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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Luft anhielt.
    »Nun, Davey«, sagte Michael, »ich bin in eine andere Branche eingestiegen, falls du dich erinnerst. Ich habe die Zeitungen verkauft.«
    »Und jemand anders hat sie gekauft und verdient bis auf den heutigen Tag mit den Bildern nackter Frauen eine hübsche Stange Geld«, sagte Max.
    »Na, Gott sei Dank ist das nicht mein Vater!« David zitterte über seine eigene Courage, hielt sich, davon abgesehen, aber tapfer.
    »David ist sehr bekümmert um die Reinheit meinerSeele«, sagte Michael ruhig, etwa so, wie ein Ehemann über die Besorgtheit seiner Gattin um seine Taille witzeln mag.
    Plötzlich machten sich mehrere Teilgespräche selbständig, und für den Rest des Abends dominierte kein Einzelthema mehr die Party.
    Davey verließ die Tafel mit den Damen, aber Simon blieb zum Port; sein Versuch, zugleich erwachsen, respektvoll, blasiert dankbar und gleichgültig zu wirken, scheiterte kläglich.
    Max glitt an mein Tischende herüber und legte mir einen Arm auf die Schulter.
    »Also, der war ja ganz schön schlimm, was?« sagte er leise. »Aber dem kleinen Davey kann man natürlich nichts nachtragen, stimmt’s? Die Sonne scheint dem kleinen Davey aus dem Heck, oder etwa nicht? Hätte Simon so überschwenglich und anmaßend gesprochen, obwohl das gar nicht seine Art ist, dann hätte er dafür verdammt büßen müssen.«
    Ich erinnerte mich, daß Max Simons Patenonkel war, und fand es amüsant, daß er ihm solche Loyalität erwies. Ich fühlte mich zur Revanche verpflichtet, und bald gingen wir wie zwei alte Generäle aufeinander los, die bei erneutem Durchspielen von Waterloo Partei ergreifen.
    »Na ja, er mag eine Spur überschwenglich gewesen sein, aber es war tapfer, es war feurig, und es war tief empfunden.«
    »Ein falscher Fuffziger, und das weißt du, Ted.«
    »Dann ist es besser, von Geburt an bar jeder Fantasie und Ideale zu sein, als später ihren Verlust zu riskieren, willst du darauf hinaus?«
    »Simon hat weder keine Fantasie noch keine Ideale. Er hat bloß genug Manieren und Anstand, andere zu respektieren.«
    »Die Sorte Manieren und Anstand, die nichts in Frage stellen, nichts provozieren und nichts erreichen.«
    »Bä pfui, Ted. Als ob du ein Wort davon glaubst. Du bist der schlimmste Zyniker Großbritanniens, und das weißt du auch.«
    »Max«, meinte ich, »sag niemals einem Mann, er sei ein Zyniker. Zynisch nennen wir jene, bei denen wir fürchten, sie könnten uns auslachen.«
    »Werd bloß nicht zum Aphoristiker, du oller Bauernfänger.«
    Das Problem mit Max, so abstoßend er auch sein mag, ist, daß er nicht ganz so dämlich ist, wie man ihn gerne hätte. Er ist auch nicht gerade brillant, aber hat eben immer ein bißchen mehr auf dem Kasten, als einem gerade in den Kram paßt.
    »Das ist eine blöde Unterhaltung, Max.«
    »Du hast recht. Um die Wahrheit zu sagen, bin ich bloß vorbeigekommen, weil ich eine Zigarette von dir schnorren wollte. Michaels gigantische Zigarren schaffen mich.« Ich gab ihm das Erwünschte, und er paffte wie ein Schuljunge. »Hab von deiner unehrenhaften Entlassung beim Lumpenblatt gehört. Tut mir echt leid. Bin ganz deiner Meinung, was den Lake-Typ angeht. Seine Stücke werden immer schlechter. Und? Zufrieden, daß Rebecca gekommen ist? Ihr beide … wart ihr nicht… vor langer Zeit mal?«
    »Ich glaube, da war ich nicht der einzige«, sagte ich und bereute es sofort.
    Max funkelte mich an und betrachtete dann den Stiel seines Glases. »Schau an, schau an. Wer um alles in der Welt kann dir das wohl verraten haben?«
    »So was spricht sich rum.«
    »Nein, tut es nicht. Ganz und gar nicht. Ist nur ein einziges Mal passiert. Weihnachten vor ein paar Jahren. Inebendiesem Hause. Und ich dachte, wir wären so vorsichtig gewesen. Da sieh mal einer an. Wenn das nicht geheimnisvoll ist. War doch wohl nicht die betreffende Dame selbst, oder? Allein die Vorstellung, allein die Vorstellung.« Ich zappelte ein wenig am Haken. Es war nicht meine Absicht, David in die Scheiße zu reiten; bei seiner Wiedergabe der großen Jagdsabotage (die wirst Du ja inzwischen gelesen haben, Jane) hatte er die Geschichte von Rebeccas und Max’ nächtlicher Zusammenkunft als beiläufige Einzelheit erwähnt. Verstanden hat er sie damals selber nicht.
    Auf der Suche nach einem unverfänglichen Themenwechsel erinnerte ich mich an etwas, das Donald Pulsifer, der Naturfotograf, mir mal erzählt hat. Um einen wütenden Gorilla zu verwirren und zu beruhigen, sagte er, schlägt man sich am

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