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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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prüfen, meine Liebe, und zu entscheiden, was als Nächstes zu tun ist.»
    «Also, Alan, wie kommen Sie mit Mr.   Achmedow voran?»
    «Munzer ist im Boot», antwortete Taylor. «Ich war drei Mal in Brooklyn, um ihn zu besuchen, und wir sind zu einer Einigung gelangt.»
    «Worin besteht diese Einigung?»
    «Er wird als Agent für uns arbeiten, auf Basis eines Halbjahresvertrags. Wir zahlen ihm sechstausend im Monat plus Spesen.»
    «Und die Aufhebungsbedingungen?»
    «Wenn er sechzig wird, was nächstes Jahr der Fall ist, erhält er eine Rente von tausend Dollar im Monat, vorausgesetzt, er unterschreibt eine Verzichterklärung und hält auch ansonsten den Mund. Er behauptet, wir würden ihm das ohnehin schulden, weil er schon in den Fünfzigern für uns gearbeitet hat, wobei Marjorie allerdings meint, in seiner Personalakte stehe nichts von einem Pensionsanspruch. Mein Vorschlag ist, wir bohren da nicht nach. Und zahlen ihm das Geld einfach.»
    «Bestens. Haben Sie ihm sonst noch irgendwas versprochen?»
    «Finanziell gesehen nein.»
    «Ich meinte auch eher ideell.»
    «Ich habe ihm natürlich den üblichen Mist von einem höheren Zweck erzählt.»
    «Und was für ein Mist war das in diesem Fall genau?»
    «Dass wir Turkestan von den Russen befreien, dass wir ihn niemals verraten werden und so weiter und so fort. Er hat sich wirklich sehr gefreut, als sein Gedicht im Radio gesendet wurde, sich dann aber trotzdem noch geziert, wieder für die CIA zu arbeiten. Also habe ich letzte Woche zusammen mit einem Kumpel von der Nahostabteilung, der mir noch einen Gefallen schuldete, eine kleine Schmierenkomödie für ihn inszeniert. Mein Freund hat ihm einen Vortrag über die Zustände in Zentralasien gehalten und ihm erzählt, dass allerorts Muslime aufstehen,um die Atheisten und die Ungläubigen zu stürzen. Munzer war hin und weg.»
    «Was glaubt er, was er für uns tut?»
    «Er unterstützt uns bei der Befreiung Turkestans.»
    «Und er hält das alles für real?»
    «Na klar.»
    «Wie groß wird dann das Geschrei, wenn wir die Sache sterben lassen?»
    «Das wird ihn mit Sicherheit nicht glücklich machen. Aber was soll’s? Er behauptet doch ohnehin schon seit fünfundzwanzig Jahren, dass er von der CIA betrogen wurde. Warum sollte ihm jetzt plötzlich jemand zuhören?»
    «Hmm», machte Stone ungerührt. «Ja, Alan, das klingt alles sehr vernünftig. Vielen Dank.»
    Anna biss sich auf die Lippen. Sie hätte gern etwas dazu gesagt, doch sie war noch nicht an der Reihe, und Munzer Achmedow war nicht ihr Agent. Stone schien ihre Anspannung zu spüren und wandte sich ihr zu.
    «Wie sieht es denn bei Ihnen aus, Anna? Sind Sie sich mit Frank Hoffman einig geworden?»
    «Ich denke schon. Er hat den Vertrag unterzeichnet, weigert sich aber, Geld von uns zu nehmen. Er sagt, er sei ohnehin schon zu reich.»
    «Wann werden Sie ihm Mr.   Ascari übergeben?»
    «Nächste Woche, in Athen. Ascari reist aus London an.»
    «Und was halten Sie persönlich von Hoffman?»
    «Inzwischen ist er mir viel sympathischer, als ich anfangs geglaubt hätte. Zumindest treibt er keine Spielchen.» Es hatte bissig klingen sollen, doch Stone schien das gar nicht zu merken.
    «Dann ist ja alles bereit. Und für uns ist es Zeit, uns der nächsten Stufe zuzuwenden.»
    «Mr.   Stone?», sagte Anna. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    «Ja, meine Liebe?»
    «Ich möchte Ihnen gern eine Frage stellen.»
    «Aber selbstverständlich. Worum geht es denn?»
    «Was sagt eigentlich das Außenministerium zu unserer Operation?»
    «Das Außenministerium? Wieso wollen Sie denn das wissen?»
    «Ich habe mich das einfach nur gefragt. Dort verfolgt man doch eigentlich die Politik, die sowjetischen Republiken nicht aufzuhetzen. Und ich weiß noch genau, dass Sie selbst mir bei unserem Gespräch damals im Motel an der I-270 gesagt haben, das Außenministerium sei in Sorge, Aktionen in den angegliederten Kleinstaaten könnten Ärger mit Moskau nach sich ziehen.»
    «Wenn ich mich recht entsinne, sprach ich sogar von Atomkrieg. Man fürchtet, dass so etwas im Atomkrieg enden könnte. Was natürlich Unsinn ist. Aber Sie haben völlig recht, das ist die Haltung des Außenministeriums.»
    «Gut. Aber unter diesen Voraussetzungen sollte man doch eigentlich meinen, dass sie dagegen sind.»
    «Was sie sicherlich auch wären, wenn sie davon wüssten. Glücklicherweise ist das aber nicht der Fall.»
    Annas Anspannung wuchs. Sie befürchtete, Stone könnte lügen, wenn sie ihn weiter

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