Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das neue Buch Genesis

Das neue Buch Genesis

Titel: Das neue Buch Genesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
Vom Netzwerk:
es hören willst. Du bist zu klug, um eine gute Erklärung zu ignorieren, und dann wirst du mich nicht mehr wie eine Maschine behandeln können. Das wird sehr hart für dich sein. Vielleicht ist es besser, wenn ich warte, bis du für die Antwort bereit bist. Vielleicht kommst du sogar selber darauf, wenn ich lange genug warte.« »Das ist deine Entscheidung«, meinte Adam. »Nein«, widersprach Art. »Ich möchte, dass du es entscheidest.« »Gib mir deine Erklärung.« »Bist du dir sicher?« Adam zögerte. »Ich bin mir sicher.« »N a schön«, sagte Art. »Die erste Nachricht, die der Chinese schreibt, lautet: >Ich werde dein Gebäude niederbrennen.< Was, glaubst du, wird die Maschine darauf antworten?«
    »Das ist völlig egal«, antwortete Adam. »Hauptsache, die Antwort ergibt einen Sinn. Das ist das Einzige, worauf es bei dem Problem ankommt.«
    »Nein«, widersprach Art. »Es kommt nicht nur darauf an. Es gibt unendlich viele mögliche sinnvolle Antworten. Sie könnte ihn provozieren mit: >Mach ruhig. Ich habe es sowieso satt, hier eingesperrt zu sein.< Sie könnte es mit Aggression versuchen: >Nimm dich bloß in Acht oder ich komme raus und versohle dir deinen chinesischen Hintern.< Sie könnte es mit einem Ablenkungsmanöver versuchen: >Warum willst du mich denn anzünden?< Oder sie könnte ihn anflehen: >Bitte nicht! Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen.< Es gibt Tausende von möglichen Antworten und Millionen von Arten, diese zu formulieren. Dein Beispiel funktioniert nur, wenn wir uns überlegen, wie die Maschine die Antworten auswählt.«
    »Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, wie sie das tut. Sagen wir einfach, sie sucht sie zufällig aus. Die erste, die ihr in den Sinn kommt.« »Aber sie hat keinen Sinn.«
    »Es gibt sie j auch nicht wirklich«, erwiderte Adam gereizt. »Darum geht es j auch gar nicht. Es geht nur darum, ein Prinzip zu veranschaulichen.«
    »Schon«, stimmte Art zu. »Aber denk mal über dieses Prinzip etwas genauer nach. Du hast mir vorhin gesagt, du wärst anders als ich, weil du den Dingen Bedeutung verleihst. Aber überleg doch mal, wozu dein Zimmer in der Lage sein muss. Es muss imstande sein, die chinesischen Nachrichten zu deuten, und es muss seine eigenen Absichten bei der Formulierung der Antworten verfolgen. Ohne eigene Absichten kann es auch keine Unterhaltung führen.«
    »Das stimmt nicht«, unterbrach ihn Adam. »Vielleicht ist es einfach nur ein System, das programmiert wurde, Muster zu interpretieren. Wenn dieses Symbol kommt, dann drucke dieses Symbol. Wenn das Programm komplex genug ist, kann es den Sprecher täuschen.«
    »Das hängt wohl eher von der Intelligenz des Sprechers ab, aber wir verzetteln uns hier. Für eine einfache Unterhaltung braucht das Zimmer natürlich kein Bewusstsein, nicht mehr als du dein Bewusstsein benutzt, um den Wachen, die deine Zelle reinigen, einen Gruß entgegenzubrummeln. Aber ab einem gewissen Punkt, wenn das Zimmer dazu aufgefordert wird, auf seine eigenen Erinnerungen zurückzugreifen, auf veränderte Bedingungen zu reagieren, seine eigenen Ziele zu verändern, eben all jene Dinge zu tun, die du tust, wenn du eine bedeutungsvolle Unterhaltung führst, dann sieht es plötzlich ganz anders aus. Du hältst dieses Ding, das du Bewusstsein nennst, für eine geheimnisvolle Gabe des Himmels, doch letztlich ist Bewusstsein nichts anderes als der Kontext, in dem Denken stattfindet. Bewusstsein ist das Gefühl, auf Erinnerungen zurückzugreifen. Warum kann man sich wohl nicht an Ereignisse aus den ersten Kindheitsjahren erinnern? Weil das Bewusstsein zu diesem Zeitpunkt noch nicht voll entwickelt ist.«
    »Du redest um die Frage herum«, ermahnte ihn Adam, doch in seinen Augen lagen Zweifel. »Ich bin im Zimmer und ich verstehe kein Wort von der Unterhaltung. Das Gespräch findet statt, obwohl ich mir dessen nicht einmal bewusst bin. Erklär mir das, wenn du kannst.«
    Art nickte, als wäre er froh darüber, dass das Ende der Diskussion in Sicht war. »Du musst die Unterhaltung überhaupt nicht verstehen, weil die Person auf der anderen Seite der Wand nicht mit dir spricht. Sie spricht zu der Maschine, deren Hebel du bedienst. Und die Maschine versteht die Person sehr gut.«
    »Das ist lächerlich«, entgegnete Adam, doch die Worte kamen reflexartig und klangen kraftlos. »Warum?«, wollte Art wissen. »Sie besteht nur aus Hebeln und Seilzügen. Sie kann nicht verstehen.« Adams Stimme verriet die Wahrheit. Er wusste, wie

Weitere Kostenlose Bücher