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Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence

Titel: Das nicht ganz perfekte Leben der Mrs. Lawrence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Robertson
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dachte Aishe, ihr Ausrutscher sei durch die Unterbrechung unbemerkt geblieben. Doch als Mo sich von ihrem Sohn vom Stuhl ziehen ließ, warf sie Aishe einen vielsagenden Blick zu.
    Scheiße, dachte Aishe. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Sie schläft nicht mit ihm, weiß aber, dass ich es tue. Und, was kommt jetzt? Wird sie von nun an ständig Anspielungen fallen lassen? Zwinkern? Mir verschwörerisch den Ellbogen in die Rippen stoßen? Gulliver weiß nichts von Benedict und mir, und sollte Mo das ändern, habe ich keine andere Wahl, als sie aufzuschlitzen und zuzusehen, wie die Eingeweide aus ihr herausquellen.
    Ein schnelles Klopfen an der Haustür und das Geräusch eines Schlüssels im Schloss ließ alle im Zimmer innehalten. Aishe, die in höchster Alarmbereitschaft war, warf rasch einen prüfenden Blick auf die Mienen der anderen. Mos Ausdruck war freundlich aber neutral; sie schaute nicht einmal in Aishes Richtung. Doch die kurze Erleichterung darüber verpuffte sofort, als sie sah, dass sowohl Harry als auch Gulliver sich eifrig und gespannt aufgerichtet hatten wie Fans, die die Ankunft ihrer Lieblingsband auf der Bühne erwarten.
    Zum Teufel mit ihm, dachte Aishe. Wie hat er es bloß geschafft, dass alle ihn für etwas ganz Besonderes halten?
    Und schon betrat Benedict den Raum und beugte sich zu Harry hinunter, der sich sofort auf ihn stürzte, um ihn zu begrüßen.
    » Was geht ab, Kumpel!«, sagte er zu Harrys Entzücken.
    » Was geht ab!« Harrys Nachahmung seiner wohlartikulierten Vokale endete in Gekicher.
    Benedict strahlte Mo an, die in gespielter Verzweiflung den Kopf schüttelte.
    » Du weißt schon, dass ich vornehme Leute überkandidelt finde, oder?«, sagte sie.
    » Dann ist ja alles gut«, erwiderte Benedict und setzte sich zu Harry auf den Boden. » Denn ich klinge nur vornehm.« Er sah sich um. » Wo ist meine kleine Heulboje?«
    Mo verdrehte die Augen. » Schläft, zur Hölle mit ihr. Letzte Nacht hat sie beschlossen, fünfmal aufzuwachen. Ich sag dir, wenn irgendeine terroristische Vereinigung von Rosies Foltermethoden Wind bekommt, werden unschuldige Menschen wie wir nie wieder sicher sein.«
    Harry ruckelte an Benedicts Hand. » Wir haben eine Bahn gebaut. Gulliver und ich!«
    Aishe, die alles mit Argusaugen beobachtete, sah, wie Benedicts Blick zu Gulliver wanderte, der sich im Hintergrund hielt. Sehr zu ihrem Missfallen begrüßten sich die beiden lediglich mit einem Nicken– wie ein Geheimsignal, dachte sie. Für eine kleine exklusive Loge, die nur aus den beiden bestand.
    Doch dann wandte sich Benedict ihr zu, und ihr flüchtiger und allem Anschein nach beiläufiger Augenkontakt schoss ihr einen Blitz der Begierde direkt in den Unterleib. Einen Augenblick lang sehnte sie sich so sehr nach seiner Berührung auf ihrer Haut, dass sie sich auf die Lippen beißen musste, um nicht zu winseln.
    Sofort wirbelten ihr dröhnend wütende Schimpfworte durch den Kopf. Wie konnte er es wagen!
    Glücklicherweise verschaffte ihr das Schrillen des Telefons die dringend nötige Zäsur, um ihre Selbstbeherrschung wiederzuerlangen.
    » Meine Güte, wer ist das denn jetzt?«, fragte Mo. » Hoffentlich nicht schon wieder Chads Mutter, die langsam ausrastet. Das wäre das dritte Mal in dieser Woche.«
    Als sie Richtung Küche stapfte, rannte Harry ihr nach. Zu Aishes Entsetzen nutzte Gulliver die Gelegenheit, sich über den Flur Richtung Toilette zu verziehen.
    Scheiße, dachte sie. Jetzt sitze ich in der Falle. Sie wappnete sich, davon überzeugt, dass Benedict jeden Augenblick bei ihr sein würde, um sich eine kleine, geheime Umarmung zu erschleichen.
    Doch er tat es nicht. Aishe ertappte sich dabei, dass sie die Luft angehalten hatte. Jetzt atmete sie aus und sah ihn finster an. Er starrte zurück. Er lächelte nicht mehr.
    » Was ist los mit dir?«, fragte sie.
    » Können wir reden?«, fragte er leise.
    Ein Anflug von Panik erfasste Aishe, und sie schaute ihn noch finsterer an. » Wieso? Worüber sollten wir reden?«
    » Äh, ich weiß nicht«, sagte er. » Über uns?«
    Bewusst langsam verschränkte Aishe die Arme. » Uns? Was für ein ›uns‹?«
    Benedict senkte den Kopf und fuhr sich über den kurz geschnittenen Haarschopf. Als er aufblickte und sie ansah, lächelte er wieder. Aber es war ein ironisches, fast scho n trauriges Lächeln . Alarmiert hielt Aishe wieder die Luft an.
    » Das beantwortet wohl meine Frage«, sagte er. » Also, keine Angst, ich werde nicht mehr fragen. Ich werde dich auch

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