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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Markgraf Rüdiger:
»Euch läßt entbieten, Herrin · Etzel der König hehr
Große Lieb' und Treue · hierher in dieses Land;
Er hat um eure Minne · viel gute Recken gesandt.
    »Er entbeut euch freundlich · Liebe sonder Leid;
Er sei steter Freundschaft · nun euch hinfort bereit
Wie Helken einst, der Königin · die ihm am Herzen lag:
Fürwahr nach ihren Tugenden · hat er oft unfrohen Tag.«
    Da sprach zu ihm die Königin · »Markgraf Rüdiger,
Wenn meines Herzeleides · jemand kundig wär',
Der würde mir nicht raten · zu einem zweiten Mann:
Ich verlor der Besten Einen · die je ein Weib noch gewann.«
    »Was tröstet mehr im Leide« · sprach der kühne Mann,
»Als freundliche Liebe? · Wer die gewähren kann
Und hat sich den erkoren · der ihm zu Herzen kommt,
Der erfährt wohl, daß im Leide · nichts so sehr als Liebe frommt.
    »Und geruht ihr zu minnen · den edeln Herren mein,
Zwölf reicher Kronen · sollt ihr gewaltig sein.
Dazu von dreißig Fürsten · gibt euch mein Herr das Land,
Die alle hat bezwungen · seine vielgewalt'ge Hand.
    »Ihr sollt auch Herrin werden · über manchen werten Mann,
Die meiner Frauen Helke · waren Untertan,
Und über manche Frauen · einst ihrem Dienst gesellt,
Von hoher Fürsten Stamme« · sprach der hochbeherzte Held.
    »Dazu gibt euch der König · gebot er euch zu sagen,
Wenn ihr geruht die Krone · bei meinem Herrn zu tragen,
Gewalt die allerhöchste · die Helke je gewann:
Alle Mannen Etzels · werden euch da untertan.«
    »Wie möchte jemals wieder« · sprach die Königin,
»Eines Helden Weib zu werden · gelüsten meinem Sinn?
Mir hat der Tod an Einem · so bittres Leid getan,
Daß ich's bis an mein Ende · nimmermehr verschmerzen kann.«
    Die Heunen sprachen wieder · »Viel reiche Königin,
Das Leben geht bei Etzeln · so herrlich euch dahin,
Daß ihr in Wonnen schwebet · weigert ihr es nicht;
Mancher ziere Degen · steht in des reichen Königs Pflicht.
    »Helkens Jungfrauen · und eure Mägdelein,
Sollten die beisammen · je ein Gesinde sein,
Dabei möchten Recken · wohl werden wohlgemut.
Laßt es euch raten, Fraue · es bekommt euch wahrlich gut.«
    Sie sprach mit edler Sitte · »Nun laßt die Rede sein
Bis morgen in der Frühe · dann tretet zu mir ein,
Daß ich auf die Werbung · euch gebe den Bescheid.«
Da mußten Folge leisten · die kühnen Degen allbereit.
    Als zu den Herbergen · sie kamen allzumal,
Nach Geiselhern zu senden · die edle Frau befahl
Und nach ihrer Mutter · den beiden sagte sie,
Ihr gezieme nur zu weinen · und alles andere nie.
    Da sprach ihr Bruder Geiselher · »Mir ahnet, Schwester mein,
Und gerne mag ich's glauben · dein Leid und deine Pein
Wird König Etzel wenden · und nimmst du ihn zum Mann,
Was jemand anders rate · so dünkt es mich wohlgetan.
    »Er mag dir's wohl ersetzen« · sprach wieder Geiselher.
»Vom Rotten bis zum Rheine · von der Elbe bis ans Meer
Weiß man keinen König · gewaltiger als ihn.
Du magst dich höchlich freuen · heischt er dich zur Königin.«
    Sie sprach: »Lieber Bruder · wie rätst du mir dazu?
Weinen und Klagen · das kam' mir eher zu.
Wie sollt' ich vor den Recken · da zu Hofe gehn?
Hatt' ich jemals Schönheit · um die ist's lange geschehn.«
    Da redete Frau Ute · der lieben Tochter zu:
»Was deine Brüder raten · liebes Kind, das tu.
Folge deinen Freunden · so mag dir's wohlergehn.
Hab' ich dich doch so lange · in großem Jammer gesehn.«
    Da bat sie, daß vom Himmel · ihr würde Rat gesandt:
Denn hätte sie zu geben · Gold, Silber und Gewand
Wie einst, da er noch lebte · ihr Mann, der Degen hehr,
Sie erlebe doch nicht wieder · so frohe Stunden nachher.
    Sie dacht' in ihrem Sinne · »Und sollt' ich meinen Leib
Einem Heiden geben? · Ich bin ein Christenweib;
Des müßt' ich billig Schelte · von aller Welt empfahn;
Gab' er mir alle Reiche · es bliebe doch ungetan.«
    Da ließ sie es bewenden · die Nacht bis an den Tag
Die Frau in ihrem Bette · voll Gedanken lag.
Ihre lichten Augen · trockneten ihr nicht,
Bis sie hin zur Mette · wieder ging beim Morgenlicht.
    Nun waren auch die Könige · zur Messezeit gekommen.
Sie hatten ihre Schwester · an die Hand genommen
Und rieten ihr zu minnen · den von Heunenland.
Niemand doch die Fraue · ein wenig fröhlicher fand.
    Da ließ man zu ihr bringen · die Etzel hingesandt,
Die nun mit Urlaub wollten · räumen Gunthers Land,
Wie es geraten möge · mit Nein oder Ja.
Da kam zu Hofe Rüdiger · die Gefährten mahnten ihn da,
    Recht zu

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