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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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sah man da zur Stund'
Die schnellen Burgunden · von Rüdigers Geleit.
Da zog mit der Königin · manche wohlgetane Maid,
    Hundert und viere · sie trugen schön Gewand.
Von buntgewebten Zeugen · manch breiten Schildesrand
Führte man der Königin · nach auf ihren Wegen.
Da trennte sich vom Zuge · mancher herrliche Degen.
    Sie zogen weiter eilig · hinab durchs Baierland:
Da sagte man die Märe · es kämen angerannt
Viel unkunder Gäste · Wo noch ein Kloster steht
Und der Innfluß mündend · in die Donau niedergeht,
    In der Stadt zu Passau · saß ein Bischof.
Die Herbergen leerten sich · und auch des Fürsten Hof:
Den Gästen entgegen · ging's auf durch Baierland,
Wo der Bischof Pilgerin · die schöne Kriemhilde fand.
    Den Recken in dem Lande · war es nicht zu leid,
Als sie ihr folgen sahen · so manche schöne Maid.
Da kosten sie mit Augen · manch edeln Ritters Kind.
Gute Herberge · wies man den Gästen geschwind.
    Der Bischof mit der Nichte · ritt auf Passau an,
Als es da den Bürgern · der Stadt ward kund getan,
Das Schwesterkind des Fürsten · Kriemhild, wolle kommen,
Da ward sie wohl mit Ehren · von den Kaufherrn aufgenommen.
    Als der Bischof wähnte · sie blieben nachts ihm da,
Sprach Eckewart der Markgraf · »Unmöglich ist das ja:
Wir müssen abwärts reiten · in Rüdigers Land:
Viel Degen harren unser · ihnen allen ist es bekannt.«
    Nun wüßt' auch wohl die Märe · die schöne Gotelind:
Sie rüstete sich fleißig · und auch ihr edel Kind.
Ihr hatt' entboten Rüdiger · ihn bedünkt' es gut,
Wenn sie der Königstochter · damit tröstete den Mut
    Und ihr entgegenritte · mit seiner Mannen Schar
Hinauf bis zur Ense · Als das im Werke war,
Da sah man allenthalben · erfüllt die Straßen stehn:
Sie wollten ihren Gästen · entgegen reiten und gehn.
    Nun war gen Everdingen · die Königin gekommen.
Manche im Baierlande · hätten wohl genommen
Den Raub auf der Straße · wie es ihr Gebrauch,
Und hätten so die Gäste · mögen schädigen auch:
    Das ward wohl verhütet · von dem Markgrafen hehr:
Er führte tausend Ritter · oder wohl noch mehr.
Da kam auch Gotelinde · Rüdigers Gemahl,
Mit ihr in stolzem Zuge · kühner Recken große Zahl.
    Über die Traune kamen sie · bei Ense auf das Feld;
Da sah man aufgeschlagen · Hütten und Gezelt,
Daß gute Ruhe fänden · die Gäste bei der Nacht.
Für ihre Kost zu sorgen · war der Markgraf bedacht.
    Von den Herbergen · ritt ihrer Frau entgegen
Gotelind die schöne · Da zogen auf den Wegen
Mit klingenden Zäumen · viel Pferde wohlgetan.
Sie wurde wohl empfangen · lieb tat man Rüdigern daran.
    Die sie zu beiden Seiten · begrüßten auf dem Feld
Mit kunstvollem Reiten · das war mancher Held.
Sie übten Ritterspiele · das sah manch' schöne Maid.
Auch war der Dienst der Helden · der Königin selber nicht
    Als zu den Gästen kamen · die in Rüdgers Lehn,
Viel Schaftsplitter sah man · in die Lüfte gehn
Von der Recken Händen · nach ritterlichen Sitten.
Da wurde wohl zu Danke · vor den Frauen geritten.
    Sie ließen es bewenden · Da grüßte mancher Mann
Freundlich den andern · nun führten sie heran
Die schöne Gotelinde · wo sie Kriemhild sah.
Die Frauen dienen konnten · hatten selten Muße da.
    Der Vogt von Bechelaren · ritt zu Gotlinden hin.
Wenig Kummer schuf es · der edeln Markgräfin,
Daß sie wohl geborgen · ihn sah vom Rheine kommen.
Ihr war die meiste Sorge · mit großer Freude benommen.
    Als sie ihn hatt' empfangen · hieß er sie auf das Feld
Mit den Frauen steigen · die er ihr sah gesellt.
Da zeigte sich geschäftig · mancher edle Mann:
Den Frauen wurden Dienste · mit großem Fleiße getan.
    Da ersah Frau Kriemhild · die Markgräfin stehn
Mit ihrem Ingesinde · sie ließ nicht näher gehn:
Sie zog mit dem Zaume · das Roß an, das sie trug,
Und ließ sich aus dem Sattel · heben schleunig genug.
    Den Bischof sah man führen · seiner Schwester Kind,
Ihn und Eckewarten · hin zu Frau Gotelind.
Es mußte vor ihr weichen · wer im Wege stund.
Da küßte die Fremde · Gotelinden auf den Mund.
    Da sprach mit holden Worten · die edle Markgräfin:
»Nun wohl mir, liebe Herrin · daß ich so glücklich bin,
Hier in diesem Lande · mit Augen euch zu sehn:
Mir könnt' in diesen Zeiten · nimmer lieber geschehn.«
    »Nun lohn' euch Gott«, sprach Kriemhild · »viel edle Gotelind.
So ich gesund verbleibe · und Botlungens Kind,
Mag euch zugute kommen · daß ihr mich habt gesehn.«
Noch ahnten nicht die Beiden · was

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