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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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Hause was wirklich Teures.
    Wenn ich ein richtiger Mann wäre, dachte er, als er die Straße hinuntertrottete, hätte ich ein eigenes Auto. Ich müsste nicht zur Bushaltestelle marschieren und mit all den anderen notorisch klammen, enttäuschten Versagern im Bus sitzen. Ich könnte mir ein Paar neuer Schuhe leisten und die Stromrechnung bezahlen. Ich hätte keine Garderobe, die in einen Rucksack passt. Ich würde nicht den Mindestlohn verdienen, ohne Aussicht auf Erhöhung. Ich würde mich nicht ziellos, orientierungslos und hoffnungslos fühlen.
    Doch vor allem, dachte Benedict und kickte lustlos eine Kastanie vor sich her, hätte ich keine Angst vor heute Abend. Wenn ich ein richtiger Mann wäre wie Patrick, einer mit eigenem Auto, würde ich die Kontrolle übernehmen. Ich würde Izzy sagen, dass es vorbei ist, und Eddie, dass er ein Wichser ist, und Aishe, dass sie sich ausziehen und mit mir ins Bett gehen soll.
    Ja, ja, dachte er. Ein Glück für mich, dass die Gedanken frei sind.
    Mo öffnete Aishe die Tür und winkte sie herein. Sie hielt den Telefonhörer ans Ohr gepresst, aus dem Aishe leises Quaken hörte. Offenbar musste die Person, die da quakte, nicht Luft holen.
    » Sorry«, formte Mo mit den Lippen, » Schwiegermutter.«
    Sie bedeutete Aishe, ihr in die Küche zu folgen.
    » Ja, aber…«, setzte sie an. Dann versuchte sie es noch mal. » Hör mal, ich kann wirklich nicht…«
    Aishe zog sich einen Stuhl heran. Mo klemmte sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter, um beide Hände frei zu haben und Karotten kleinschneiden zu können. Rosie saß in ihrem Hochstuhl und ließ die Rückseite eines Plastiklöffels immer wieder in ihr Schüsselchen mit Joghurt klatschen. Aishe schätzte die Reichweite der Spritzer ein und rückte ihren Stuhl einen halben Meter weiter nach links.
    » Herrgott, Virginia!« Mo stand stocksteif da und hielt das Messer in der Hand, als wollte sie damit werfen. » Du musst einen Psychiater rufen! Ernsthaft! Das ist nicht normal! Ich meine, sein übriges Verhalten ist auch nicht gerade besonders vernünftig, aber das? Das ist reinster Irrsinn!«
    Aishe hörte, wie das Quaken am anderen Ende der Leitung sich wie eine Kreissäge, die durch Metall fährt, kreischend in die Höhe wand. Mo drehte sich um und lehnte sich gegen die Küchentheke. Sie hielt das Messer jetzt flach an die Brust gedrückt und erinnerte Aishe irgendwie an alte Holzschnitte von Jeanne d’Arc.
    Aishe erhaschte Mos Blick und tippte vielsagend auf ihre Uhr. Mo verdrehte die Augen und nickte.
    » Virginia!«, sagte sie. » Ich muss los. Nein, ich– Ja, ich…«
    Aishe hörte, wie die Haustür aufging und wieder geschlossen wurde. Eine Minute später kam einer der attraktivsten Männer herein, die Aishe je gesehen hatte. Zwar gab es im ganzen Haus Fotos von ihm, die ihm in zweifacher Hinsicht nicht gerecht wurden. Er verfügte über jene strahlende Blondheit und robuste Körperlichkeit, die ihn sofort als den Helden aus irgendeinem Epos qualifizierten, in dem er seine Zeit gleichmäßig zwischen Zechen und Verstümmeln aufteilen würde. Im Geiste tauschte Aishe seinen Anzug von Brooks Brothers gegen Kettenhemd und hörnerverzierten Helm und seine Aktentasche gegen die Sorte Doppelaxt aus, die beim Schwingen Zinggg machte.
    Chad ließ die Aktentasche zu Boden fallen und blickte zwischen seiner Frau, Aishe und seiner Tochter hin und her, die glücklich aufkreischte und ihr Joghurt mit besonderem Nachdruck weiterattackierte.
    » Hallo«, sagte er mit einer gewissen Vorsicht.
    Mo sah ihn finster an und richtete das Messer auf ihn.
    » Das wurde auch Zeit, verdammt noch mal!« Ins Telefon sagte sie: » Virginia! Dein Sohn ist jetzt hier.«
    Damit schob sie das Telefon ihrem Mann zu, der sofort abwehrend beide Hände hob.
    » Wehe!« Jetzt hielt Mo den Hörer in der einen und das Messer in der anderen Hand, als wollte sie einen Braten tranchieren. » Rede mit ihr, zum Teufel noch mal!«
    Langsam, den Blick auf das Messer gerichtet, nahm Chad den Hörer entgegen. Er drehte Mo und Aishe den Rücken zu und senkte die Stimme. » Mom«, sagte er, » wie geht es dir?«
    » Ich gehe jetzt«, sagte Mo laut zu seinem Rücken. » Harry sieht fern und braucht sein Abendessen. Rosie braucht– ach, was«, sagte sie, als Aishe und sie die Küche verließen, » du wirst es schon rausfinden.«
    » Wirklich?«, fragte Aishe, als sie zu ihrem Wagen kamen.
    » Wen juckt’s?« erwiderte Mo achselzuckend und knallte die Tür des VW so heftig

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