfahrer nach Carpford kommen. Haben Sie in letzter Zeit vielleicht auch welche bemerkt?«
    »Motorradfahrer? Nein. Mir sind noch nie welche aufgefallen.«
    »Mrs Gobble meinte aber, die Dinger würden einen Heidenlärm machen.«
    »Das kann schon sein, aber hier drinnen hört man sie nicht. Mein Haus ist hervorragend schallisoliert.«
    »Na, ist ja auch egal, Perry, ich bin eigentlich nur gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie irgendetwas Neues über Mrs Warner wissen. Jetzt muss ich leider wieder gehen.«
    »Wie wollen Sie denn mitten in der Nacht zurück nach London kommen?«
    »Ich habe meinen Wagen in der Nähe abgestellt. Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft und auf Wiedersehen.«
    »Es war mir ein Vergnügen.«
    Als Palfry kurz verschwand, um ihre Windjacke zu holen, hörte Paula auf einmal, wie draußen ein Motorrad vorbeifuhr. So viel zum Thema Schallisolierung, dachte sie.
    »Schauen Sie doch recht bald mal wieder vorbei«, sagte Palfry, nachdem er zurückgekehrt war. »Ich habe mich wirklich sehr über Ihren Besuch gefreut.«
    Mit

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