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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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es nicht doch zu leichtsinnig gewesen, sich nachts allein in die Downs zu wagen? Das leise, kaum hörbare Geräusch kam immer näher. Paula blickte sich rasch im Wagen um. Gott sei Dank hatte sie vor der Abfahrt alle Türen verriegelt.
    Paulas Nerven waren bis aufs Äußerste angespannt. Wer mochte sich da mitten in der Nacht im Black Wood herumtreiben? Welche Gefahr lauerte da im immer dichter werdenden Nebel auf sie? Paula überlegte gerade, ob sie aufs Gas treten und weiterfahren oder aussteigen und der Sache nachgehen sollte, als plötzlich im Licht ihrer Scheinwerfer ein großer Fuchs auftauchte.
    Das Tier sah sie mit glühenden Augen an, bevor es sich wieder in Bewegung setzte und die Böschung des Hohlwegs hinaufschnürte. Nachdem der Fuchs zwischen den Bäumen verschwunden war, wischte sich Paula die schweißnassen Hände an ihrer Jeans ab und fuhr dann weiter in Richtung Carpford.
     
    Als sie kurze Zeit später an der Stelle vorbeikam, an der man Mrs Warners Wagen gefunden hatte, musste sie wieder an die drei Menschen denken, die auf der Fahrt nach Carpford spurlos verschwunden waren. Buchanan war fest davon überzeugt, dass man sie ermordet hatte. Aber wenn das stimmte, wo waren dann die Leichen? Im Carp Lake jedenfalls war bislang niemand gefunden worden.
    Kaum hatte Paula das Plateau erreicht, stellte sie besorgt fest, dass hier der Nebel noch dichter war als weiter unten in jenem Hohlweg. Sie beschloss, als Erstes dem Laden von Mrs Gobble einen Besuch abzustatten und nachzusehen, ob das Teleskop noch dort war. Als sie langsam an Victor Warners Märchenschloss vorbeifuhr, sah sie, dass in allen Fenstern Licht brannte. Offenbar beehrte der Herr Sicherheitsminister Carpford momentan mit seiner Anwesenheit.
    Auch in den runden Bullaugen des futuristischen Betonbunkers, in dem Drew Franklin wohnte, sah Paula Licht. Es schien ganz so, als ob der Ausflug nach Carpford sich gelohnt hätte.
    Mrs Gobbles Laden hingegen lag im Dunkeln und wirkte dadurch wie ausgestorben. Paula fuhr langsam daran vorbei. Hinter dem Haus entdeckte sie einen großen Schuppen, der ihr bei ihrem ersten Besuch gar nicht weiter aufgefallen war.
    Sie stieg aus und untersuchte das Tor des Schuppens. Es war nicht abgeschlossen. So leise wie möglich öffnete sie es. Sie leuchtete mit ihrer Taschenlampe in den Schuppen, der sich als völlig leer herausstellte. Ein idealer Ort, um den Wagen zu verstecken, dachte sie. Nachdem sie ihn hineingefahren und das Tor des Schuppens wieder zugemacht hatte, ging sie durch die feuchte, neblige Kälte hinüber zu Mrs Gobbles Laden.
    Auch hier war die Tür nicht abgeschlossen. Paula betrat vorsichtig das stille Haus und hielt dabei die Browning in der Hand. Im Lichtkegel der Taschenlampe sah sie sofort, dass jemand den Laden gründlich durchsucht haben musste. Wenigstens hatte man nicht alles achtlos aus Schränken und Schubladen gerissen, was darauf schließen ließ, dass hier die Polizei zugange gewesen war. Der Paravent am Fenster stand zwar noch genauso da wie bei Paulas erstem Besuch, aber das Teleskop dahinter war verschwunden. Wer mochte es wohl mitgenommen haben?
    Auf dem Uferpfad ging Paula weiter zu Peregrine Palfrys seltsamer Behausung, deren Lichter ihr durch den Nebel entgegenschimmerten. Sie stieg die Stufen zum Eingang hinauf und drückte auf einen erleuchteten Klingelknopf. Im Haus erklang ein lauter Gong, und kurze Zeit später ging die Tür auf. Peregrine Palfry stand vor ihr.
    »Miss Grey, was für eine angenehme Überraschung. Je später der Abend, desto schöner die Gäste! Kommen Sie doch bitte herein...«
     
    Palfry, der ein sportliches Jackett mit Karomuster und beige Hosen mit messerscharfen Bügelfalten trug, lächelte Paula so freundlich an, als hätte er sie bereits erwartet. Er ist eben durch und durch ein Diplomat, dachte Paula, während Palfry die Haustür wieder schloss und sie bat, ihm ins Wohnzimmer zu folgen.
    »Ich habe mir gerade einen Kaffee gemacht«, sagte er. »Wollen Sie auch eine Tasse? Nach Ihrer Wanderung im Nebel wird sie Ihnen bestimmt gut tun.«
    Nachdem Palfry die Windjacke von Paula an die Garderobe gehängt hatte, führte er sie zu einem großen, bequemen Lehnstuhl, dessen Bezugsstoff ihr irgendwie orientalisch vorkam. Bevor sie sich setzte, schob er ihr rasch noch ein Kissen in den Rücken.
    »So, jetzt sitzen Sie bequem. Einen Augenblick bitte, bin gleich wieder da. Ich hole nur den Kaffee...«
    Paula, die ihre Umhängetasche auf dem Schoß hatte,

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