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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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finanziellen Verlust, die volle Aufmerksamkeit eines so berühmten Mannes wie Mr. Sherlock Holmes erlangen könnte.‹
      Ich versicherte ihm, daß die finanzielle Lage keine Rolle spiele.
      ›Gewiß, bei ihm handelt es sich um Kunst um der Kunst willen‹, sagte er, ›aber sogar im Hinblick auf die künstlerische Seite des Verbrechens hätte er hier vielleicht etwas lernen können. Und die menschliche Natur, Dr. Watson – sie ist die schwärzeste Undankbarkeit! Wann hätte ich ihr einen Wunsch verweigert? Wurde je eine Frau so verwöhnt? Und der junge Mann – er hätte mein eigener Sohn sein können. Er ist bei mir ein und aus gegangen. Und doch, sehen Sie, wie sie mich verraten haben! Oh, Dr. Watson, es ist eine furchtbare, furchtbare Welt.‹
      Das war der Refrain seines Gesanges, über eine Stunde oder länger. Er hat, wie es scheint, keinen Verdacht gehegt, daß eine Liebelei im Gange sein könne. Sie wohnten allein dort, eine Frau kam morgens und ging jeden Abend um sechs wieder. Für den fraglichen Abend hatte der alte Amberley, um seiner Frau etwas zu bieten, zwei Karten für den zweiten Rang im Haymarket-Theater besorgt. Im letzten Moment klagte sie über Kopfweh und wollte nicht mitgehen. Er ging allein. Über diese Tatsache gibt es anscheinend keinen Zweifel, denn er hat mir die unbenutzte Eintrittskarte vorgewiesen, die er für seine Frau gekauft hatte.«
      »Das ist bemerkenswert – höchst bemerkenswert«, sagte Holmes, dessen Interesse an dem Fall sichtlich stieg. »Fahren Sie bitte fort, Watson. Ich finde Ihre Erzählung sehr fesselnd. Haben Sie diese Eintrittskarte geprüft? Sie haben sich nicht zufällig die Nummer gemerkt?«
      »Es ergab sich«, antwortete ich einigermaßen stolz. »Zufällig war es meine alte Nummer in der Schule, einunddreißig, und also prägte sie sich mir ein.«
      »Ausgezeichnet, Watson! Sein Platz war dann entweder dreißig oder zweiunddreißig.«
      »Ganz recht«, antwortete ich etwas verwirrt, »und in der B-Reihe.«
      »Das ist höchst zufriedenstellend. Was hat er Ihnen noch erzählt?«
      »Er zeigte mir seinen Sicherheitsraum, wie er ihn nannte. Es ist ein wirklich feuer- und einbruchsfester Raum – wie in einer Bank –, mit einer eisernen Tür und eisernen Läden. Allerdings scheint die Frau vom Schlüssel ein Duplikat besessen zu haben, und die beiden haben mehr als siebentausend Pfund in Bargeld und Wertpapieren mit sich fortgenommen.«
      »Wertpapiere! Wie wollen sie über die verfügen?«
      »Er sagt, er habe der Polizei eine Liste gegeben, und er hoffe, daß sie sie nicht werden verkaufen können. Er kam gegen Mitternacht vom Theater zurück und fand den Raum geplündert, die Tür und das Fenster offen, und die beiden waren geflohen. Es gab weder Brief noch Botschaft, und er hat auch seither kein Wort gehört. Er hat sofort der Polizei Meldung erstattet.«
      Holmes brütete minutenlang.
      »Sie sagen, er war beim Anstreichen. Was strich er an?«
      »Nun, er malte im Korridor. Aber er hatte bereits die Tür und alles Holz in dem Raum, von dem ich sprach, gestrichen.«
      »Finden Sie das nicht eine seltsame Beschäftigung unter den gegebenen Umständen?«
      »›Man muß etwas tun, um den Schmerz des Herzens zu lindern.‹ Das war seine eigene Erklärung. Es war exzentrisch, zweifellos, aber er ist offensichtlich ein exzentrischer Mann. Er zerriß in meiner Gegenwart eine Fotografie seiner Frau – zerriß sie voller Wut, in einem Sturm der Leiden schaft. ›Ich möchte ihr verdammtes Gesicht nie wieder sehen‹, kreischte er.«
      »Noch etwas, Watson?«
      »Ja, etwas ist mir besonders aufgefallen. Ich war mit dem Wagen zur Blackheath Station gefahren und bin dort in den Zug gestiegen; gerade als er abfuhr, sah ich einen Mann in den folgenden Wagen einsteigen. Sie wissen, daß ich ein rasches Auge für Gesichter besitze, Holmes. Es war unzweifelhaft der große, dunkle Mann, den ich in der Straße angeredet hatte. Ich sah ihn noch einmal am Bahnhof London Bridge, dann verlor ich ihn in der Menge. Aber ich bin überzeugt, daß er mir folgte.«
      »Zweifellos! Zweifellos!« sagte Holmes. »Ein großer, dunkler Mann mit schwerem Schnurrbart, sagten Sie, und er trug eine Sonnenbrille mit graugefärbten Gläsern?«‘
      »Holmes, Sie sind ein Zauberer. Ich sagte es nicht, aber er trug wirklich eine Sonnenbrille mit graugefärbten Gläsern.«
      »Und die Krawattennadel eines

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