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Das Netzwerk

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Titel: Das Netzwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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«Baku 1967».
    Das Buch, das von einem gewissen M.   M.   Sattarow stammte, trug den Titel
Islam din galyglary
.
Überreste des Islam
. Anna blätterte darin. Es handelte sich offenbar um einen Traktat zur aktuellen islamischen Religionsausübung in Aserbaidschan, mit detaillierten Beschreibungen der islamischen Heiligtümer und Sufi-Kultstätten in der sowjetischen Republik. Während sie noch in dem Buch blätterte, fiel ein handgeschriebener Zettel heraus. Anna hob ihn auf.
    «Das wäre doch ein hübsches Geschenk für Ihren neuen Freund», stand darauf. «Viel Glück in Istanbul!» Und als Unterschrift: «Stone».
     
    «Bringen Sie mir türkischen Honig mit?», fragte Howard am Abend, als sie sich trafen, um die nächste Phase der Mission durchzusprechen.
    «So etwas gibt es nicht in Istanbul», erwiderte Anna.
    «Dann gehen Sie eben für mich in ein türkisches Bad.»
    «Da dürfen nur Männer rein.»
    «Gut», sagte Howard. «Dann eben nicht.»
    Er unterbreitete ihr die Einzelheiten. «Für die Reiseplanung sind Sie selbst verantwortlich. Lassen Sie sich Flug und Hotel von den Sekretärinnen bei Halcyon buchen. Aber fliegen Sie bitte auf jeden Fall Economy Class. Überlegen Sie sich einen überzeugenden Grund für die Reise, am besten irgendwas Geschäftliches. Und machen Sie vor allem schnell, sonst ist Ascari längst wieder weg.»
    «Wie sieht es mit dem Geld aus?»
    «Die tausend Dollar kriegt er bar auf die Hand.»
    «Aber vielleicht reicht ihm das ja nicht. Vielleicht will er mehr.»
    «Dann halten Sie ihn hin. Sagen Sie ihm, dass Sie das zuerst mit Ihren Freunden von der Botschaft abklären müssen. Und sagen Sie ihm, dass er sich, falls er mehr Geld haben will, in London einem Lügendetektortest unterziehen muss. Wird Zeit, dass wir den Knaben etwas an die Kandare nehmen.»
    «Darf ich ihm sagen, dass ich von der CIA bin?»
    «Bloß nicht! Sie arbeiten schließlich als NOC.»
    «Bitte, Howard. Ich hielte das wirklich für besser. Außerdem weiß er es ohnehin längst.»
    «Er weiß es keineswegs», sagte Howard. «Er vermutet es nur. Das ist ein Unterschied. Außerdem spielt das doch überhaupt keine Rolle.»
    «Für mich schon.» Anna suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, ihre Probleme mit Ascari zu schildern, ohne gleich wie eine Heulsuse zu klingen. «Ich will ehrlich sein», sagte sie schließlich. «Wenn er weiß, dass ich beim Geheimdienst bin, bedrängt er mich vielleicht nicht ganz so sehr. Es könnte sein, dass er mich dann mehr wie eine Agentin behandelt und nicht wie ein Sexobjekt.»
    «Ach so, deshalb.» Howard klang unschlüssig. «Da müsste ich im Hauptquartier nachfragen. Allerdings sind die wild entschlossen, die Maskerade durchzuziehen, und werden ihre Meinung wohl kaum ändern. Es sei denn, es gibt ein echtes Problem.» Das sagte er so angeekelt, als spräche er von irgendeiner seltenen Krankheit.
    «Nein, » seufzte Anna. «Vermutlich nicht.» Sie ließ den Kopf in die Hände sinken.
    «Was ist denn los, Mädchen?», fragte Howard bemüht. «Haben Sie Schiss?»
    «Nein, das ist es nicht», sagte Anna. «Ich weiß einfach nur nicht so recht, ob ich mit dem Mann klarkommen werde.»
    «Wieso denn nicht? Bisher machen Sie das doch ganz prima.»
    «Nein, überhaupt nicht. Ich mache es miserabel. Sie haben doch neulich nach unserem Verhältnis gefragt? Ich fürchte, irgendwie stimmt die Chemie nicht.«
    «Und das heißt im Klartext?»
    «Das heißt im Klartext, ich kann den Kerl nicht ausstehen. Er ist ein widerlicher Wichser, und ich würde ihn am liebsten nie wiedersehen.»
    «Ach, kommen Sie», sagte Howard. «Sie sollen ihn ja nicht heiraten, Sie sollen ihn nur als Agenten aufbauen. Und das machen Sie bisher ganz toll! Kopf hoch. Sie sind doch unser Superstar!»
    «Aber er ist so widerlich.»
    «Wissen Sie was?» Howard legte Anna den Arm um die Schultern. «Wenn es Ihnen nach Istanbul immer noch so mit ihm geht, schauen wir, dass wir ihn an jemanden von der Botschaft delegieren. Einverstanden?»
    «Einverstanden.» Anna atmete tief durch. «Eine Frage hätte ich noch.»
    «Und die wäre?»
    «Was mache ich, wenn ein Notfall eintritt?»
    «Was denn für ein Notfall?»
    «Ich weiß auch nicht. Falls es irgendein Problem gibt in Istanbul. Mit Ascari. Falls ich aus irgendeinem Grund mit Ihnen oder mit der Zentrale Kontakt aufnehmen muss.»
    «Melden Sie sich beim Leiter der Außenstelle dort. Er heißt Taylor. Wir benachrichtigen ihn ohnehin, damit er weiß, dass Sie in seinem

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