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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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ließ sich das Haar vom Wind zerzausen und summte die Bachkantate mit.
    Gleich hinter dem kleinen Dorf Marshall bog Taylor vom Highway ab auf eine zweispurige Straße, die kurz darauf einspurig wurde und dann in eine steil bergan führende, an beiden Seiten von Dickicht und Weinranken flankierte Schotterstraße überging. Der Lieferwagen kämpfte sich durch das Gestrüpp wie ein Dschungeljäger auf der Pirsch. Oben auf dem Hügel hielt Taylor an. Ringsum war alles so dicht mit Büschen und Bäumen zugewachsen, dass es fast dunkel war.
    «Wo sind wir hier?», fragte Anna.
    «Das wirst du gleich sehen.»
    Taylor nahm Picknickkorb und Decke in die eine Hand und zog mit der anderen Anna hinter sich her. Er führte sie mitten hinein ins Gestrüpp, schob die Zweige für sie beiseite. Nach ein paar Dutzend Metern kamen sie an einen Maschendrahtzaun, der oben mit aggressivem Stacheldraht verstärkt war.
    «Und jetzt?», fragte Anna.
    «Du wirst ja wohl noch über einen Zaun klettern können.»
    «Schon. Aber nicht über einen mit Stacheldraht.»
    «Das ist das kleinste Problem.» Taylor griff in den Picknickkorb und zog einen Drahtschneider hervor. Dann kletterte er am Maschendraht hoch und zerschnitt den Stacheldraht.
    «Das kannst du doch nicht machen!»
    «Und ob ich das kann», erwiderte er und schnitt weiter, bis mitten im Stacheldraht eine große Lücke klaffte. Dann sprang er herunter, nahm den Picknickkorb in die Hand und kletterte wieder hinauf und über den Zaun. «Jetzt du», rief er.
    Anna war beweglich und geschickt, und nachdem sie sich einmal darauf eingestellt hatte, über diesen Zaun zu klettern, war sie fast so rasch oben wie Taylor. Doch dann verfing sich der Saum ihres Kleides in einem Stück Stacheldraht, und Taylor musste ein Stück den Zaun hinaufklettern und sie befreien. Erfasste sie um die Taille und hob sie sanft herunter. Ehe er sie wieder auf den Boden stellte, fühlte er ihre Brust an seiner und spürte ihr Herz schlagen. Taylor mochte es, Anna so nah zu spüren.
    «Wo bringst du mich hin?», flüsterte sie.
    «Auf verbotenes Gelände», antwortete er, nahm sie wieder bei der Hand und führte sie einen kleinen Hügel hinauf. Das Gestrüpp ringsum war immer noch dicht, und erst, als sie oben auf der Anhöhe standen, begriff Anna, weshalb Taylor sie hierher geführt hatte. Unter ihnen erstreckte sich ein kleines, grünes Tal, das vom Land ringsum nicht einzusehen war. Und mitten am Hang stand ein Bauernhaus mit vernagelten Türen und Fenstern.
    «Wer wohnt denn da?», fragte Anna.
    «Niemand. Nur wir.»
    «Wie meinst du das denn?»
    «Das ist ein sicheres Haus, das dem Geheimdienst gehört. Sie haben Dutzende solcher Orte auf Halde liegen, um Überläufer unterzubringen, obwohl kaum ein Mensch sie jemals braucht. Ich dachte, wir besetzen es einfach ein Weilchen.»
    «Es ist wunderschön», sagte Anna. Sie lief durch das hohe Gras, und als die Schwerkraft sie den Abhang hinunterzog, fing sie an zu rennen. Taylor folgte ihr mit der Decke und dem Picknickkorb. Als sie das Haus erreichten, waren sie beide außer Atem. Hinter dem Haus floss ein Bächlein mit einem kleinen Wasserfall. Taylor breitete die Decke auf dem saftigen Gras daneben aus, und das Rauschen des Wassers erfüllte die Luft.
    «Komm ins Bett», sagte Taylor. Er hatte bereits Schuhe und Socken ausgezogen.
    Anna betrachtete ihn, wie er da inmitten dieser grünen Weite auf der Decke saß. Die üppige Wildheit des Ortes spiegeltesich in seinem begehrlichen Blick. «Sollen wir das wirklich tun?», fragte sie.
    «Na, selbstverständlich.»
    «Aber was kommt dann?»
    «Das weiß ich nicht. Aber das spielt auch keine Rolle.» «Wir müssen immer noch weiter zusammenarbeiten.»
    «Na und? Ich arbeite ständig mit Leuten, die ich nicht ausstehen kann, da kann ich doch wohl auch mal mit jemandem zusammenarbeiten, den ich liebe.»
    «Sag so was nicht.»
    «Warum nicht? Hör auf, dich so dagegen zu wehren. Lass dich doch einfach mal gehen.» Er stand auf, kam ein paar Schritte auf sie zu und spürte die feuchte Erde und die Grashalme an den Füßen. «Komm zu mir», sagte er.
    «Ich hatte schon so lange keinen Sex mehr.»
    «Komm zu mir», wiederholte er.
    Anna ging langsam auf ihn zu und streifte im Gehen die Schuhe ab. Er zog den Reißverschluss ihres Sommerkleids ein Stückchen auf und streifte ihr die Träger von den Schultern. Sie trug keinen BH.
    «Ich will dich», flüsterte sie.
    Taylor schob die Hände unter ihren Rock und unter den

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