Das Nibelungenlied
erforschen · des edeln Fürsten Mut
Und zeitig das zu leisten · das dauchte jeden gut;
Ihre Wege wären ferne · wieder in ihr Land.
Man brachte Rüdigeren · hin, wo er Kriemhilden fand.
Da bat alsbald der Recke · die edle Königin
Mit minniglichen Worten · zu künden ihren Sinn,
Was sie entbieten wolle · in König Etzels Land.
Der Held mit seinem Werben · bei ihr nur Weigerung fand:
Sie wolle nimmer wieder · minnen einen Mann.
Dawider sprach der Markgraf · »Das war' nicht recht getan:
Was wolltet ihr verderben · so minniglichen Leib?
Ihr werdet noch mit Ehren · eines werten Recken Weib.«
Nichts half es, was sie baten · bis daß Rüdiger,
Insgeheim gesprochen · mit der Königin hehr,
Er hoff' ihr zu vergüten · all ihr Ungemach.
Da ließ zuletzt ein wenig · ihre hohe Trauer nach.
Er sprach zu der Königin · »Laßt euer Weinen sein!
Hättet ihr bei den Heunen · niemand als mich allein,
Meine getreuen Freunde · und die mir Untertan,
Er sollt' es schwer entgelten · hätt' euch jemand Leid getan.«
Davon ward erleichtert · der Frauen wohl der Mut.
Sie sprach: »So schwört mir Eide · was mir jemand tut,
Ihr wollt der erste werden · der rächen will mein Leid.«
Da sprach zu ihr der Markgraf · »Dazu bin ich, Frau, bereit.«
Mit allen seinen Mannen · schwur ihr da Rüdiger,
Ihr immer treu zu dienen · und daß die Recken hehr
Ihr nichts versagen wollten · in König Etzels Land,
Was ihre Ehre heische · das gelobt' ihr Rüdigers Hand.
Da gedachte die Getreue · »Wenn ich gewinnen kann
So viel steter Freunde · so seh' ich's wenig an,
Was auch die Leute reden · in meines Jammers Not.
Vielleicht wird noch gerochen · meines lieben Mannes Tod.«
Sie gedachte: »Da Herr Etzel · der Recken hat so viel,
Denen ich gebiete · so tu' ich, was ich will.
Er hat auch solche Schätze · daß ich verschenken kann;
Mich hat der leide Hagen · meines Gutes ohne getan.«
Sie sprach zu Rüdigeren · »Hätt' ich nicht vernommen,
Daß er ein Heide wäre · so wollt' ich gerne kommen,
Wohin er geböte · und nähm' ihn zum Mann.«
Da sprach der Markgraf wieder · »Steht darauf, Herrin, nicht an.
»Ihm dienen so viel Recken · in der Christenheit,
Daß euch bei dem König · nie widerfährt ein Leid.
Wie, wenn ihr das erreichet · daß er taufet seinen Leib?
Daraufhin mögt ihr gerne · werden König Etzels Weib.«
Da sprachen ihre Brüder · »Verheißt es, Schwester mein,
Und all euern Kummer · laßt in Zukunft sein.«
Des baten sie so lange · bis sie mit Trauer drein
Vor den Helden willigte · den König Etzel zu frein.
Sie sprach: »Ich muß euch folgen · ich arme Königin!
Ich fahre zu den Heunen · wann es geschehe, hin,
Wenn ich Freunde finde · die mich führen in sein Land.«
Darauf bot vor den Helden · die schöne Kriemhild die Hand.
Der Markgraf sprach: »Zwei Recken · stehn in euerm Lehn,
Dazu hab' ich noch manchen · so kann es wohl geschehn,
Daß wir euch mit Ehren · bringen überrhein,
Ihr sollt nicht länger, Fraue · hier bei den Burgunden sein.
»Fünfhundert Mannen hab' ich · und der Freunde mein:
Die sollen euch zu Diensten · hier und bei Etzeln sein,
Was ihr auch gebietet · ich selber steh' euch bei
Und will mich's nimmer schämen · mahnt ihr mich künftig meiner Treu.
»Eure Pferdedecken · haltet euch bereit;
Was Rüdiger geraten hat · wird euch nimmer leid.
Und sagt es euern Mägdlein · die ihr euch gesellt,
Uns begegnet unterweges · mancher auserwählte Held.«
Sie hatten noch Geschmeide · das sie zu Siegfrieds Zeit
Beim Reiten getragen · daß sie mit mancher Maid
Mit Ehren reisen mochte · so sie wollt' hindann.
Hei! was man guter Sättel · den schönen Frauen gewann!
Hatten sie schon immer · getragen reich Gewand,
So wurde des zur Reise · die Fülle nun zur Hand,
Weil ihnen von dem König · so viel gepriesen ward;
Sie schlossen auf die Kisten · so lang versperrt und gespart.
Sie waren sehr geschäftig · wohl fünftehalben Tag
Und suchten aus dem Einschlag · so viel darinne lag.
Ihre Kammer zu erschließen · hub da Kriemhild an,
Sie alle reich zu machen · die Rüdigern Untertan.
Sie hatte noch des Goldes · von Nibelungenland:
Das sollte bei den Heunen · verteilen ihre Hand.
Sechshundert Pferde mochten · es nicht von dannen tragen.
Die Märe hörte Hagen · da von Kriemhilden sagen.
Er sprach: »Mir wird Kriemhild · doch nimmer wieder hold:
So muß auch hier verbleiben · Siegfriedens Gold.
Wie ließ' ich meinen Feinden · wohl so großes
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