Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence
nett, dass du fragst«, sagte Connie. » Aber nein. Phil und ich müssen noch die letzten Einzelheiten unserer Reise klären.«
Mos anfängliche Freude über Connies Babypläne schlug um und verwandelte sich in einen brodelnden Kessel aus Missgunst und Neid. Wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie Connie eigentlich nur angerufen, um ihre Probleme bei ihr abzuladen und als Antwort mitfühlende Laute zu hören. Sie hatte nicht erwartet, den Part des Zuhörers zu übernehmen und sich danach auch noch schlechter zu fühlen. Und Connie hatte sich nicht einmal nach Chads Rückkehr erkundigt, obwohl sie doch wusste, wie aufgeregt Mo deswegen gewesen war. Scheibenkleister! So was nannte sich Freundin?
Ja, allerdings. Im Geiste gab Mo sich eine Ohrfeige. Freundschaft war keine Einbahnstraße– das musste sie sich wirklich mal merken. Hier ging es nicht um sie, sondern um Connie. Gute Freunde können großzügig sein! Wenn du dich über die Babypläne freuen kannst, kannst du dich auch über ihre Ehe freuen, sagte sich Mo. Selbst wenn du tief im Innern das Gefühl hast, das Leben wäre unglaublich unfair und du viel lieber wie ein egozentrischer, verbitterter Griesgram zetern und stöhnen würdest.
» Freut mich, dass mit dir und Phil alles okay ist«, sagte sie. » Ich wusste, dass Becca, die alte Kuh, lügt!«
» Aber sie hat nicht gelogen«, erwiderte Connie. » Nein, Phil hat schon über ein Jahr mit Brandi geschlafen. Ich muss sagen, das arme Mädchen hat die Trennung sehr schwer genommen. Noch vorgestern Abend stand sie hier vor der Tür und hat mit Drohungen und Beschuldigungen um sich geschmissen. Aber ich hab sie einfach aufs Sofa gesetzt und ihr immer wieder ruhig und entschieden erklärt, dass es vorbei ist und sie uns nichts anhaben kann. Am Ende hat sie kapituliert und sich an meiner Schulter ausgeweint. Das arme Mädchen«, fügte Connie hinzu, » Zurückweisung ist schwer zu ertragen, wenn man davon überzeugt ist, dass man mit Jugend und Schönheit alles in der Welt bewirken kann.«
» Connie…« Mos Hirn hatte mindestens drei Fehlstarts, bevor eine angemessene Frage herauskam. » Connie, wieso bist du nicht fuchtsteufelswild? Wieso kannst du ihm einfach so– verzeihen ?«
» Ach, meine Liebe«, sagte Connie. » Ehrlich gesagt, steckte ich so lange in der Falle von derart dumpfen Gefühlen fest, dass echter Zorn, der Drang, lieber zu kämpfen als zu fliehen, das reinste Vergnügen ist. Aber welchen Sinn hat es, wütend zu bleiben? Selbst wenn ich mich dadurch lebendiger fühle, ist es doch nur wieder eine Falle. Ich möchte nicht mehr feststecken. Ich möchte wissen, wie es ist zu leben und zu lieben, ohne durch Pflicht, Angst und Konventionen behindert zu werden. Ich möchte das Leben genießen!«
Mos Kessel voller Missgunst und Neid brodelte nicht mehr. Was übrig war, war nur noch eine so dichte Glocke aus Schwermut, dass sie Angst hatte zu ersticken.
» Schreibst du mir mal eine E-Mail?«, fragte sie, ohne sich darum zu scheren, wie kläglich das klang.
» Meine Liebe!« Connie klang ehrlich gerührt. » Natürlich!«
Mo war nicht überzeugt, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihr zu vertrauen. Was kommt, das kommt, dachte sie. Ganz gleich, was ich mir wünsche.
35
» Ich sagte …« Gulliver streckte die Hand aus und stupste Benedict mit einem Lineal an, » ich bin fertig.«
» Richtig.« Benedict blinzelte ihn an. » Äh, gut gemacht.«
» Ich hab nicht gesagt, dass alles richtig war.« Gulliver drehte sich mit seinem Stuhl von einer Seite zur anderen. » Zufällig ist es aber so. Saubere hundert Prozent. Wie ein King. Ich glaube, ich bin ein Level weiter.«
» Richtig…«
Gulliver sah seinen Lehrer abschätzend an. » Wir könnten aufhören und Halo spielen? Oder«, fügte er hinzu, als er keine Reaktion bekam, » uns Pornoseiten ansehen. Da gibt’s eine mit lettischen Schulmädchen, die wirklich scharf sein soll.«
» Keinesfalls«, sagte Benedict.
» Ich dachte, du würdest nicht zuhören.«
Benedict lehnte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. » Die Wörter ›lettische Schulmädchen‹ gewährleisten die Aufmerksamkeit von so ziemlich jedem.«
» Also dann Halo?«, fragte Gulliver. » Schließlich hab ich hundert Prozent geschafft.«
» Solltest du nicht noch ein bisschen proben?«, gab Benedict zurück. » Immerhin stehst du in…«, er sah auf seine Uhr, » zweieinhalb Stunden auf der Bühne.«
» Nö.« Gulliver schüttelte den Kopf. » Ich hab genug
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