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Das Netz

Titel: Das Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Downing Street Sie zum Koordinator der gesamten Sicherheitskräfte gemacht hat, war Victor zuerst stinksauer, aber dann hat er an der Idee Gefallen gefunden.«
    »Warum?«
    »Für den Fall, dass es der El Kaida gelingen sollte, ihren fürchterlichen Terroranschlag tatsächlich durchzuführen, läge die Verantwortung dafür bei Ihnen und nicht mehr bei ihm. So hat er es bisher immer gemacht: Wenn etwas schief lief, hatte er stets einen Sündenbock parat und war fein aus dem Schneider. Soviel ich weiß, hat er heute in der Kabinettssitzung mehrfach darauf hingewiesen, dass es einzig und allein auf Ihre Kappe geht, wenn im Kampf gegen die El Kaida etwas schief läuft.«
    »Dann glaubt er insgeheim also doch an einen Terroranschlag, obwohl er dahin gehende Befürchtungen in der Öffentlichkeit bisher immer vehement dementiert hat.«
    »Sie haben’s erfasst. Und dafür, dass die Presse keine Ruhe gibt, sorgt schon Drew Franklin, unser allseits beliebter Großmeister des aggressiven Journalismus. Manchmal glaube ich ja, dass Franklin nicht das ist, was er zu sein vorgibt. Er ist ein beredter Charmeur, und wenn er etwas will, kann er einem ganz schön Honig ums Maul schmieren, aber irgendwie kommt es mir so vor, als wären das alles nur Ablenkungsmanöver.«
    »Da könnten Sie Recht haben«, sagte Tweed.
    »Franklin ist mir eine Zeit lang ziemlich massiv nachgestiegen«, fuhr Eva fort. »Aber ich glaube nicht, dass er mich bloß ins Bett kriegen wollte. Vielmehr hat er versucht, mich über Victors Sicherheitsvorkehrungen auszuhorchen. Damit ist er bei mir aber abgeblitzt. Ich an Ihrer Stelle würde mir diesen Drew Franklin mal genauer ansehen, Tweed.«
    »Das habe ich ohnehin vor. Und das, was Sie mir über Warner erzählt haben, ist hochinteressant. Besonders die Sache mit dem Sündenbock.«
    »Einen solchen hat er wie gesagt schon immer gesucht, als er noch bei Medfords war. Für das, was er vergeigt hat, musste immer jemand anders den Kopf hinhalten. Victor ist eben der typische Politiker und darüber hinaus ein wahrer Meister der Manipulation.«
    »Dann sollten Sie sich vor ihm in Acht nehmen«, sagte Tweed.
    Eva drückte ihm die Hand, die sie immer noch in der ihren hielt. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn auf den Mund. Tweed lächelte sie an und löste sanft, aber bestimmt seine Hand von der ihren.
    »Habe ich Ihnen eigentlich schon einmal gesagt, dass ich reife Männer bevorzuge, Männer, die über eine gewisse Erfahrung verfügen?«, sagte sie und sah ihm dabei tief in die Augen. »Diese jungen Machos, die von Frauen immer nur das eine wollen, langweilen mich zu Tode.«
    »Es war schön, mit Ihnen zu plaudern, Eva«, sagte Tweed in liebenswürdigem Ton. »Aber wenn jemand hereinkäme, der uns kennt, könnte das Ihrem Job beim Minister nicht gerade zuträglich sein. Deshalb würde ich jetzt lieber gehen.«
    »Ach, lassen Sie mich doch noch einen kleinen Chardonnay trinken«, entgegnete Eva und schwenkte ihr leeres Glas in Richtung Bar. Als Marco an den Tisch geeilt kam, sagte sie: »Noch einmal dasselbe, bitte. Für Sie auch, Tweed?«
    »Wenn Sie darauf bestehen...«
    »Natürlich bestehe ich darauf.«
    »Waren Sie eigentlich schon mal im Nahen Osten?«, fragte Tweed sie wie aus heiterem Himmel. »Immerhin sprechen Sie Arabisch.«
    »Es hat mir dort nie sonderlich gefallen«, antwortete Eva und blickte ihm tief in die Augen. »Die Schweiz ist mir da schon lieber. Dort funktioniert wenigstens alles.«
    »Das stimmt nun auch wieder.«
    Tweed hielt inne, weil gerade Marco herbeikam und zwei Gläser Chardonnay auf den Tisch stellte. Während Eva abermals ihr Glas zur Hälfte leerte, nahm er nur einen winzigen Schluck. Die verträgt aber eine ganze Menge, dachte er. Bis jetzt wirkte Eva nicht einmal ansatzweise beschwipst.
    »Glauben Sie denn, dass Sie mit der El Kaida fertig werden?«, fragte sie.
    »Da kann ich Ihnen nur mit dem Duke of Wellington antworten: Ob eine Schlacht gewonnen oder verloren ist, weiß man erst, wenn man sie geschlagen hat. Das ist zwar kein wörtliches Zitat, aber im Wesentlichen läuft es darauf hinaus. Ich würde mich ja gern noch länger mit Ihnen unterhalten, Eva, aber ich muss jetzt wirklich gehen.«
    »Verstehe. Sie wollen zurück in die Schlacht.« Eva trank ihren Wein aus. »Und keine Bange, sie müssen mich nicht nach Hause fahren. Ich habe meinen Wagen gleich um die Ecke stehen.«
     
    »Die Frau hat versucht, mich zu verführen«, erzählte Tweed, als er wieder bei Monica im

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