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Das Nibelungenlied

Das Nibelungenlied

Titel: Das Nibelungenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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niemandem sagen.«
    Da sprach im Zornmute · Hagen, der kühne Mann:
»Ich weiß wohl, das wird alles · wider mich getan,
Daß sie die lichten Waffen · tragen an der Hand;
Vor denen aber reit' ich · noch in der Burgunden Land.
    »Nun sagt mir, Freund Volker · denkt ihr mir beizustehn,
Wenn mit mir streiten wollen · die in Kriemhilds Lehn?
Das laßt mich vernehmen · so lieb als ich euch sei.
Ich steh' euch mit Diensten · immer wieder treulich bei.«
    »Sicherlich, ich helf' euch« · so sprach da Volker.
»Und sah ich uns entgegen · mit seinem ganzen Heer
Den König Etzel kommen · all meines Lebens Zeit
Weich' ich von eurer Seite · aus Furcht nicht eines Fußes breit.«
    »Nun lohn' euch Gott vom Himmel · viel edler Volker!
Wenn sie mit mir streiten · wes bedarf ich mehr?
Da ihr mir helfen wollet · wie ich jetzt vernommen,
So mögen diese Recken · fein behutsam näher kommen.«
    »Stehn wir auf vom Sitze« · sprach der Fiedelmann,
»Vor der Königstochter · so sie nun kommt heran.
Bieten wir die Ehre · der edeln Königin!
Das bringt uns auch beiden · an eignen Ehren Gewinn.«
    »Nein! wenn ihr mich lieb habt« · sprach dawider Hagen.
»Es möchten diese Degen · mit dem Wahn sich tragen,
Daß ich aus Furcht es täte · und dächte wegzugehn:
Von dem Sitze mein' ich · vor ihrer keinem aufzustehn.
    »Daß wir es bleiben lassen · das ziemt uns ganz allein.
Soll ich dem Ehre bieten · der mir feind will sein?
Nein, ich tu es nimmer · solang' ich leben soll:
In aller Welt, was kümmr' ich · mich um Kriemhildens Groll?«
    Der vermessne Hagen legte · über die Schenkel hin
Eine lichte Waffe · aus deren Knaufe schien
Mit hellem Glanz ein Jaspis · grüner noch als Gras.
Wohl erkannte Kriemhild · daß Siegfried einst sie besaß.
    Als sie das Schwert erkannte · das schuf ihr große Not.
Der Griff war von Golde · der Scheide Borte rot.
Ermahnt war sie des Leides · zu weinen hub sie an;
Ich glaube, Hagen hatt' es · auch eben darum getan.
    Volker der kühne · zog näher an die Bank
Einen starken Fiedelbogen · mächtig und lang,
Wie ein Schwert geschaffen · scharf dazu und breit.
So saßen unerschrocken · diese Recken allbereit.
    Die kühnen Degen beide · dauchten sich so hehr,
Aus Furcht vor jemandem · wollten sie nimmermehr
Vom Sitz sich erheben · Ihnen schritt da vor den Fuß
Die edle Königstochter · und bot unfreundlichen Gruß.
    Sie sprach: »Nun sagt, Herr Hagen · wer hat nach euch gesandt,
Daß ihr zu reiten wagtet · her in dieses Land,
Da ihr doch wohl wußtet · was ihr mir habt getan?
Wart ihr bei guten Sinnen · ihr durftet's euch nicht unterfahn.«
    »Nach mir gesandt hat niemand« · sprach er entgegen,
»Her zu diesem Lande · lud man drei Degen,
Die heißen meine Herren · ich steh' in ihrem Lehn;
Bei keiner Hof reise · pfleg' ich daheim zu bestehn.«
    Sie sprach: »Nun sagt mir ferner · was tatet ihr das,
Daß ihr es verdientet · wenn ich euch trage Haß?
Ihr erschlugt Siegfrieden · meinen lieben Mann,
Den ich bis an mein Ende · nicht genug beweinen kann.«
    »Wozu der Rede weiter?« · sprach er, »es ist genug:
Ich bin halt der Hagen · der Siegfrieden schlug,
Den behenden Degen · wie schwer er das entgalt,
Daß die Frau Kriemhild · die schöne Brunhilde schalt!
    »Es wird auch nicht geleugnet · reiche Königin,
Daß ich an all dem Schaden · dem schlimmen, schuldig bin,
Nun räch' es, wer da wolle · Weib oder Mann.
Ich müßt' es wahrlich lügen · ich hab' euch viel zu Leid getan.«
    Sie sprach: »Da hört ihr, Recken · wie er die Schuld gesteht
An all meinem Leide ! · Wie's ihm deshalb ergeht,
Darnach will ich nicht fragen · ihr Etzeln Untertan.«
Die übermüt'gen Degen · blickten all einander an.
    War' da der Streit erhoben · so hätte man gesehn,
Wie man den zwei Gesellen · müss' Ehre zugestehn:
Das hatten sie in Stürmen · oftmals dargetan.
Was jene sich vermessen · das ging aus Furcht nun nicht an.
    Da sprach der Recken einer · »Was seht ihr mich an?
Was ich zuvor gelobte · das wird nun nicht getan.
Um niemands Gabe lass' ich · Leben gern und Leib.
Uns will hier verleiten · dem König Etzel sein Weib.«
    Da sprach ein andrer wieder · »So steht auch mir der Mut.
Wer mir Türme gäbe · von rotem Golde gut,
Diesen Fiedelspieler · wollt' ich nicht bestehn
Der schnellen Blicke wegen · die ich hab' an ihm ersehn.
    »Auch kenn' ich diesen Hagen · von seiner Jugendzeit:
Drum weiß ich von dem Recken · selber wohl Bescheid.
In zweiundzwanzig

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