Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
Sie arbeiten für Sie, Maximo Romano! Und Sie dienen weder dem Herrn noch mir, sondern nur sich selbst und Ihren eigenen, korrupten Interessen!«
Mit diesen Worten nickte er einem Mann zu, der an der Tür stand und zwei uniformierte Wachen der Schweizergarde hereinließ.
»Kardinal Maximo Romano«, sagte der Papst mit lauter Stimme, »ich enthebe Sie hiermit Ihres Amtes als Kardinal und stelle Sie unter Arrest.«
Die zwei Gardisten führten den Kardinal aus dem Saal.
III
Als die schwere Tür geschlossen wurde, wandte der Papst sich wieder mir zu.
»Unangenehm, aber notwendig. Ich wollte, dass Sie dabei sind, um Ihnen zu zeigen, wie ernst mir die Sache ist. Ich stehe nicht hinter den Untaten von Vicarius Filii Dei, und ich distanziere mich von allem, was sie getan haben.«
Ich verbeugte mich leicht.
»Heiliger Vater, uns fehlen noch immer Informationen über die Lage des Klosters«, warf Nick Carver ein. »Wir haben allen Grund zur Annahme, dass Professor Moretti und sein Sohn dort gefangen gehalten werden.«
»Ich werde Ihnen helfen. Auch wenn ich damit eine alte Tradition breche.« Wieder richtete er seinen Blick auf mich. »Werden Sie uns helfen, Bjørn Beltø?« Er lächelte nachsichtig. »Werden Sie uns helfen, die Bundeslade zu finden?«
Man schlägt dem Papst keine Bitte aus. Nicht einmal ein Ketzer wie ich bringt da ein Nein über die Lippen. Trotzdem war die Frage einfach zu groß, zu wahnsinnig.
»Heiliger Vater, es ist nicht so, dass ich nicht wollte, aber mit allem Respekt, es fällt mir schwer, nach etwas zu suchen, an das ich nicht glaube.«
»Woran glauben Sie nicht?«
»An die Existenz der Bundeslade.«
Er sah mich schweigend an.
»Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie jemals existiert hat«, erklärte ich.
Er nickte vor sich hin. »Durchaus verständlich. Adrian, könnten Sie Kammerherrn Acciaiuoli rufen.«
IV
Der Kammerherr war ein gestrenger, autoritär auftretender, schon recht betagter Mann mit blutunterlaufenen Augen und einem langen, spitzen Gesicht, das den Eindruck von Humorlosigkeit und Autorität noch unterstrich. »Einer der engsten Vertrauten des Papstes«, flüsterte mir einer der zivilen Mitarbeiter zu. Der Papst winkte ihn zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Kammerherr zuckte zusammen und sah mich mit einem Blick an, in dem Missbilligung und Skepsis lagen. Dann folgte eine geflüsterte Debatte zwischen dem Papst und seinem Vertrauten. Sie endete damit, dass Acciaiuoli sich verbeugte und mir mit einem Rucken des Kopfes zunickte, woraus ich wohl entnehmen sollte, ihm zu folgen.
Der Kammerherr und zwei Schweizergardisten führten mich über endlose Flure. Treppen hinauf und wieder hinunter. Durch Türen und Sicherheitsschleusen. Nach zehn oder fünfzehn Minuten kamen wir in einen moderneren Flügel, der am ehesten an eine Bank erinnerte. Wir mussten durch weitere drei Sicherheitsschleusen – samt Metalldetektoren und Röntgengeräten –, bis wir das Vorzimmer eines streng gesicherten Tresorraums erreichten. Zwei bewaffnete Wachen standen rechts und links neben der massiven Tür, über der vier rote Lampen leuchteten. Hinter getönten Scheiben sah ich einen Raum voller Monitore und technischer Ausrüstung.
Kammerherr Acciaiuoli trat an einen futuristischen Apparat und platzierte beide Hände mit gespreizten Fingern auf einer dunklen Glasplatte, die sogleich aufleuchtete. Gleichzeitig hielt er sein Gesicht vor ein Gerät mit zwei Okularen. Ein Irisscanner?
»Acciaiuoli 1937«, sagte er langsam und deutlich.
Eine Serie von Pieplauten ertönte, und eine der roten Lampen wurde grün.
»Kammerherr, würden Sie mir bitte den Tagescode A nennen?«
»Deuteronomium: Dominus Deus noster, Dominus unus est« , sagte der Kammerherr langsam und deutlich.
Erneut piepte es. Eine weitere Lampe leuchtete grün.
»Tagescode B?«
» Wajikra 6, 5 bis 9.«
Die dritte Lampe wurde grün. Auf einem Bildschirm über der Tür leuchteten folgende hebräische Zeichen auf:
Wajikra. Eine alte jüdische Lobpreisung des Herrn. Hier? Im Vatikan?
»Danke«, sagte die Stimme im Lautsprecher. »Tagescode C?«
» JHWH «, antwortete der Kammerherr.
Auf dem Bildschirm wurde der Wajikra-Text ersetzt durch die Zeichen:
Die paläohebräische Version von JHWH : Jahve. Gott.
Als die vierte Lampe grün aufleuchtete, wurde das scharfe Licht im Vorzimmer gedimmt. Mit einem hydraulischen Fauchen öffnete sich die Tresortür ein paar Zentimeter weit. Der Kammerherr nickte in Richtung der
Weitere Kostenlose Bücher