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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Parteisekretär.»
    «Und seither haben Sie nicht mehr daran gedacht.»
    «Natürlich nicht. Was sollten wir denn tun? Der Sender reicht nur über einen knappen Kilometer. Und wen interessiert schon, was der Parteisekretär in Alma-Ata zu sagen hat?»
    «Uns», sagte Stone. «Zumindest wollen wir, dass man dasglaubt. Es wäre durchaus in unserem Interesse, wenn gewisse Leute der Ansicht wären, der verdeckte Einsatz in Zentralasien ginge so weit, dass die CIA sich sogar die Mühe macht, eine höchst ausgeklügelte Wanze in das Büro des kasachischen Parteiführers einzuschleusen. Und wenn sie dann auch noch anfangen, sich zu fragen, wie die Wanze wohl dorthin gekommen sein kann – was natürlich auf den sowjetischen Generalkonsul und seine Frau in Istanbul zurückfällt   –, dann haben wir doch schon einiges erreicht.»
    «Das ist geradezu teuflisch», sagte Taylor.
    «Sie schmeicheln mir. Auf jeden Fall, liebe Freunde, schlage ich für unsere kleine Inszenierung folgendes Ende vor. In ein paar Monaten werden wir in einem passenden Moment dafür sorgen, dass der KGB die Wanze in Alma-Ata entdeckt. Alles weitere überlassen wir dann den Russen. Und wir lehnen uns einfach nur zurück und beobachten den ganzen Spaß.»
    «Aus sicherer Entfernung, nehme ich an», sagte Anna.
    «Selbstverständlich, meine Liebe», sagte Stone. «Etwas anderes käme mir doch niemals in den Sinn.»
     
    Am Abend machte sich Taylor in dem weißen Karpetland-Lieferwagen auf die endlose Fahrt die Wisconsin Avenue entlang, vorbei an zahllosen Ampeln. Er parkte ein paar Straßen von Stones Haus entfernt und ging das letzte Stück zu Fuß. Vor der entsprechenden Hausnummer blieb er stehen und betrachtete das Haus. Im Grunde war es die architektonische Entsprechung zu Stone: ein eleganter, vier Stockwerke umfassender Backsteinbau, der vor mindestens zweihundert Jahren errichtet und seither so sorgfältig gepflegt worden war, als wollte man sich gegen den Lauf der Zeit stemmen. Taylor warf einen Blick durch die Bleiglasfenster und sah einen eleganten Salon mit antiken Möbeln.Durch den Flur konnte man bis ins Arbeitszimmer sehen, wo Stone in einem Ledersessel saß. Taylor klingelte, und der alte Mann stand auf, um ihm zu öffnen.
    «Kommen Sie doch herein», sagte er. Er trug eine Strickjacke und hatte eine Zigarre im Mund. Er führte Taylor zurück ins Arbeitszimmer, das ringsum voller Bücher stand und auf einen großen Garten hinausging. Nachdem sie Platz genommen hatten, bot Stone auch seinem Gast eine Zigarre an, die Taylor freudig annahm. Es war eine Davidoff Nr.   1, die einer von Stones zahllosen Freunden ins Land geschmuggelt hatte.
    «Miss Barnes ist eine ganz erstaunliche Frau, nicht wahr?», bemerkte Stone, während Taylor seine Zigarre anzündete.
    «Absolut», erwiderte Taylor. «Tolles Mädchen.»
    «Und sie hat sich bisher außergewöhnlich gut geschlagen, finden Sie nicht? Wenn man bedenkt, wie wenig Erfahrung sie noch hat.»
    «O ja. Sie hatte von Anfang an alles im Griff.»
    «Glauben Sie, dass sie sich mit unserer Operation wohlfühlt? Ihre heutigen Bemerkungen haben da einige Zweifel in mir geweckt.»
    «Sie kommt schon klar. Offenbar hatte sie ein paar Probleme, aber nachdem sie drüber gesprochen hatte, wirkte sie doch gleich viel entspannter. Machen Sie sich keine Sorgen ihretwegen, sie hält einiges aus. Und sie wird ganz sicher nicht desertieren.»
    «Es freut mich, dass Sie das sagen», sagte Stone. «Offensichtlich ist sie eine sehr entschlossene junge Frau mit ganz eigenen Vorstellungen davon, wie die Dinge zu sein haben. Aber das hat ja vielleicht auch sein Gutes.»
    «Ganz sicher», bekräftigte Taylor und fragte sich insgeheim, was das eigentlich alles sollte. Doch Stone näherte sich dem eigentlichen Thema auf seine Weise.
    «Was halten Sie denn von ihrem kleinen Plädoyer für die christlich-muslimische Freundschaft?»
    «Völlig harmlos», sagte Taylor. «Darüber würde ich mir keine weiteren Gedanken machen. Vielleicht ist die Idee an sich ja auch gar nicht so schlecht.»
    «Ein Vorteil wäre jedenfalls, dass es sie beschäftigt hält und Ihnen die Freiheit lässt, andere Dinge zu tun.»
    Taylor legte den Kopf schief. «Beispielsweise?»
    «Nun, wie soll ich sagen? Sie brauchen sich bei der Durchführung dieser Operation nicht unbedingt nur auf die Punkte zu beschränken, die wir bereits besprochen haben, Alan.»
    «Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Mr.   Stone.»
    «Ich will damit sagen,

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