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Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)

Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)

Titel: Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz , Kai Schreiber
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zwar nicht in den Wurfdaten, liegt aber auf der Hand: Die Spieler glauben daran, dass sie nach einem Treffer weiter Erfolg haben werden. John Hollinger, Statistiker beim amerikanischen Sportsender ESPN: «Der feste Glaube an die Existenz der heißen Hand führt dazu, dass die Spieler suboptimale Entscheidungen treffen.» Dieser Glaube kostet ein Team, so Huizinga und Weil, 4,5 Siege pro Saison.
    In der Sportwelt werden diese überraschenden Ergebnisse nur zögerlich zur Kenntnis genommen. Weiterhin sind die meisten Fans, Journalisten und Spieler von der heißen Hand überzeugt. Es sieht so aus, als liefen zwei parallele Handlungen ab, die nichts miteinander zu tun haben: Die Statistiker äußern sich skeptisch über die heiße Hand, während es für die Sportler keinen Zweifel an deren Existenz gibt. Amos Tversky, einer der Autoren der ersten Studie zum Thema, klagt: «Ich habe schon tausendmal über dieses Thema diskutiert und jedes Mal gewonnen, aber niemanden überzeugt.»
    Vielleicht ist die Frage weniger die, ob es die heiße Hand gibt, als die, warum so viele daran glauben, dass es sie gibt. Nur drei der möglichen Erklärungen: Es könnte daran liegen, dass lange Erfolgsserien einprägsame Ereignisse sind und daher im Gedächtnis lange haftenbleiben. Ein anderer Vorschlag: Es hat etwas damit zu tun, dass man dem Sportler Absicht unterstellt – immerhin ist er ein menschliches Wesen und nicht einfach nur eine Münze. Anders ausgedrückt: Man will eine besondere Leistung des Sportlers sehen, keine zufällige Abfolge von Erfolg und Misserfolg. Oder aber es ist ein Beispiel für das «Gesetz der kleinen Zahlen»: Man glaubt, dass Kopf und Zahl beim Münzwurf auch bei kleinen Stichproben immer gleich oft vorkommen und es daher keine langen Serien gibt. In den Worten von Stephen Jay Gould: «Aus irgendeinem Grund ist unser Verstand nicht dafür ausgelegt, die Gesetze der Wahrscheinlichkeit zu berücksichtigen, obwohl diese Gesetze eindeutig das Universum beherrschen.»
    Der 8. Juni 2010 war schon wieder ein denkwürdiger Tag für den Statistiker. Ray Allen, unser alter Bekannter, versuchte diesmal acht Würfe von der Dreierlinie – und traf keinen einzigen. Seine Hand war eiskalt, der Korb wie vernagelt, Allen hätte nicht einmal mit einem Stein das Meer getroffen. Zusammen mit dem eingangs erwähnten Spiel traf er bei acht von 19 Versuchen, was 42 Prozent entspricht – fast genau sein normaler Durchschnitt. Manchmal muss man der Statistik nur ein paar Tage Zeit lassen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kilogramm
    PS : bei digitalen waagen: ist da nicht irgendwo ein killogramm gespeichert?
    Lösungsvorschlag von Kommentator «peterpaunch» zu einem Beitrag über die Schwierigkeiten der Kilogramm-Neudefinition im Blog «Astrodicticum Simplex», Juni 2010
    In der Grundschule ist die Welt noch in Ordnung. Ein Liter ist das, was in einer H-Milch-Packung drin ist, ein Meter ist ein sehr großer Schritt, und ein Kilo ist ein Kilo Zucker. Später lernt man dann, dass es sich ein bisschen komplizierter verhält, aber die meisten Einheiten sind immerhin so beschrieben, dass ein Wissenschaftler sie mit etwas Geduld und einem ordentlichen Labor selbst ausmessen kann, falls er von misstrauischem Wesen ist und nicht einfach hinnehmen will, was auf dem Lineal steht.
    Um herauszufinden, wie lang eine Sekunde ist, zählt man die Schwingungen einer Mikrowelle, die mit dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes des Cäsiumnuklids 133 C in Resonanz ist. Wenn man bei 9 192 631 770 angekommen ist, ist wieder eine Sekunde um (→Zeit). Mit Hilfe der Sekunde kann man jetzt bestimmen, wie lang ein Meter ist. Man sieht nach, wie weit ein Lichtstrahl im Vakuum im 299 792 458sten Teil einer Sekunde kommt. Das Experiment passt im Prinzip auf einen stabilen Küchentisch.
    Nur für das Kilogramm muss der misstrauische Wissenschaftler sein Haus verlassen und sich nach Braunschweig in die Bundesallee 100 begeben, wo die Physikalisch-Technische Bundesanstalt ihren Sitz hat. Dort werden drei Duplikate des Pariser Urkilogramms aufbewahrt: der im Zweiten Weltkrieg beschädigte ursprüngliche deutsche Prototyp, der 1954 neu angeschaffte Ersatz und der Prototyp der DDR. Es sind kleine Zylinder von knapp 4 Zentimetern Höhe aus einer Platin-Iridium-Legierung. Allerdings wird man sich weigern, den nationalen Prototypen unter seinen zwei Glashauben hervorzuholen, nur weil irgendjemand ein Kilogramm abgemessen haben will. Man

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