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Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)

Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)

Titel: Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz , Kai Schreiber
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Eigenschaft, die in der (komplizierten) Theorie die Entstehung von Braunen Zwergen begünstigt. Andere lassen Braune Zwerge in der Nähe von sehr hellen Sternen entstehen. Die Strahlung des hellen Nachbarn pumpt Energie in die Wolke, die den zukünftigen Zwerg umgibt. Das Gas heizt sich auf, und seine Atome gehen kaputt. Die Reste verteilen sich über ein großes Volumen und fallen nicht mehr auf den Zwerg, der deshalb nicht zum Stern heranwächst. So könnte es auch gehen, jedenfalls wenn zufällig gerade ein heißer Stern in der Nähe ist.
    Allen bisherigen Szenarien ist gemeinsam, dass sie Braune Zwerge als verhinderte Sterne betrachten. Man kann aber auch andersherum anfangen und sagen, es handele sich um verhinderte Planeten. Man baut den Braunen Zwerg so wie einen Planeten zusammen – in einem scheibenförmigen Nebel, der junge Sterne umgibt. Wenn der Zwerg fertig ist, braucht man wieder einen Fußtritt, um ihn aus der Scheibe rauszubefördern, nur diesmal wäre es ein Zusammenstoß mit einem Kollegen – einem anderen Braunen Zwerg oder einem Riesenplaneten –, der ihn in die freie Wildbahn katapultiert. Klingt gut, aber wenn das so wäre, dann müsste man, sieht man sich ganz junge Braune Zwerge an, immer auch eine Sonne in der Nähe finden, aus deren Scheibe der Zwerg hätte herausgeworfen werden können. Leider ist das nicht immer so.
    In Wahrheit gibt es womöglich mehrere Varianten der Entstehung von Braunen Zwergen. Wenn wir heute ein paar Zwerge am Himmel sehen und sie sich ähneln, heißt das noch lange nicht, dass sie auch denselben Ursprung haben. Braune Zwerge verdeutlichen schön, dass Stern- und Planetenentstehung nicht zwei getrennte Prozesse sind, sondern zwei ineinander verwobene Handlungsstränge in einem großen, komplexen Geschehen. Die Natur verfügt über Mittel und Wege, die verschiedensten Objekte zusammenzubauen, sie kümmert sich nicht darum, wie wir diese Objekte am Ende nennen und in welchen Instituten wir sie untersuchen lassen. Sie kann Sterne herstellen, die hundertmal so schwer sind wie die Sonne, Braune Zwerge, und am anderen Ende der Skala Planeten von der Größe der Erde. Außerdem produziert sie noch viel kleinere Objekte, zum Beispiel Zwergwale, aber das ist ein anderes Thema.

[zur Inhaltsübersicht]
    Brüste
    A curious aspect of the theory of evolution is that everybody thinks he understands it.
    Jacques Monod, «On the Molecular Theory of Evolution», 1974
    Die Frage, warum Frauen Brüste haben, ist eine von mehreren in diesem Buch, die sich als Konversationsthema nur wenig eignen. «Das ist doch klar», werden die meisten Gesprächspartner einwenden, wenn nicht gleich: «Das war nie Unwissen, du hast da nur was falsch verstanden.» Es ist offenbar leichter, Unwissen zu akzeptieren, wenn es sich am anderen Ende des Universums befindet (→Space Roar) oder sich nur selten bemerkbar macht (→Megacryometeore). Dass es Unwissen gibt, das wir täglich mit uns herumtragen oder an anderen Menschen betrachten, lässt die Welt ein wenig unaufgeräumt wirken.
    Aber mit dieser Unaufgeräumtheit müssen wir uns vorerst arrangieren, denn noch gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, warum Frauen in der Pubertät Brüste bekommen und sie ihr Leben lang behalten. Kein anderes Säugetier lässt sich dauerhafte Brüste wachsen. In der Stillzeit schwillt das Brustdrüsengewebe an, aber nach deren Ende schwillt es wieder ab. Auch Kühe sind da übrigens keine Ausnahme. Milchkühe sind auf möglichst hohe Milchproduktion und damit große Euter hin gezüchtet, und sie müssen regelmäßig Kälber gebären, damit die Milch nicht versiegt. Kühe, die kein Kalb säugen, haben kleine und unauffällige Euter.
    Wer jetzt denkt «Na, Brüste gibt es eben, weil Männer sie attraktiv finden», der trägt das Problem damit nur in eine andere Abteilung. Warum finden Männer Brüste attraktiv? Es muss einen Zeitpunkt vor der Entstehung dauerhafter Brüste gegeben haben, zu dem geschwollenes Brustdrüsengewebe Männern signalisierte, dass hier ein Kind gestillt wird. In der Stillzeit ist die Fruchtbarkeit herabgesetzt, wer Brüste attraktiv fand, reduzierte damit also seine eigene Fortpflanzungswahrscheinlichkeit. Ein Interesse an Brüsten hat also Nachteile, genau wie der Besitz von Brüsten. Dauerhafte Brüste können die Bewegungsfreiheit einschränken und Rückenprobleme verursachen. Das in ihnen gespeicherte Fett ließe sich praktischer an anderen Stellen verstauen. Diesen Kosten muss auf

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