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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Rücksicht auf etwaigen Gegenverkehr scherte er aus und trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Der auffrisierte Audi beschleunigte wie eine Rakete und schoss an dem Lastwagen vorbei. Auf der Gegenfahrbahn kam wild hupend ein Taxi entgegen, das Beaurain nur knapp verfehlte, als er Zentimeter vor der Kühlerhaube des Sattelschleppers wieder nach links zog. Der Fahrer, der nicht das falsche Auto platt fahren wollte, musste voll in die Bremsen steigen, was bei dieser Geschwindigkeit dazu führte, dass der tonnenschwere Auflieger nach links ausbrach und von der Straße abkam. Der Fahrer wollte gegensteuern, verlor dabei die Kontrolle über sein Monstrum und raste mit voller Wucht frontal gegen eine erst einen Tag zvuor hochgezogene Betonmauer. Dabei wurde das Führerhaus wie eine Ziehharmonika zusammengedrückt. Der Fahrer war auf der Stelle tot.

23
    »Ich habe mich entschlossen, nach Carpford zu fahren«, verkündete Paula, nachdem Tweed gegangen war.
    »Das würde Tweed aber gar nicht gefallen«, sagte Monica. »Denken Sie nur daran, was Mrs Gobble und Jasper Buller zugestoßen ist.«
    Paula schlüpfte in ihre mit Wollstoff gefütterte Windjacke. Außerdem trug sie eine warme Jeans und kniehohe Lederstiefel, sodass sie gegen die Kälte draußen gut gewappnet war. »Keine Sorge Monica, ich passe schon auf mich auf«, sagte sie und entnahm der mittleren Schublade ihres Schreibtischs eine 6,35 mm Beretta Automatik, die nur elfeinhalb Zentimeter lang war und ohne Magazin lächerliche 280 Gramm wog. Nachdem sie sich versichert hatte, dass die Pistole entladen war, schob sie ein volles Magazin in den Griff und steckte die handliche Waffe dann in den Schaft ihres rechten Stiefels, während in den linken ein kurzes Messer samt Scheide kam. Ihre Browning nahm Paula auch mit, und zwar wie üblich im Geheimfach ihrer Umhängetasche. Außerdem steckte sie sich für beide Pistolen noch je ein Ersatzmagazin ein.
    »Soll ich nicht doch lieber versuchen, Tweed im Santini zu erreichen?«, fragte Monica.
    »Unterstehen Sie sich!«
    Auf dem Weg zu ihrem Auto spürte Paula, wie eisig kalt die Nacht war. Sie drehte die Heizung voll auf und fuhr dann los in Richtung Baker Street. Sie war noch nicht allzu weit gekommen, da sah sie, dass die Straße vor ihr gesperrt war. Ein riesiger Lastwagen war frontal in eine Baustelle gerast. Weil sie den Polizisten, der vor dem Umleitungsschild stand, kannte, hielt sie an und kurbelte das Fenster herunter.
    »Was ist denn da passiert, John?«, fragte sie und deutete auf das Wrack des Sattelschleppers. »Ist denn jemand zu Schaden gekommen?«
    »Sieht übel aus. Der Fahrer ist noch immer im Führerhaus eingeklemmt und muss wohl von der Feuerwehr herausgesägt werden. Ich glaube nicht, dass noch viel von ihm übrig ist.« Der Polizist hüstelte nervös, als bereute er bereits, dass er Paula gegenüber etwas ausgeplaudert hatte. »Aber sagen Sie niemandem, dass Sie das von mir haben, Miss Grey.«
    »Natürlich nicht, John. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Paula lächelte dem Polizisten zu und fuhr weiter. Zwanzig Minuten später brauste sie knapp unterhalb der zulässigen Höchstgeschwindigkeit die A 3 entlang. Ein bleicher Mond tauchte die mit Frost überzuckerten Wiesen in ein gespenstisches Licht, aber Paula genoss es, zur Abwechslung einmal allein zu sein. Jetzt konnte sie endlich die Dinge auf ihre Weise anpacken.
    Sie fuhr von der Schnellstraße ab und lenkte ihren Wagen auf derselben Straße wie damals, als sie mit Tweed und Buchanan zum ersten Mal nach Carpford gefahren war, ins Hügelland der Downs. Als sie an dem Gasthaus vorbeifuhr, vor dem man Bullers Wagen verlassen aufgefunden hatte, fragte sie sich, was hier wohl vorgefallen sein mochte. Das Geheimnis um Bullers Verschwinden bestärkte sie im Glauben an die Wichtigkeit ihrer Mission - schließlich hatte Tweed ja selbst gesagt, dass ihnen nur noch wenig Zeit bis zu einem verheerenden Anschlag auf London blieb.
    Erst als sie sich dem Black Wood näherte und dünne Nebelschwaden über die Straße drifteten, kamen ihr die ersten Zweifel. Als sie in den dunklen, tief eingeschnittenen Hohlweg fuhr, der hinauf zur Hochebene von Carpford führte, überfiel sie auf einmal ein Gefühl der Beklemmung. Hatte sich da vorn im Nebel nicht etwas bewegt? Paula hielt an, nahm die Browning in die rechte Hand und kurbelte mit der linken das Seitenfenster herunter. Jetzt konnte sie hören, wie etwas aus dem Nebel langsam auf sie zuschlich. Großer Gott! War

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