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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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Vollidiot war.«
    Aishe musterte ihn. » Das haben die Jungs in meiner Familie anders gesehen«, sagte sie. » Für die warst du der Inbegriff von Coolness. Andererseits waren zwei von dreien auch Idioten.«
    Patrick nickte. » Und wenn dein Dad und Jenico nicht gewesen wären, wäre ich immer noch ein Totalversager.«
    Gulliver zupfte Salatblätter aus seiner Tortilla und legte sie auf den Tellerrand. » Was haben sie denn gemacht?«
    » Mir einen Tritt in den Hintern verpasst«, erwiderte Patrick. » Als ich aus dem Knast kam, hatte ich keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte, also hab ich nur abgehangen und über alles gemotzt. Der Dad deiner Mutter– dein Grandpa– und Jenico haben mich zusammengeschissen und mir erklärt, wenn ich meinen Arsch nicht hochbekäme und mir einen Job suchte, wäre ich raus– und könnte mich nicht mehr auf die Unterstützung der Familie verlassen.«
    » Das glaube ich gern«, sagte Aishe. » Dad hatte keine Nachsicht mit Schmarotzern.«
    Patrick starrte auf sie hinunter. » Dein Dad war ein Supertyp«, sagte er. » Hart, aber gerecht. Es war ein herber Schlag für euch Kinder, ihn zu verlieren, ganz zu schweigen von deiner armen Mutter. Ich glaube, sie ist noch immer nicht darüber hinweg.«
    Gulliver brach das Schweigen. » Weswegen warst du denn im Gefängnis?«
    Überrascht drehte Patrick sich um. » Hat dir deine Mutter das nicht erzählt? Ich dachte, ich wäre das perfekte abschreckende Beispiel für sämtliche Eltern des Herne-Clans.«
    Gulliver murmelte: » Sie erzählt mir nie was«, mied dabei aber Aishes Blick.
    » Du hast ja nie gefragt«, erwiderte Aishe.
    » Ich war ein kleines Stück Scheiße«, sagte Patrick, um den drohenden Streit abzuwenden. » Ein Herumtreiber, ein Schläger und Kleinkrimineller. Ich wurde x-mal vors Jugendgericht geschleift, kam aber gewöhnlich mit einem Klaps auf die Hand und ein paar Sozialstunden davon. Bis neunzehn hielt ich mich für unbesiegbar, aber dann kam ich vor einen Richter, der genau sah, was ich war: ein arroganter Scheißkerl, der keinerlei Reue zeigte. Also steckte er mich für ein halbes Jahr in ein Männergefängnis. Ich musste zwar nur drei Monate bleiben, aber das war die beschissenste und furchterregendste Zeit meines Lebens. Jeden einzelnen Tag war ich überzeugt, durch irgendeinen erfinderischen, bösartigen Perversen einen qualvollen Tod zu sterben.«
    » Also bist du der einzige Knastbruder in der Familie?« Gulliver sah den Gesichtsausdruck seiner Mutter und zuckte die Achseln. » Ich frag ja nur.«
    Patrick verzog den Mund. » Zufällig war die Familie King nie besonders gesetzestreu. Ich stamme aus einer alten Familie von Chories.«
    » Was sind denn Chories ?« , fragte Gulliver.
    » Diebe«, erklärte Aishe. » Aber was kann man von einem Haufen Zigeuner auch erwarten?«
    Patrick nahm einen Teller von Gulliver entgegen und knallte eine Tortilla darauf. Dann zog er einen Stuhl gegenüber von Aishe heraus, setzte sich und grinste sie an. » Snob.«
    Aishe sah ihn unheilvoll an. » Was willst du hier?«, fragte sie. » Wenn du mir weitere hilfreiche ›Familienratschläge‹ geben willst, kannst du dich gleich wieder verpissen.«
    » Mein Vorwand für diese Reise ist, dass ich mir ein Investitionsobjekt ansehen will«, sagte Patrick. » Eine Weinkellerei oben in Napa. Aber in Wahrheit brauchte ich mal ’nen Tapetenwechsel, sonst wäre ich durchgedreht.«
    » Ärger an der Heimatfront?« Die Vorstellung erfüllte Aishe mit Schadenfreude.
    » Ja, könnte man sagen.« Patrick kippte sein Bier hinunter. » Aber ich denke, damit komm ich schon klar. Ich hab ein paar vernünftige Ratschläge von deiner Freundin Mo bekommen.«
    Aishe, die schon die ganze Zeit vor Wut gekocht hatte, wurde fuchsteufelswild. Den genauen Grund dafür kannte sie nicht. Schließlich war es doch gut, dass Patrick nicht hier war, um sie zu nerven. Und gewiss war es ihr lieber, wenn er seine Probleme nicht bei ihr ablud, sondern woanders. Schließlich wollte sie nicht seine Kummerkastentante sein– was machte es ihr dann etwas aus?
    Ach, aber es macht dir was aus, sagte die Stimme in ihrem Kopf. Weil du in deiner Vorstellung immer die Starke warst. Ihre mickrigen Waffen namens Schuldgefühl und Verpflichtung sind einfach an deiner Rüstung abgeprallt. Ihr Betteln und Flehen war vergeblich– wie eine kriegerische Königin hast du sie abgewehrt und in ihre Schranken verwiesen. So zumindest war es in deiner Vorstellung, sagte die

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