Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (German Edition)
ständig ins All senden, wurden seit 1974 sieben Botschaften für Aliens abgeschickt. Der Inhalt der Nachrichten reicht von einfachem «Hallo» bis hin zu eher sonderbaren Begrüßungen. Unter anderem sendete eine russische Gruppe unter der Führung des Astronomen Aleksandr Leonidovich Zaitsev eine Sammlung von Musikstücken ins All, gespielt auf dem Theremin, auch Ätherwellengeige genannt, einem elektronischen Instrument, dessen Klang sich besonders gut zur Übertragung über große Entfernungen eignen soll.
Der Sinn und Zweck solcher Nachrichten ist umstritten. Kritiker wie der Science-Fiction-Autor David Brin wünschen sich eine Diskussion über die Vorgehensweise und die Inhalte der Botschaften, bevor irgendetwas ins All gesendet wird. Brins Hauptargument ist wiederum, dass wir so wenig über potenzielle Außerirdische wissen. Es könnte genauso gut sein, dass die anderen da draußen wenig friedfertig sind und wir sie mit unseren Nachrichten unnötig früh auf uns aufmerksam machen. Zaitsev nennt diese Vorwürfe ein «Darth-Vader-Szenario» und führt ins Feld, dass ein aggressiver, kriegsbereiter Darth Vader uns ohnehin von alleine finden würde. Die Entdeckung von Neuem sei immer mit Risiken verbunden, meint Zaitsev und vergleicht seine Unternehmungen mit denen von Kolumbus, der sich ins Ungewisse begab und dann seinerseits auf «Aliens» traf – die amerikanischen Indianer. Wobei Kolumbus sich im Nachhinein als eine Art Darth Vader herausstellte, der die Ausrottung der Aliens in Gang brachte, also vielleicht kein so gelungener Vergleich.
Am Ende bleibt nach all den Jahren nur ein einziges Resultat übrig: Bisher haben wir sie nicht gefunden. Wenn das Weltall voll ist mit Intelligenz, wovon die Optimisten unter den SETI-Forschern ausgehen, warum haben wir dann keinerlei Hinweise auf ihre Existenz? Für dieses Problem, das unter dem Namen Fermi-Paradoxon bekannt geworden ist, gibt es eine einfache Lösung: Die Optimisten haben unrecht. Es gibt gar keine Außerirdischen oder zumindest nur sehr wenige. Abgesehen davon kann man ihr Ausbleiben aber auch anders erklären. Einige der vorgeschlagenen Lösungen des Fermi-Paradoxons: 1. Wir haben einfach noch nicht lange genug gesucht. 2. Wir suchen mit der falschen Methode. 3. Die Größe des Weltalls verhindert eine erfolgreiche Kontaktaufnahme. 4. Außerirdische Wesen sind zu verschieden von uns, um mit uns zu kommunizieren. 5. Sie haben uns bereits gefunden, lassen uns aber in Ruhe, um unsere Entwicklung nicht zu stören, in etwa so, wie wir seltene Tierarten in Ruhe lassen sollten. 6. Sie sind in Wahrheit schon auf der Erde, geben sich aber nicht zu erkennen. 7. Die Außerirdischen sind technisch weit fortgeschritten und haben das Universum so umgebaut, dass es uns vorkommt, als seien wir allein. Zum Beispiel, indem sie unsere Gehirne geklaut haben – dazu mehr an anderer Stelle (→Wissen).
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Benfords Gesetz
«Obvious» is the most dangerous word in mathematics.
Eric Temple Bell
Der Amerikaner Simon Newcomb (1835–1909) war hauptberuflich so etwas wie ein «Ausrechner», also das, was man heute Computer nennt. Im Unterschied zum Computer musste er sich selbst ausdenken, wie man am besten komplizierte Rechnungen durchführt. Ohne Computer ist natürlich fast jede Rechnung kompliziert. In diesen harten Zeiten waren ein wesentliches Hilfsmittel beim Rechnen die Logarithmentafeln – Bücher, die nichts enthielten außer langen Listen mit Logarithmen. Zur Erinnerung: Der Logarithmus einer Zahl X ist die Zahl, mit der man eine festgelegte Basis potenzieren muss, um X zu erhalten. Zum Beispiel ist 3 der Logarithmus von 8 zur Basis 2 (oder log 2 8 = 3), denn man muss 2 hoch 3 nehmen, um 8 zu erhalten.
Logarithmen haben praktische Eigenschaften, die den Umgang mit großen Zahlen erleichtern, speziell wenn man mit ihnen Sachen anstellen will, die schwieriger sind als einfache Addition, etwa Multiplizieren, Dividieren, Potenzieren oder Wurzelziehen. Ein Beispiel: Der Logarithmus eines Produkts zweier Zahlen ist gleich der Summe der Logarithmen dieser Zahlen. Will man also zwei große Zahlen multiplizieren, so schlägt man ihre Logarithmen in einer Tabelle nach, addiert sie und sucht dann in einer anderen Tabelle, welche Zahl diese Summe als Logarithmus hat. Das Ergebnis ist das gesuchte Produkt.
Im Jahr 1881 fiel Newcomb an diesen Logarithmentafeln etwas Seltsames auf: Die ersten Seiten waren deutlich abgegriffener als der Rest. Bei jedem
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