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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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um Nachrichten zu hinterlassen, warum haben sie dir dann nicht gleich den Arsch zugemacht?«
    » Den Arsch zugemacht ?« Benedict schüttelte den Kopf. » Vielen Dank auch, Meisterrapper Biggie Smalls. Aber die Frage habe ich mir tatsächlich auch schon gestellt.« Er verschwieg, dass dies erst kürzlich und auf Anregung von Aishe geschehen war. » Ich habe mir so lange erfolgreich eingeredet, dass er mich nur aus einem einzigen Grund jagt– nämlich, um mir endlich was anzutun–, dass ich nichts anderes mehr glauben konnte.«
    » Also wäre es möglich, dass er dich kirre machen wollte, statt dich umzubringen?«
    Benedict sah Gulliver an. » Ist das vielleicht besser?«
    » Jedenfalls wärst du am Ende nicht tot.«
    » Stimmt. Aber was für ein Leben wäre das?«
    » Und du hast ihn nie gesehen? Kein einziges Mal?«
    » Doch, sogar zwei Mal«, erwiderte Benedict. » Einmal durch puren Zufall– ich sah an seiner schockierten Miene, dass er es nicht geplant hatte. Das war in Tokio, in der U-Bahn. Er stand am einen Ende eines vollen Wagens und ich am anderen. Wir haben uns nur gesehen, weil wir beide einen Kopf größer sind als die meisten Japaner.
    Zum Glück hielten wir gerade. Ich war schon ein paar Wochen in Tokio und beherrschte die Kunst des höflichen Schiebens. Er nicht. Und war deshalb hinter einer Mauer höflichen Lächelns eingekeilt. Als der Zug wieder anfuhr, habe ich sein Gesicht gesehen. Wenn je ein Mensch kurz davor stand, dass ihm eine Ader im Hirn platzt, dann er.«
    Gulliver wartete einen Augenblick. Dann fragte er: » Und das zweite Mal?«
    » Das war in Marokko.«
    » Wow! Du bist aber rumgekommen!«
    Benedict lächelte nicht. » Ja, bin ich.«
    » Und?«, hakte Gulliver nach. » Wie war’s da?«
    Benedict wand sich unbehaglich. » Äh– ist vielleicht für deine Ohren nicht ganz geeignet.«
    » Nicht jugendfrei?«, fragte Gulliver belustigt.
    » Na ja, vielleicht nicht in deinem Fall«, erwiderte Benedict.
    » Ist schon okay. Über die Sache mit den Bienen und den Blumen weiß ich Bescheid.«
    » Das ist mir schon klar!« Benedict machte einen Schmollmund. » Na schön. Wenn’s dir zu dolle wird, hältst du dir einfach die Ohren zu.«
    Er erzählte ihm, wie er direkt nach seiner Ankunft in Tanger von einer Gruppe junger Australier adoptiert worden war, die sehen wollten, wo genau Matt Damon in Bourne Ultimatum den Killer abgemurkst hatte.
    » Die mochten mich, weil ich französisch konnte«, erklärte er, » dabei hatten sie alle ganz schnell gelernt, Bier zu bestellen, und wollten sich ansonsten eigentlich nicht größer mitteilen. Außer vielleicht Verpiss dich, du Araberwichser zu irgendwelchen Barbesitzern sagen zu können, die sie rausschmeißen wollten.«
    Obwohl Benedict klar war, dass diese Männer vielleicht nicht die verlässlichsten Reisegefährten waren, hatte er sich so sehr nach Gesellschaft gesehnt, dass er bei ihnen geblieben war.
    » Beim Trinken konnte ich nicht mal ansatzweise mit ihnen mithalten«, erklärte er, » und eines Nachts beschlossen sie, in ein Bordell zu gehen.« Er warf einen Blick zu Gulliver. » Das ist ein…«
    » Ein Haus mit schlechtem Ruf? Ein Freudenhaus? Ein Puff? Ja, danke, ich glaub, ich hab’s kapiert.«
    » Ich hoffe, das hast du nicht aus dem Internet«, sagte Benedict. » Sonst kastriert mich deine Mutter.«
    » Ja, ja«, sagte Gulliver. » Apropos: was passierte dann?«
    Benedicts Mundwinkel sanken nach unten. » Das weiß ich immer noch nicht genau. Eigentlich wollte ich nicht in ein Bordell, und genau darum landete ich wahrscheinlich in einem, und zwar sternhagelvoll. Ich weiß nur noch, dass ich auf einen Haufen bunter, weicher Kissen gelegt wurde, so wie in einem Dr.-Seuss-Buch. Und dann habe ich wohl das Bewusstsein verloren.«
    » Hast du überhaupt jemals Sex?«, fragte Gulliver.
    Die roten Flecken erschienen auf Benedicts Wangen. » Ja, danke der Nachfrage.«
    Gulliver hob die Augenbrauen. » Izzy hat Mitleid mit dir, oder?«
    » Du, junger Mann«, sagte Benedict nach kurzem, gewichtigem Schweigen, » segelst ziemlich hart am Wind. Wenn du erfahren willst, was passiert ist, solltest du dich zurückhalten.«
    Gulliver zog seine Lippen mit einem imaginären Reißverschluss zu.
    » Sehr gut«, sagte Benedict. » Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich aufwachte und meinte, von einem riesigen, aufgeblasenen Tier erstickt zu werden. Dann merkte ich, dass ich mit dem Gesicht nach unten auf einem Kissen lag. Als ich mich

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