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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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unter ihr T-Shirt. Izzy trug nie einen BH ; das hatte sie nicht nötig. Ihre Brüste waren voll, aber Alter und Schwerkraft bewirkten noch nichts bei ihnen. Sie waren fantastisch, das musste Benedict zugeben. Aber in diesem Augenblick hätte er lieber ein Buch in der Hand gehalten.
    Als Izzy anfing, seine Jeans aufzuknöpfen, fahndete Benedict verzweifelt nach einer Ausrede. Doch ihm fiel nichts anderes ein als Halsschmerzen, Glasknochen oder Blasenentzündung. Aus schierer Verzweiflung wollte er schon zu einem davon Zuflucht nehmen, als es plötzlich nach verbranntem Käse roch.
    » Scheiße!«
    Izzy sprang von seinem Schoß, schnappte sich ein Spültuch und riss die Ofenklappe auf. Benedict sah, dass der Käse immer noch quietschgelb war, aber auch hart und glänzend wie die Glasur von billiger Keramik. Die Nachos und Bohnen, die man darunter erkennen konnte, waren pechschwarz.
    » Nicht so schlimm«, sagte Izzy. » Wir können die verbrannten Stellen abknibbeln.«
    Und genau das tat Benedict. Er aß sogar etwas von dem Verbrannten, damit Izzy es nicht musste.
    Ich weiß nicht, dachte er, während er seinen Würgreiz unterdrückte, ob ich ein Gentleman bin oder ein Volltrottel. Die Geschichte der britischen Aristokratie zeigt ja, dass es durchaus möglich ist, beides zu sein. Zum Beispiel Sir Walter Raleigh, der mit dem Mantel und der Pfütze. Er war ein perfekter Gentleman, aber die Königin ließ ihn einkerkern, weil er ohne ihre Erlaubnis gehandelt hatte. Was hatte er noch mal gemacht? Ach ja, geheiratet.
    Einen Moment packte ihn ein so starkes Grauen, dass er den übermächtigen Drang verspürte, einen Blick über seine Schulter zu werfen. Es war, als wäre das ganze Zimmer plötzlich von einer bösen unsichtbaren Macht erfüllt– deren Feindseligkeit sich wie ein vergifteter Dartpfeil auf seinen Nacken richtete.
    Dann verspürte er einen weiteren Drang, nämlich den, Izzy anzusehen. Diesem Drang gab er nach, ganz vorsichtig, als hätte sie sich plötzlich in etwas mit Schuppen und sehr langen Zähnen verwandelt. Was nicht der Fall war. Sie lächelte ihn an. Ihre Wangen und ihre Augen leuchteten in einer einfach unwiderstehlichen Mischung aus Jugend, Gesundheit und Schönheit. Ihr Haar umgab sie wie eine Wolke aus gesponnenem Gold– anders konnte man es nicht ausdrücken. Sie war hinreißend, bildschön und gehörte ihm. Und sie war hier, saß in seiner Küche, wo sie auch morgen noch sein würde, nachdem sie das Bett mit ihm geteilt hatte. Und morgen Abend würde sie die Einkaufstüten auf der Küchentheke abstellen, ihm die Schultern massieren, ihm das Essen kochen und…
    O Gott, dachte Benedict. Verdammt in die dunkelsten Tiefen der Hölle.
    Sie ist die Gänseliesel und ich ihr Bursche. Sie ist meine Greensleeves, mein Liebchen, mein Mägdelein im Heu. Diese zwei Herzen darf keine Macht mehr trennen. Für immer und ewig, Amen.
    Ich bin erledigt.

27
    » Harry!«
    Zu Benedicts Schrecken hatte sich der Junge plötzlich losgerissen und war vorausgerannt. Zwar war der Weg den Berg hinauf breit und ohne Hindernisse, aber er machte weiter oben eine scharfe Biegung, und Benedict, der Rosis Kinderwagen schob, hatte Angst, Harry aus den Augen zu verlieren. Das Flussbett war ausgetrocknet und wartete auf den Winterregen, und sie waren noch viel zu weit unten, um auf wilde Tiere zu stoßen, aber wenn Harry in den Wald lief, konnte er leicht verloren gehen. Schon das war kaum auszudenken, aber noch schrecklicher war die Aussicht, es Mo erklären zu müssen.
    » Stopp, Harry!«
    Doch der Junge war bereits vor einem Wäldchen aus jungen, schlanken Bäumen stehen geblieben. Benedict sah, wie er sich auf die Zehenspitzen stellte und etwas aus einer Astgabel pflückte. Mit strahlendem Gesicht drehte er sich um und hielt seine Hand in die Höhe.
    » Ein Teddy!«
    Als Benedict mit Rosies Kinderwagen herangeholpert kam, sah er, dass Harry tatsächlich einen Teddy in der Hand hielt– einen kleinen, schokoladenbraunen Plüschteddy.
    » Der war im Baum!«
    Harry schwenkte den Bären in die Luft und drückte ihn dann an sich. » Den behalt ich.«
    » Ja, aber vielleicht gehört er jemandem«, sagte Benedict. » Einem kleinen Jungen wie dir zum Beispiel, der vielleicht nach ihm sucht. Deshalb hat ihn jemand in den Baum gesetzt– damit der kleine Junge ihn finden kann.«
    Aus Harrys sturer Miene schloss er, dass ihn das herzlich wenig beeindruckte. » Aber ich hab ihn gefunden«, sagte er und presste den Bären fester an die

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