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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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Rosie in einen Autositz zu hieven? Als Joe Frazier hatte bei seinen zehn Runden gegen Mohammed Ali weniger zu tun!«
    » Vierzehn.«
    » Was?«
    » Es waren vierzehn Runden. Wenn du den Kampf in Manila meintest…«
    Vermutlich war es ein Glück, dass Rosie sich in diesem Augenblick zu einem ihrer gellenden Schreie entschloss. Da es Sonntagmittag und das Café voll war, herrschte ein hoher Geräuschpegel, dennoch bewirkte Rosies Schrei, dass es schlagartig leiser wurde, weil alle in ihren Gesprächen innehielten und auf die Familie Lawrence starrten.
    » Meine Güte! Was ist denn?«, sagte Mo und starrte Rosie finster an. » Oh. Harry, Schatz, könntest du Rosies Trinkbecher unter dem Tisch vorholen? Schnell, bevor es noch Tote gibt.«
    Gehorsam kletterte Harry von seinem Stuhl, holte den Plastikbecher und reichte ihn seiner Schwester im Hochstuhl, die ihn sich glucksend in den Mund schob. Mo sah, dass eine Frau am Nebentisch sie missbilligend beäugte.
    » Ist was?«, sprach sie sie an. » Haben Sie ein Problem?«
    » MoMo…«, murmelte Chad.
    Mit hochrotem Kopf wandte die Frau sich ab und beugte sich über ihren Salat.
    » Ach, schon verstanden«, sagte Mo. » Ich hab nicht sofort die antibakteriellen Feuchttücher oder das verdammte Desinfektionsspray rausgeholt. Deshalb wird meine Tochter an Papageienkrankheit, Himbeerpocken oder Ähnlichem sterben. Haben Sie noch nie was von Superbakterien gehört? Das habt ihr Sauberkeitsfanatiker nämlich bewirkt: dass wir alle in einem superbakterienverseuchten Karren zur Hölle fahren!«
    » Sei still, Mo.« Chad hob zwar nicht die Stimme, aber sein Ton war unmissverständlich.
    Mo öffnete schon den Mund, um zu widersprechen, sah dann aber, dass Harry sie mit vor Angst geweiteten Augen anstarrte.
    Wenn ich ein besserer Mensch wäre, sagte sie zu sich, dann würde ich mich entschuldigen. Bin ich aber nicht. Sondern ich brodle vor Verbitterung, Wut und Frustration. Und das lass ich an dieser total normalen, wenn auch verklemmten Frau aus, weil ich es am eigentlichen Urheber all meines Unglücks nicht auslassen kann. Selbst wenn er sich erdreistet, mich in aller Öffentlichkeit zu kritisieren, als wäre ich die Einzige hier, die sich schlecht benimmt. Ich kann es aus zweierlei Gründen nicht an ihm auslassen. Erstens: Weil meine Kinder und mittlerweile wahrscheinlich das ganze Café mich beobachten. Und zweitens: Weil er mir eindeutig zu verstehen gegeben hat, dass er es nicht mehr hören kann, und ich mich vor dem fürchte, was passiert, wenn ich es trotzdem tue.
    Wenn ich ein besserer Mensch wäre, würde ich meine Lage akzeptieren, mich auf das Positive konzentrieren und das Beste daraus machen. Aber zum ersten Mal in meinem Leben, dachte Mo, und in unserer Beziehung, fühle ich mich festgefahren– in der Falle–, und deshalb bin ich wütend, verbittert und panisch. Ich will ihn anschreien und beschimpfen, ihm alles um die Ohren hauen. Aber ich kann einfach nicht. Ich bin wie gelähmt.
    Mo holte tief Luft. » Ich will ein Kindermädchen«, sagte sie.
    Chad langte nach dem Sirup. » Dann besorg dir eins.«
    Mo neigte sich so nah an sein Ohr, wie es nur ging. » Nein!«, sagte sie leise. » Du besorgst mir eins. Du organisierst das. Für’s Kinderaufziehen braucht man zwei. Es wird Zeit, dass du dich verhältst wie ein Teil dieser Familie und nicht nur wie ein desinteressierter Zuschauer.«
    Ihr Mann starrte sie an. » Und woher soll ich die Zeit nehmen?«
    » Ist mir egal.« Mo schaffte es nur mit äußerster Mühe, leise zu bleiben. » Soll sich doch deine gottverdammte Assistentin darum kümmern. So läuft’s doch in der Führungsetage. Und wenn sie schon dabei ist, kann sie auch gleich ein Geburtstagsgeschenk für deinen Vater kaufen!«
    » Mommy?« Harry klang, als würde er gleich anfangen zu weinen.
    » Scheiße, verdammt noch mal«, flüsterte Mo. Warum immer ›Mommy‹? Warum nie das verdammte Arschloch Daddy?
    Mit äußerster Willenskraft brachte sie ein Lächeln für ihren Sohn zustande. » Bist du fertig, mein Großer?«, fragte sie munter. » Möchtest du einen Babyccino?«
    Harrys Erleichterung war offensichtlich. » Darf ich einen Milchshake?«
    » Aber nur einen kleinen«, erwiderte Mo.
    » Genau«, sagte sein Vater. » Weißt du noch, was beim letzten Mal passiert ist, als du einen großen hattest?«
    Harry strahlte. » Ich hab gekotzt!«
    » Und welche Farbe hatte es?«, fragte Chad mit gespielt strenger Miene. Harry liebte dieses Spiel.
    »

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