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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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weil ich das durchstehen muss.
    Zur Hölle mit ihm, wenn er meint, er könnte mich verlassen– wenn er meint, unser Leben sei nicht gut genug für ihn.
    Zur Hölle mit ihm, wenn er meint, ich würde mich um seine Eltern kümmern. Nur weil ich diejenige bin, die Virginias tägliche Anrufe entgegennimmt und sich geduldig ihre gezierten Klagen darüber anhört, wie ihr Mann sich immer mehr in eine verwahrloste Einsamkeit zurückzieht, heißt das noch lange nicht, dass es dabei bleibt. Das ist jetzt dein Problem, Schatz! Viel Glück dabei, verdammt noch mal!
    Zur Hölle mit ihm, wenn er meint, ich würde hier bleiben! Ich muss nicht hier blieben! Ich kann die Kinder nehmen und hingehen, wohin ich will. Wie schmeckt dir das, Freundchen? Wenn du gedacht hast, du könntest eine nette, gemütliche, einvernehmliche Trennung haben, dann hast du dich geschnitten! Gemeinsames Sorgerecht? Dass ich nicht lache! Ich werde gegen dich kämpfen, bis du tot am Boden liegst und dann auf deiner Leiche tanzen! Wie sagtest du einmal: Das hat man davon, wenn man eine Anwältin heiratet! Ironie des Schicksals, Freundchen!
    Zur Hölle! Ich wollte, ich hätte ihn jeden Tag auf der Arbeit angerufen und ihm die Ohren vollgeheult, wie sehr die Kinder unter seiner Abwesenheit leiden. Dann hätte er sich krümmen können vor schlechtem Gewissen. Ich wünschte, ich hätte jeden einzelnen seiner Kollegen angerufen– und ihre biestigen Frauen– und ihnen erzählt, was er vorhat. Ich hätte ein paar wirklich böse Gerüchte in die Welt setzen sollen.
    Ich wünschte, wir würden in einer gefährlicheren Gegend wohnen, dachte Mo in einem letzten mentalen Salto. Dann hätte die Haustür einen Riegel und ich könnte ihn aussperren.
    Mo leerte ihr Weinglas. Als sie es senkte, hörte sie die Haustür gehen. Was in etwa die Wirkung hatte, als hätte jemand in einem dunklen Theatersaal das Licht angemacht. In Mo loderte es auf– und dann stand jedes einzelne Atom in ihr in hellen Flammen.
    Als Chad Lawrence das Wohnzimmer betrat, lag seine Frau zusammengerollt auf dem Sofa und schluchzte heftig. Und einen Moment lang hatte er nicht die geringste Ahnung, was er tun sollte.
    » Ich wollt, sie wär tot«, sagte Gulliver.
    Da dies nach der Lektüre von Macbeth kam, direkt nach der Szene, in der Lady Macbeth ihren Mann zum Königsmord anstachelte, war Benedict nicht ganz sicher, wen Gulliver meinte.
    » Ich dachte, du wolltest mehr Familie haben und nicht weniger«, erwiderte er. » Außerdem sollst du nicht immer das ›e‹ verschlucken. Ich wollt e , sie wär e tot.«
    » Vielen Dank«, sagte Gulliver gewählt sarkastisch.
    » Nichts zu danken«, entgegnete Benedict lächelnd. » Dafür werde ich ja bezahlt.«
    Er klappte die schottische Tragödie zu und legte sie auf Gullivers Schreibtisch.
    » Aber eigentlich hat sie doch nicht ›nein‹ gesagt, oder?«, fragte Benedict. » Also finde ich deinen Wunsch etwas verfrüht.«
    » Sie wird schon ein Mittel finden, es zu verhindern«, sagte Gulliver mürrisch. » Entweder haben wir nicht genug Geld oder es ist die falsche Jahreszeit oder im Tierheim ist zu wenig Personal oder sonst irgendeine Scheiße.«
    » Du nimmst in letzter Zeit derart viele schmutzige Ausdrücke in den Mund, dass es schon stinkt«, sagte Benedict. » Wenn du auf meiner Schule so geredet hättest, hättest du den Rohrstock zu spüren bekommen.«
    Gulliver sah ihn interessiert an. » Bist du je geprügelt worden?«
    » Nein, bin ich nicht«, sagte Benedict. » Ich war ein Musterschüler.«
    » Hört sich eher an, als wärst du ’ne Pappfigur gewesen«, entgegnete Gulliver.
    Energisches Klopfen hallte von der Haustür zu ihnen nach oben.
    » Erwartest du jemanden?«, fragte Benedict.
    » Nein. Sind wahrscheinlich Zeugen Jehovas«, erwiderte Gulliver.
    Er glitt vom Stuhl und eilte die Treppe hinunter. Aus der Anzahl der Schritte entnahm Benedict, dass Gulliver sich mit einer Hand am Geländer und mit der anderen an der Wand abstützte und auf diese Weise hinunterschwang. Eine Angewohnheit, die seine Mutter ausdrücklich verboten hatte.
    » Pappfigur«, sagte Benedict ins Leere. » Das ist eine unheimlich präzise Beschreibung, wie ich mich gerade fühle.«
    Von unten war eine männliche Stimme zu hören, die sich in einem angeregten Wortwechsel mit Gullivers vermischte, und Benedict folgerte, dass der Junge den Besucher kannte. Der Onkel aus London, schätzte er. Gulliver hatte erwähnt, dass er sie bereits besucht hatte, und aus seinem Ton

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