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Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen

Titel: Das Neue und seine Feinde - wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Methoden fast universell zur Pflicht gemacht.
    Wenn damit aber Innovation nicht gut gedeihen kann, wird sie gehemmt oder gar gänzlich verhindert. Diese missliche Lage haben wir heute in vielen Unternehmen erreicht, die sich zu sehr dem strikten Management verschrieben haben. Striktes Strukturmanagement verlangt, dass Innovationen nach einem vernünftigen Prozess in verschiedenen Schritten und Phasen entstehen und gemanagt werden. »Hier wird nicht willkürlich von Kreativen gemacht, was ihnen in den Kopf kommt, hier wird alles ordentlich angegangen.« Was ist ordentlich? Ein planmäßiges Managementvorgehen. Das schreiben sich fast alle Unternehmen »auf die Fahne« und führen einen Innovationsprozess ein. Durch Beratungshypes, Managementwechsel zwischen verschiedenen Unternehmen, gegenseitiges Abgucken und Kopieren von Konferenzreden-PowerPoints ist der Innovationsprozess überall im Wesentlichen derselbe. Er sieht ungefähr so aus:
    Der gemanagte Innovationsprozess:
Beschließen Sie, ab jetzt ernsthaft innovativ zu sein.
Setzen Sie sich hin und denken Sie eine vorher festgesetzte Zeit lang über Neues nach, listen Sie alle Ideen jetzt noch unsortiert auf.
Nachdem die dafür vorgesehene Zeit abgelaufen ist, ordnen Sie die Ideen.
Bewerten Sie die Ideen nach vorher festgelegten Kriterien.
Wählen Sie die beste Idee aus.
Konkretisieren Sie die Idee durch Wettbewerbsanalyse und Markt-Research.
Fertigen Sie einen Businessplan an, der Ziele, Meilensteine und Finanzen plant.
Suchen Sie einen Investor, der Ihnen Kapital gibt.
Führen Sie den Plan aus.
Machen Sie wie vorgesehen ein großes Geschäft.
    Mehr oder weniger in dieser Form ziehen Innovationswellen durch die Unternehmen. Ich selbst habe viele mitmachen müssen. Ich bin jedes Mal
sehr
zornig gewesen. »Wissen Sie eigentlich«, versuchte ich zu argumentieren, »dass fast niemals eine Idee aus diesem Prozess zum Geschäft führt?« – Oder: »Haben Sie je gehört, das große Businesses entlang dieser Struktur entstanden sind?« In den letzten Jahren wurde immer sehr viel Geld eingespart, da fragte ich noch zusätzlich: »Angenommen, wir würden eine super Idee entwickeln und einen super Businessplan erarbeiten – wird das Management dann im Prinzip Geld dafür bereitstellen, oder wird dann doch lieber gespart?« Und aggressiv wurde ich mit diesem Einwurf: »Ich habe in vielen Firmen als Berater solchen Prozeduren zugesehen – und sie sind irgendwie alle gescheitert, warum glauben Sie alle, dieses Mal könnte es klappen? Warum bei uns? Was ist heute anders?« Die Antworten: »Wir müssen unbedingt innovativ sein. Kennen Sie eine bessere logisch-strukturierte Methode, Ideen zu erzeugen?« – Ich: »Ich habe tonnenweise Ideen, würden Sie sich die anhören?« Management: »Sie haben welche? Das ist wundervoll. Bitte dokumentieren Sie die Ideen und bringen Sie sie bei der unternehmensweiten Sammlung ein und dann werden ja die besten ausgesucht. Wenn Ihre so gut ist, wie Sie behaupten, wird sie natürlich gewählt. So einfach ist das. Der Innovationsprozess soll Sie ja gerade unterstützen. Wenn Ihre Idee dann nicht gewählt wird, ist sie schlecht. Sie bekommen hier keine Extrawurst, auch Sie – so innovativ wir Sie auch kennen und schätzen – müssen durch diesen optimalen Prozess.«
    Ich verstand das Spiel leider erst nach längerer Zeit und vermied dann den Prozess.
»Work underground as long as you can.«
Ich begann, einfach an der Idee zu arbeiten, ich begann einfach so, als hätte ich alle Genehmigungen und genug Geld. Ich begann mit dem vorletzten Schritt des Prozesses. Ich überredete möglichst lange Kollegen, mir nach Dienstschluss zu helfen … Wenn wir am Ende etwas vorzeigen konnten, wurde die Idee einfach glücklich akzeptiert – ohne Prozess, dazu später mehr. Hier will ich die Frage zu beantworten versuchen, die Sie jetzt wohl gerade im Sinn haben: »
Warum
funktioniert es so nicht?«
Diese Prozeduren finden in Teamsitzungen statt. Teams suchen nach Ideen, Teams beschließen Kriterien, bewerten die Ideen und urteilen über Businesspläne und Finanzen. In der Regel hat fast
keiner
in diesen Teams Ahnung von Innovation (sodass er/sie wenigstens ein paar Bücher über die Problematiken gelesen hätte).
Fast jede neue Idee teilt ein Team in Protagonisten, OpenMinds, CloseMinds und Antagonisten. Fast alle guten und etwas weiterreichenden Ideen stoßen in einem Team sofort auf die Antagonisten und CloseMinds und haben meist unmittelbar die Hälfte des

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