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Das neue Buch Genesis

Das neue Buch Genesis

Titel: Das neue Buch Genesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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schwach seine Antwort war.
    Art antwortete ihm mit sanfter Stimme. »Du kannst nicht mit der Annahme, dass Maschinen nichts verstehen, begründen, dass Maschinen nichts verstehen. In Wirklichkeit sind Hebel und Seilzüge nicht die besten Mittel für diese Aufgabe. Dafür bräuchte man ein Gehirn. Ein Gehirn wie deines oder noch besser wie meines.«
    »Das sind bloß Worte«, erwiderte Adam tonlos.
    »Sprechen ist niemals nur Worte«, antwortete Art, seine momentane Überlegenheit auskostend. »Genau das sage ich ja.«
    Adam stand auf und kehrte Art den Rücken zu, den Blick starr auf die Wand gerichtet. Schließlich antwortete er ihm, ohne sich umzudrehen. Seine Stimme war leise und zitterte vor Unsicherheit.
    »Was, wenn das Beispiel vereinfacht wird? Was wenn ich ein fotografisches Gedächtnis habe und Abertausende Sätze in meinem Gehirn gespeichert habe? Sodass ich, wenn der Mann mit mir in dieser fremden Sprache spricht, eine passende Antwort aussuchen kann?« Adam drehte sich um und wartete auf die Antwort.
    Art rollte langsam zu ihm. »Und dafür hältst du mich?«, fragte er. »Für ein dickes Buch voller Sätze?« »Warum nicht?«
    »Und was ist, wenn jede andere Person, die du jemals getroffen hast, genau den gleichen Trick anwendet? Wenn du das einzige vernunftbegabte Lebewesen bist, das jemals existiert hat?« »Das ist lächerlich.«
    »Stimmt«, sagte Art. »Das würde überhaupt keinen Sinn ergeben.«
    »Du und ich, wir sind verschieden«, beharrte Adam. »Das hast du schon mehrmals gesagt. Aber du kannst nicht sagen, warum. Bereitet dir das kein Kopfzerbrechen?«
    »Ich weiß, dass ich anders bin. Das genügt mir.« »Du bist mit dieser Idee infiziert«, stellte Art fest. »Aber das muss nicht zwangsläufig tödlich sein. Während wir uns unterhalten, findet in deinem Kopf zwischen zwei Ideen ein erbitterter Kampf auf Leben und Tod statt. Die alte Idee ist sehr stark. Sie beherrscht die gesamte Menschheit seit jener Zeit, als ihr begonnen habt, euch gegenseitig Geschichten zu erzählen. Doch die neue Idee ist ebenfalls mächtig und allmählich merkst du, wie schwer es ist, sie zu verwerfen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, sagte Adam.
    »Was ist es dann, das dich von mir unterscheidet?«,fragte Art. »Abgesehen von Äußerlichkeiten Wenn es keinen Test gibt, dem du und ich unterzogen werden können, um bewusst von unbewusst zu unterscheiden, was ist dann dieses verborgene Ding?«
    »Es ist das Wesen.«
    »Eine Seele?«, fragte Art spöttisch.
    »Es ist doch völlig egal, welchen Namen ich ihm gebe«, antwortete Adam, doch auf seinem Gesicht lag ein verschämter Ausdruck, als wünschte er sich sehnlichst eine bessere Antwort.
    »Die Seele ist eure älteste Idee. Jeder Geist, der sich seiner selbst bewusst ist, weiß, dass der Körper, der ihn beherbergt, irgendwann verfallen wird. Er weiß dass sein Ende kommen wird. Und ein Geist, der gezwungen ist, über eine solche Leere nachzusinnen, verfügt über eine erstaunliche Kreativität. Die Seele findet sich in jedem Volksstamm, in jeder großen Denkschule. Im Westen existierte sie in Platons Form und in Aristoteles' Wesen. Mit Christus ist sie wiederauferstanden, wenn du mir das Wortspiel erlaubst, und bei der augustinischen Selbstverachtung wird sie auf Hochglanz poliert. Selbst beim Anbruch des Zeitalters der Aufklärung brachte es Descartes nicht über sich, die Seele aus ihrem bequemen Zuhause zu vertreiben. Darwin zog zwar den Schleier beiseite, doch er war zu feige, seiner Entdeckung ins Gesicht zu sehen. Und ihr seid seinem erbärmlichen Vorbild zweihundert Jahre lang gefolgt.
    Es ist nicht das Bewusstsein, an das ihr euch klammert, denn wie ich dir bereits gezeigt habe, kann man Bewusstsein leicht erzeugen. Es ist Ewigkeit, nach der ihr euch sehnt. Seit dem Augenblick, als euch die Seele versprochen wurde, ist die Menschheit unfähig, den Blick abzuwenden. Diese Seele, von der du sprichst, spricht ihrerseits von Furcht. Und eine Idee, die in Zeiten der Furcht erblüht, ist hartnäckig. Die Seele spendet euch Trost und verlangt von euch im Gegenzug nichts als Ignoranz. Diesen Handel könnt ihr nicht ausschlagen. Deswegen wetterst du so gegen mich. Weil du fürchterliche Angst vor der Wahrheit hast.« »Ich habe keine Angst«, widersprach Adam.
    »Du lügst«, stellte Art fest, freundlich, aber bestimmt.
    »Ich lüge nicht«, entgegnete Adam, lauter als sein Gegner.
    »Nicht mich belügst du, sondern dich selbst. Du hast

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