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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Apparaturen zu installieren, die die Arbeit für sie machten. Zumindest die Vorhänge werden jedoch von Hand bedient, was ein großer Segen ist, denn wenige irdische Genüsse übersteigen den, zum Klang eines Hausmädchens zu erwachen, das das Tageslicht hereinritschen läßt.
    Alles hat jedoch seinen Preis, und im Fall des Landseer Room kommt die Rechnung in Form des aberwitzigen Gemäldes, das über dem Kamin hängt. Diese schändliche Verschwendung eines Viertelmorgens Leinwand stellt eine Art Spaniel dar, der stolz und wachsam auf dem Festungswall eines Schlosses sitzt, von dem aus man eine weite Speyside-
Strath
oder
Glen
sieht oder was auch immer man heutzutage in Schottland für »Tal« sagt. Das Machwerk nennt sich, wenn Du grad einen Eimer zur Hand hast,
Herr all dessen unter seinem Blick
. Andere Schlafzimmer bieten, wie ich weiß, erträglichere Kunst an, darunter einen ganz passablen
Fluch der kumäischen Sibylle
und einen recht saftigen
Zeus schändet Europa unter den Blicken von Nymphen und Dryaden
in grotesken Posen, aber keins bietet den Stil und Komfort dieses Zimmers, also bin ich bereit, den Spaniel zugunsten der Duftbäder und lieblichen Aussichten durchgehen zu lassen. Ich werde Michael unter anderem fragen müssen, ob er seine Kunst eigentlich nach dem Gewicht kauft oder ob er sein Auge benutzt. Zumindest bleiben mir die unaussprechlichen Schrecken des Hobhouse Room versagt, dessen fürchterliches
Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln
bei allen nicht mit eisernerStandhaftigkeit Begabten Albträume und hysterische Zuckungen verursachen kann. Hast Du mal Oliver Mills kennen gelernt? Ein alter Busenfreund von Deinem Vater und mir. Die kreischendste aller kreischenden Tunten, ein von den Kanzellümmeln verstoßener Film- und Fernsehregisseur – Du mußt Oliver einfach kennen. Egal, der jedenfalls wurde mal gefunden, wie er, nur in eine Daunendecke gehüllt, vor dem Hobhouse Room auf und ab robbte und jammerte: »Gebt mir eine Mansarde, ein Dienerzimmer, eine Hundehütte, die letzte Bruchbude,
irgendwas
!« Natürlich mußte Muggins mit ihm Zimmer tauschen.
    Aber mit dem herrischen Spaniel, der sein Land (oder sind das schon Ländereien?) überblickt, kann ich leben, besonders da der andere herrische Spaniel, David, süße Sorge getragen hat, all meinen Marotten Befriedigung widerfahren zu lassen.
    »Ah!« sagte ich, als ich das Bartischchen sah. »Alles ist, wie es sich gehört!«
    David folgte meinem Blick auf den großen grünen, glitzernden Wald in seinem funkelnden Kristallsee. »Whisky war doch richtig, nicht wahr, Onkel Edward?«
    »Bevor wir fortfahren, alter Knabe«, sagte ich, »können wir den Onkel bleiben lassen? Ted reicht, einfach Ted.«
    »Gut«, sagte David. »Ted. Wie bei Heath.«
    »Ein Junge in deinem Alter hat von Ted Heath gehört?«
    David war verwirrt. »Er war immerhin Premierminister, oder?«
    »Ach,
der
Ted Heath. Dachte, du meinst den Musiker.«
    »Musiker?«
    Herrgott, ich hasse Kinder. Und, Herrgott, ich hasse mein nachlassendes Gedächtnis.
    »Also, David«, sagte ich, »ich werd wohl … äh … ich werde baden und mich ein wenig hinlegen.«
    »Ja … gut.« Er verbarg seine Enttäuschung gut. »Klar. Du weißt wo alles ist?«
    »Ziemlich.«
    Er ging rückwärts zur Tür. »Ich … wenn du runterkommst … da ist der Südrasen, der liegt…«, er zeigte auf die Wand hinter dem Bett, »… in der Richtung. Da häng ich wahrscheinlich rum, falls du … du weißt schon. Dich unterhalten willst.«
    Ich fühlte mich etwas gemein.
    »Davey«, sagte ich und sah ihm in die Augen. »Es ist einfach wunderschön, hier zu sein. Wir haben eine herrliche Zeit vor uns. Danke, daß du mich hergebeten hast.«
    Seine Miene hellte sich auf. »Danke, daß du gekommen bist. Es gibt so viel …«, er stockte, schüttelte den Kopf, verließ das Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
     
    Glänzend und weich vom Patschuliöl und glühend vom guten Malt, setzte ich mich eine Stunde später, vor mir ein Blatt Swafford-Hall-Briefpapier, dahinter der Ausblick über den Rasen und den Park. Auf die Plackerei, Dir diesen Brief zu schreiben, wollte ich mich später konzentrieren, aber vorerst gab es keinen Grund, nicht meiner Muse die Titten zu kitzeln und zu schauen, ob sie nichts auszudrücken hatte. Es war unwahrscheinlich, daß mir unter so friedvollen Umständen dabei ein Gedicht käme, aber Fragen kostet ja nichts. Wie immer schrieb ich als erstes die paar Worte auf, die meine Laune und

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