Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
Branche sind Sie denn? Und wenn Sie raus sind, was machen Sie dann?«
Patrick entschied sich, nur die letzte Frage zu beantworten. » Eheberatung.«
» Gar nicht beachten«, sagte Mo. » Er flunkert.«
» Flunkert?«, fragte Ron. » Wieso flunkert er? Und was zum Teufel ist flunkern überhaupt?«
» Sie müssen unserem Freund Ron verzeihen«, sagte Angel zu Patrick. » Ihm fehlt einfach das gute, alte britische Phlegma.«
» Was soll ich mit Phlegma?«, fragte Ron. » Ich hab schon genug Ärger mit Nesselsucht.«
» Und als Antwort auf Ihre unausgesprochene Frage«, wandte Malcolm sich an Patrick, » kann ich Ihnen versichern: Ja, er ist immer so.«
» Jetzt wird es langsam Zeit, dass Malcolm einen Witz erzählt«, sagte Mo. » Womit ich nicht sagen will, dass das gut wäre.«
» Ich hab einen ziemlich guten Witz im Flugzeug gehört«, erwiderte Patrick. » Ein Schotte hat ihn mir erzählt.«
» Das ist schon ein Witz an sich«, erklärte Malcolm. » Nehmen Sie noch einen Rabbi hinzu, dann wird’s ein Brüller.«
» Aber er ist nicht jugendfrei«, sagte Patrick.
» Ist schon in Ordnung«, entgegnete Angel. » Ich halte Ron die Ohren zu.«
» Auf keinen Fall. Ich brauch mal was zu lachen«, sagte Ron. » Ich hab eben mit meinem Börsenmakler gesprochen.«
Mo stupste Patrick am Arm. » Also, schieß los!«
» Ist gut«, sagte Patrick. » Ein Mann mit einem Oktopus kommt in eine Bar und sagt: ›Dieser Oktopus spielt jedes Instrument meisterhaft. Ganz gleich, was ihr ihm bringt. Ich zahle jedem fünfzig Mäuse, der ein Instrument findet, das er nicht spielen kann.‹ Da kommt ein Typ mit einer Gitarre. Oktopus spielt darauf wie Clapton. Dann kommt einer mit einer Trompete. Oktopus spielt wie Dizzy Gillespie. Dann kommt ein Schotte mit einem Dudelsack. Der Oktopus nimmt ihn, dreht ihn hin und her und betrachtet ihn ratlos. ›Och‹, sagt der Schotte, ›du kannst ihn nicht spielen, was?‹ ›Spielen? ‹, erwidert der Oktopus. ›Sobald ich weiß, wie ich den Pyjama runterkriege, werde ich ihn vögeln! ‹«
» O Gott.« Mo fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. » Der ist ja noch schlimmer als der mit den Zwillingen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das noch erleben würde.«
» Señor«, sagte Angel und breitete die Arme aus. » Egal, wie weit Sie noch fahren, Sie werden hier in unserer kleinen comunidad, unserer Gemeinschaft, immer willkommen sein.«
Dann riss er die Augen auf, denn Mo brach plötzlich in Tränen aus.
Als Benedict vom Tod seines Vaters erfuhr, hatte er sofort zweierlei unternommen. Zuerst war er in die Bibliothek gegangen und hatte im Internet alles herausgesucht, was er über ihn finden konnte. Er begriff nicht, wieso Aishe bei ihrer Internetrecherche nichts über den Tod seines Vaters gelesen hatte, und kam zu dem Schluss, dass sie sie offenbar ein paar Tage zu früh durchgeführt hatte. Einer von Gottes besseren Witzen, dachte er.
Es gab einen Nachruf. Darin stand, dass bei Reginald Colin Hardy ein Jahr zuvor Prostatakrebs diagnostiziert worden war, was er offenbar niemandem erzählt und jegliche Behandlung verweigert hatte. Selbst seine Frau erfuhr erst, wie schlimm es stand, als er ins Krankenhaus kam. Drei Wochen später starb er.
Na klar, dachte Benedict. Wahrscheinlich war er davon überzeugt, ihn schlagen, ihn besiegen zu können. Was sonst? Die Vorstellung einer Niederlage war für seinen Vater einfach lachhaft. Sein Verhalten war somit vollkommen stimmig.
Als Zweites googelte Benedict die aktuelle Telefonnummer seiner Mutter. Er fand sie zusammen mit der Adresse, die überraschenderweise nicht die war, die er noch kannte. Er sah sie auf der Website mit den Satellitenbildern nach und entdeckte, dass seine Mutter jetzt in einem kleinen Bungalow im respektablen, aber nicht besonders wohlhabenden Londoner Vorort Hillingdon wohnte. Benedict konnte sich keinen Grund dafür vorstellen.
Das war am Montag gewesen. Jetzt war Donnerstag, und Benedict brachte es immer noch nicht über sich, zum Telefon zu greifen und die Nummer seiner Mutter zu wählen. In London war es acht Stunden später, und er wusste, dass seine Mutter es für unhöflich hielt, wenn man nach sieben Uhr abends anrief. Das hieß, er konnte spätestens bis elf Uhr morgens anrufen. Benedict war sich mehr als bewusst, dass bis dahin nur noch fünf Minuten fehlten– denn in den letzten beiden Stunden hatte er zwanghaft ständig auf die Uhr gesehen.
Mo war mit Patrick im Café. Rosie spielte glücklich in
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