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Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition)

Titel: Das Nostradamus-Testament: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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wild vom Hunger, werden den Fluss durchschwimmen
    Viele Teile des Lagers [Heeres] werden gegen Hister stehen … 4
    Aber Hister ist keine Umschreibung oder Fehlschreibung von Hitler . Hister ist ein geografischer Name. Ein Ort. Zu Nostradamus’ Zeit war Hister der lateinische Name für das Gebiet um den unteren Teil der Donau. So könnte er fortfahren. Wenn die Gutgläubigen nur hören wollten. Der letzte Satz in der gleichen Strophe enthält de Germain . Nostradamus-Anhänger lesen das als den Deutschen , was bestätigen würde, dass es Hitler ist, um den es hier geht. Aber Deutschland heißt auf Französisch Allemagne . Bis ins 16. Jahrhundert bedeutete de germain auf Alt- und Mittelfranzösisch Bruder oder naher Verwandter.
    L’ABATTES AILS BOT
    Was konnte Nostradamus damit gemeint haben? Er schreibt die Buchstaben in eine willkürliche Reihenfolge, TABASBALSOTTEIL , sucht nach neuen Wörtern. Nichts. Er schreibt alle gleichen Buchstaben hintereinander. AAABBEILLSSOTTT. Nichts. Mischt sie neu: LOSTBATATEISBAL. ILASOTTBABELSTA. BALBATTEIATOSS . Nichts.
    Er hört ein Geräusch hinter sich. Es ist Francesco, der eine Karaffe Wasser und zwei Gläser bringt. Silvio leert das Glas in einem langen Zug. Er selbst trinkt langsam, in kleinen Schlucken. Das Wasser ist brunnenkalt. Silvio rülpst.
    *
    In einem der alten Bücher, die er sich hat bringen lassen, ist ein Verweis auf das Buch der Weisen zu finden. Das vermutlich ganz anders hieß, als es geschrieben wurde. Die Nachwelt hat immer den Hang, Altes zu verherrlichen. Es mystischer zu machen, als es ist. Auch der Titel Das Totenbuch der Ägypter ist neueren Datums. 1842 hat der deutsche Ägyptologe Karl Richard Lepsius den Namen Totenbuch erstmals verwendet. Die Ägypter selbst hatten es in ihrer blumigen Bildsprache Buch vom Heraustreten ins Tageslicht genannt.
    Ehrlich gesagt ist er immer schon davon überzeugt gewesen, dass das Buch der Weisen ein Konstrukt ist. Eine solche Sammlung vergessener Weisheiten aus alten Zeiten wäre zu schön, um wahr zu sein. Okkulte Zugänge in die Sphären der Geister, der Toten, der Götter, der Dämonen – zu Kräften, die wir heute nicht mehr als wirklich oder konkret auffassen. Es heißt, die Bundeslade stelle eine Direktverbindung zwischen dem Himmelreich und der Erde her. Eine offene Pforte zwischen Gott und den Menschen. Das glauben die Mönche. Sie suchen die Bundeslade, um direkt mit Gott in Kontakt zu treten. Könnte das Buch der Weisen , so es dies denn gäbe, eine Art Gebrauchsanweisung sein? Ein esoterisches Handbuch für die Verbindung ins Jenseits? Ein Lehrbuch für Propheten und Wahrsager – ein Schulbuch für all diejenigen, die sich nicht an Zeit und Raum und Naturgesetze gebunden fühlen. Für alle, die an so etwas glauben. Er muss lächeln. Von denen gibt es offensichtlich genug. Er denkt an das Inhaltsverzeichnis. Wie baff er bei der ersten Lektüre von Nostradamus’ Brief gewesen war. Götter, Dämonen und Tote herbeirufen. Mit ihnen kommunizieren. In die Vergangenheit und Zukunft schauen. Kein Kleinkram.
    *
    Francesco kommt zurück und setzt sich neben Silvio. Die beiden zeichnen. Francesco scheint nicht ganz normal zu sein … Es ist nicht so sehr das, was er sagt, weshalb Lorenzo so denkt. Es ist etwas in seinem Blick, seiner Ausstrahlung. Er lebt nicht in der gleichen Wirklichkeit wie wir, denkt er. Es ist unmöglich, Blickkontakt mit ihm zu bekommen. Seine Augen wandern rauf, runter, zur Seite. Wie bei zwei gleichen Magnetpolen, die sich abstoßen.
    Ein feiner Junge, sagt Francesco.
    Danke.
    Auch wenn er keine Bücher mag.
    Im Gegensatz zu Ihnen, sagt Lorenzo.
    Der Bibliothekar starrt vor sich hin, ehe er antwortet: Ich arbeite seit meiner Aufnahme als Novize in der Bibliothek.
    Eifrig und stolz beginnt er zu erzählen: Vicarius Filii Dei hat schon immer das Wort verehrt. Die Literatur. Bücher. Gott ist in den Worten. Bereits im 13. Jahrhundert, als der Orden gegründet wurde, begannen unsere Brüder eine ansehnliche Sammlung alter religiöser Pergamente aufzuarbeiten. In all den Jahren haben wir die wichtigsten Werke der Gegenwart gesammelt. Bibelhandschriften, natürlich. Aber auch weltliche Texte. Auf dem privaten Markt würden all unsere Erstausgaben, Folianten, Kodizes und Inkunabeln zusammen mehrere hundert Millionen Euro einbringen. Später zeige ich Ihnen gerne ein paar Meisterwerke unserer Sammlung. Falls wir die Zeit haben und es sich ergibt. Oh, was für Schätze! Psychomachia. Beowulf.

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