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Das neue Philosophenportal

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Titel: Das neue Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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wäre sie nicht »erste« Ursache   –, muss sie Ursache und Wirkung zugleich sein. Entsprechend ist Gott für Spinoza »causa sui« – die »Ursache seiner selbst«.
     Gott ist also ein Wesen, das in dem, was es ist und wie es ist, nicht von anderen Wesen oder Vorgängen abhängig ist. Gott
     ist damit das einzig freie, weil unabhängige Wesen, aber auch das einzige notwendige Wesen, da alles, was existiert, von der
     Existenz Gottes abhängt und sich nur durch sie rechtfertigen lässt.
    Gibt es ein solches Wesen? Existiert ein solcher Gott? Spinoza sagt: Gerade die Notwendigkeit Gottes bedeutet, dass Gott existieren
     muss. Hier stutzt der Leser, und hier stutzen bis heute auch viele Fachphilosophen. Denn Spinoza macht von einem der berühmtesten
     Gottesbeweise der Philosophie Gebrauch, den der Engländer Anselm von Canterbury schon im 11.   Jahrhundert benutzt hatte, dem sogenannten »ontologischen« Gottesbeweis (von griechisch »on« = »seiend«). Dabei wird vom »Sein«,
     von der Art, wie eine Sache gedacht wird, auf ihre Existenz geschlossen. Ein notwendiges Wesen bedarf zu seiner Hervorbringung
     keines anderen Wesens und ist daher vollkommen. Zur Vollkommenheit gehört aber auch die Existenz. Ein Gott, der nicht existiert,
     wäre demnach ein Widerspruch in sich.
    Für manche ist dies bis heute einleuchtend. Andere weisen darauf hin, dass die Tatsache, dass ich einen bestimmten Begriff
     von Gott habe, noch nicht heißt, dass diesem Begriff etwas Wirkliches, Erfahrbares entspricht.
    Spinoza jedenfalls hat Gott und Wirklichkeit immer zusammen gedacht. Dasjenige, zu dessen Natur die Existenz gehört, nennt
     er »Substanz«. Eine Substanz ist unendlich, unteilbar und kann nicht durch etwas anderes hervorgebracht werden. Sie selbst
     ist nur eins, sie hat aber unendlich viele Attribute.
    Der Begriff der Substanz kommt ursprünglich aus der
Metaphysik
des griechischen Philosophen Aristoteles. Dort bedeutet er u.   a. den unveränderten Wesenskern einer Sache, im Gegensatz zu den wechselnden Eigenschaften, den Akzidentien. Bei Aristoteles
     gibt es soviele verschiedene Substanzen, wie es selbstständig existierende Dinge gibt. Descartes hatte hingegen nur zwei Substanzen
     angenommen, Materie und Geist. Bei Spinoza gibt es nur noch eine einzige Substanz, nämlich Gott. Aus Descartes’ »Dualismus«,
     seiner zweipoligen Weltsicht, ist ein »Monismus« geworden, eine Weltsicht, die alles auf ein einziges Prinzip zurückführt.
     Materie und Geist werden von Spinoza zu »Attributen« der einen Substanz heruntergestuft. Es sind die einzigen beiden Attribute
     Gottes, die Spinoza nennt und die seiner Meinung nach der Erkenntnis des Menschen zugänglich sind, obwohl er theoretisch unendlich
     viele Attribute für möglich hält.
    Gott ist immer gleichzeitig »res cogitans« und »res extensa«. Spinoza ist also keineswegs ein Materialist, sondern jemand,
     der den Gegensatz zwischen Materialismus und Spiritualismus, zwischen der Materie und dem Geist als letztem Grund der Wirklichkeit
     überwunden hat.
    Damit wird auch das in der Philosophie Descartes’ auftauchende Problem gelöst, wie man sich die Beziehung und gegenseitige
     Beeinflussung von Körper und Geist vorstellen kann, ein Problem, das in der Philosophie normalerweise als »Leib-Seele-Problem«
     bezeichnet wird. Für Spinoza gründen Körper und Geist in derselben ewigen Substanz, sind also in Wahrheit eins. Sie sind zwei
     Seiten derselben Medaille: Alle Vorgänge in der Natur können unter einer körperlichen und einer geistigen Perspektive betrachtet
     werden. Körperliche und geistige Vorgänge laufen parallel ab.
    Im Grunde ist nichts wirklich »wirklich« außer Gott. Gott als die ewige, unteilbare und unendliche Substanz ist mit der Natur,
     mit der Welt identisch. Genau dies ist mit Spinozas berühmter Wendung »Deus sive natura« – »Gott oder die Natur« gemeint.
     Spinoza vertritt einen Pantheismus, eine Lehre also, nach der Gott und Welt identisch sind.
    Spinozas Natur ist kein Reich der Zwecke, wie dies Aristoteles angenommen hatte, dessen Naturphilosophie bis in die Renaissance
     hinein beherrschend gewesen war. Danach tut die Natur nichts vergebens, und jedes Ding lässt sich dadurch erklären, dass es
     für etwas Bestimmtes da ist. Spinoza dagegen akzeptiert in der Natur keineZweckursachen, sondern nur Erklärungen, die sich auf eine Wirk- oder Kausalursache beziehen. Es regnet nicht, um die Flüsse
     mit Wasser zu versorgen,

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