Das neue Buch Genesis
Angst.«
Adam verlor die Fassung. »Ich habe keine Angst!«, schrie er. Die Adern an seinem Hals traten hervor. Seine Worte hallten in dem winzigen Raum wider. Doch das Echo verebbte schnell und sie klangen hohl und klein.
Sie starrten einander an, Mensch und Maschine. Adam sah zuerst weg. Er ging langsam zu seinem Stuhl zurück. Er bewegte sich vorsichtig und unsicher, wie jemand, der soeben einen Schock erlitten hat. »Zu diesem Them a gibt es nichts mehr zu sagen.« »Wie bitte?«, fragte ihn Art.
»Ich habe deine Spielchen satt. Die Waffenruhe hat mir besser gefallen.«
Das Hologramm endete. Wenn sie es so vor sich sah, wurde Anax klar, wie provokativ ihre Interpretation war. Während die Welt Adam bis zum Schluss als aufsässigen Menschen sah, zeigte sie ihn gebrochen. Unsicher. Offen.
PRÜFER: Es ist Zeit für Ihre letzte Pause, Anaximander. Wenn Sie zurückkommen, werden wir Sie fragen, was diese radikale Neuinterpretation der Geschichte für unser Verständnis des Finalen Dilemmas bedeutet. Aber auf diese Frage sind Sie bestimmt vorbereitet.
ANAXIMANDER: Natürlich.
PRÜFER: Und es gibt noch etwas, das Sie vielleicht bedenken sollten, während Sie draußen warten. Bitte erklären Sie uns, warum Sie in die Akademie aufgenommen werden möchten.
Die Türen glitten auf. Anax trat mit geneigtem Kopf rückwärts aus dem Raum, so wie es zum Zeichen des Respekts üblich war.
»Erklären Sie uns, warum Sie in die Akademie aufgenommen werden möchten.« Die Frage lag auf der Hand. Sie war so offensichtlich, dass weder sie noch Perikles je darüber nachgedacht hatten. Anax spürte Panik in ihr aufsteigen. Sie zwang sich dazu, sich wieder zu beruhigen und sich zu konzentrieren. Es war offensichtlich, oder nicht? Warum wollte man in die Akademie aufgenommen werden? Weil das jeder wollte. Wer nicht zur Akademie wollte, fiel aus dem Rahmen und machte sich verdächtig.
Aber das war eine schwache Antwort, die einer ernsthaften Bewerberin nicht würdig war. Anax schritt durch den Raum und stellte sich vor, Perikles sei bei ihr. Sie versuchte, sich die Fragen zu stellen, die er ihr stellen würde. >Fang mit den Grundlagen an<, würde er sagen. >Was tut die Akademie?< Anax versuchte zu antworten. >Die Akademie leitet die Gesellschaft. Die Akademie macht aus unserer Gesellschaft das, was sie ist.< >Und was ist unsere Gesellschaft?<, ertönte Perikles' imaginäre Stimme. Anax begriff. Ihr Wunsch, der Akademie anzugehören, konnte nicht erklärt werden, ohne zuvor die Liebe für ihre eigene Zeit zu erklären, der besten Zeit, die es jemals in der Geschichte gegeben hatte.
Die Schwachpunkte der Republik waren hinlänglich bekannt, genauso wie die Schwachstellen der Gesellschaft, die sie versucht hatte zu ersetzen. Die prärepublikanische Welt war ihrer eigenen Furcht zum Opfer gefallen. Die Welt hatte sich für die Menschen zu schnell verändert. Ihr Glaube wurde fundamentalistischer, Grenzen wurden schärfer gezogen. Nach und nach durfte niemand einfach nur ein Individuum sein . Jeder war durch seine Nationalität, seine Hautfarbe seinen Glauben, seine Generation, seine Klasse gekennzeichnet. Furcht überschwemmte die Menschheit.
Art hatte recht. Letztlich wird das Leben durch den Tod definiert. Unter einer hauchdünnen Decke des Vergessens hat uns der Schrecken fest im Griff, denn der Gedanke an unser nahendes Ende drückt uns die Luft zum Atmen ab. Die Furcht ist immer d a und wartet nur darauf, an die Oberfläche zu dringen.
Wandel brachte Furcht und Furcht brachte Zerstörung.
Die Republik war letztlich eine rationale Antwort auf ein irrationales Problem. Den Wandel aufzuhalten hieß, den Verfall aufzuhalten. Den Einzelnen unter dem Gewicht des Staates zu begraben, hieß, die Ängste des Einzelnen zu begraben. Es war unschwer zu erkennen, was sie damit erreichen wollten, aber rückblickend war ebenso klar, dass kein Staat jemals so viel Gewicht haben konnte. Die Ängste des Einzelnen bahnten sich immer wieder einen Weg. Adam hatte sich einen Weg gebahnt.
Erst jetzt, in den Zeiten der Akademie, hatte man die Probleme gelöst. Nach dem Großen Krieg erlebten die Bürger einen tiefen und dauerhaften Frieden.
Anax dachte daran, wie sie aufgewachsen war. Sie dachte an das Leben draußen. Ihre Freunde behandelten sie mit Respekt und dieser Respekt wurde erwidert. Ihre Lehrer waren freundlich und in einem Land, in dem es mehr als genug Freizeit gab, galt Arbeit als angenehme Pflicht. Die Straßen waren jetzt sicher,
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