Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)
keiner weiß, von wem !«
Bernardo Caccini räusperte sich. »Da muss ich Sie korrigieren. Ich weiß sehr genau, wer den Originalbrief gestohlen hat.«
»Wer? Woher wissen Sie das?«
»Weil ich ihn gestohlen habe.«
III
Mit einem kleinen Lächeln zog Bernardo Caccini ein zusammengefaltetes Blatt aus der Innentasche seines Jackets.
»Ich würde lieber sagen, ich habe den Brief geliehen , zu unser aller Bestem«, sagte er und hob die Hand mit dem Blatt in die Luft. »Dies ist der Brief von Nostradamus an Cosimo I . Als ich von der Entführung Professor Morettis hörte, war mir sofort klar, was Regina Ferrari entdeckt hatte und worum es bei der Entführung ging. Und ich wusste, dass Regina gerade in Bologna war und den Brief sicher nicht mitgenommen hatte. Vergessen Sie nicht – zu dem Zeitpunkt kannten nur ich und Vicarius Filii Dei den Inhalt dieses Dokumentes. Darum bin ich so schnell ich konnte zu den Uffizien geeilt. Ich kenne alle Mitarbeiter der Bibliothek, sie sind es gewohnt, mich zu sehen, deswegen hat keiner über meinen Besuch gestutzt. Die Tür zu Reginas Büro war wie immer unverschlossen. Der Schlüssel zu ihrem Schreibtisch hing an der Lampe.« Er lächelte schuldbewusst. »Alles nur im Dienst der guten Sache. Wie Angelica und Bjørn schmerzlich erfahren mussten, tauchten nur wenige Stunden später die Männer von Vicarius Filii Dei dort auf, um sich das Original zu sichern.«
»Warum sagen Sie das erst jetzt?«, platzte Nick Carver heraus.
Ich ahnte einen mühsam unterdrückten Trotz in Bernardo Caccinis Blick. Wem hätte er von dem Brief erzählen sollen? Der Polizei? Den Behörden? Angelica und mir? Möglicherweise war er kurz davor gewesen, als wir plötzlich Hals über Kopf aus der Bibliothek fliehen mussten. Nick Carver? Den er erst vor wenigen Minuten kennen gelernt hatte? Auf all das hätte er hinweisen können. Aber er begnügte sich zu sagen: »Es hat niemand gefragt.«
Er faltete das Dokument auf dem Lichtfeld eines Dokumentenprojektors auseinander. Mehrere Anwesende riefen, dass er um Himmels willen vorsichtig sein solle. »Für was halten Sie mich denn?«, entgegnete Caccini. »Das ist natürlich eine Kopie. Das Original liegt sicher verwahrt, wo es die ganze Zeit hingehört hätte: in einem Tresor!«
»Wieso haben Sie nichts mit dem Brief unternommen?«, fragte Nick Carver, noch immer ungehalten.
»Was hätte ich denn damit unternehmen sollen?«
»Ihn jemandem zum Entschlüsseln geben, zum Beispiel!«
»Glauben Sie etwa, das hätte ich nicht versucht? Ich arbeite mit Worten. Codes zu lösen ist nicht mein Kompetenzbereich. Aber ich habe es nicht gewagt, jemanden zu kontaktieren, von dem ich nicht wusste, ob ich ihm voll und ganz vertrauen kann. Darum habe ich mehrfach versucht, in Kontakt mit Angelica Moretti und Bjørn Beltø zu treten. Am Ende waren sie es, die mich gefunden haben. Bedauerlicherweise wurden wir von den Mönchen unterbrochen, als ich ihnen gerade den Brief zeigen wollte.«
IV
Endlich hatten wir den Brief. Die Chiffren. Etwas, woran wir arbeiten konnten.
Nick Carver schloss die Kamera an, die das Bild mit den Chiffren auf die riesige Plasmaleinwand übertrug.
L’ABATTES AILS BOT
MBOMAOMDCNMLEHEV C3443
AZCJPPOEGGWS
GRNVLGFFCGQMFVNBP
Nick Carver beäugte die Chiffren mit Kennermiene. Als könnte er mit einem kurzen Blick das Rätsel hier und jetzt lösen. Aber nein. Er nickte einer Gruppe von etwa zwanzig Mitarbeitern zu.
»Wir haben ein Team der besten Kryptoanalytiker der CIA einberufen«, sagte er. »Sie arbeiten ausschließlich mit Codes und Chiffren. Über verschlüsselte Verbindungen nach Langley haben sie Zugang zu Spezialprogrammen und einer Dechiffrierungstechnologie, die die meisten Chiffren innerhalb weniger Minuten knackt. Ihnen steht geballte Computerkraft zur Verfügung. Milliarden Berechnungen in der Sekunde. Das nennt man Brute-Force -Angriff. Banal ausgedrückt, tasten sie sich voran. Nicht blind, sondern mit Hilfe von bestimmten Dechiffrierungsalgorithmen. Wo also ein Normalsterblicher ein Leben lang bräuchte, alle unterschiedlichen Entschlüsselungsmodelle auszuprobieren, erledigen unsere Leute die Arbeit in nur wenigen Minuten.«
Angelica fasste meine Hand. Gespannt. Nervös. Wahrscheinlich tat sie es ganz unbewusst. Aber es fühlte sich gut an.
»Frequenzanalyse gestartet«, sagte ein rothaariger Mann, der aussah, als wäre er höchstens fünfzehn.
Die Experten starrten auf ihre Bildschirme, über die horizontal und vertikal
Weitere Kostenlose Bücher