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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Lebens einen anderen Lauf. Er ist einundsechzig Jahre, verlobte sich aber mit der Tochter des Professors Morphy, eines Kollegen auf dem Lehrstuhl für vergleichende Anatomie. Diese Verlobung war nicht, wie ich es verstanden habe, Resultat des besonnenen Werbens eines älteren Mannes, sondern eher des leidenschaftlichen Wahns eines Jungen; nie hat es einen hingebungsvolleren Liebhaber gegeben. Die Dame, Alice Morphy, ist ein vollkommenes Mädchen, geistig und körperlich, so daß sich die Vernarrtheit des Professors wohl erklären läßt. Den noch fand das alles nicht die volle Zustimmung seiner Familie.«
      »Wir fanden es ziemlich ungewöhnlich«, sagte unser Besucher.
      »Genau. Ungewöhnlich und ein bißchen gewaltsam und unnatürlich. Professor Presbury ist jedoch reich, und von seiten des Vaters von Miss Morphy gab es keinen Einwand. Die Tochter allerdings war anderer Ansicht, und es gab auch bereits einige andere Bewerber, die, wenn sie auch vom Stand her weniger akzeptabel waren, wenigstens ihrem Alter eher entsprachen. Das Mädchen schien den Professor trotz seines exzentrischen Verhaltens zu mögen. Es war nur das Alter, das im Wege stand.
      Ungefähr um diese Zeit verdunkelte ein kleines Geheimnis plötzlich das Leben des Professors. Er tat Dinge, die er nie zuvor getan hatte. Er verließ das Haus und teilte nicht mit, wohin er ging. Vierzehn Tage war er fort, und als er zurückkam, sah er ziemlich reisemüde aus. Er machte keine Andeutung, wo er sich aufgehalten hatte, obwohl er für gewöhnlich der offenherzigste Mensch der Welt war. Der Zufall brachte es mit sich, daß unser Klient, Mr. Bennett, von einem befreundeten Studenten aus Prag einen Brief erhielt, in dem stand, daß er erfreut gewesen sei, Professor Presbury dort gesehen zu haben, wenn es ihm auch nicht gelungen sei, ihn zu sprechen. Erst dadurch erfuhren die Angehörigen, wo der Professor gewesen war.
      Jetzt kommt der Clou. Von dieser Zeit an veränderte sich der Professor auf seltsame Weise. Er wurde verstohlen und geheimniskrämerisch. Seine Umgebung hatte immer das Gefühl, dies sei nicht der Mann, den man kannte; vielmehr müsse er in einen Schatten geraten sein, der seine Vorzüge verdunkele. Sein Intellekt hatte nicht gelitten: Seine Vorlesungen waren brillant wie je. Aber an ihm war nun etwas Neues, Finsteres, ganz Unerwartetes. Die Tochter liebt ihn und versuchte immer wieder, das alte Verhältnis herzustellen und die Maske zu durchdringen, die ihr Vater aufgesetzt zu haben schien. Sie, mein Herr, versuchten das auch, wie ich es verstanden habe – aber alles blieb ohne Erfolg. Und nun, Mr. Bennett, erzählen Sie mit Ihren eigenen Worten den Zwischenfall mit den Briefen.«
      »Sie müssen wissen, Dr. Watson, daß der Professor vor mir keine Geheimnisse hatte. Wenn ich sein Sohn gewesen wäre oder sein jüngerer Bruder, sein Vertrauen hätte nicht größer sein können. Ich war sein Sekretär, und jedes an ihn gerichtete Papier ging durch meine Hände. Ich öffnete und ordnete seine Briefe. Kurz nach seiner Rückkehr änderte sich das. Er sagte mir, es könnten Briefe aus London kommen, die durch ein Kreuz unter der Marke gekennzeichnet seien: sie sollte ich aussondern, sie wären nur für seine Augen bestimmt. Einige solcher Briefe sind durch meine Hände gegangen. Sie trugen den E. C.Vermerk und waren von einer ungeübten Hand beschriftet. Ich weiß nicht, ob er sie beantwortet hat, jedenfalls habe ich diese Antworten nie zu Gesicht bekommen, und sie gingen auch nicht durch den Briefkorb, in dem unsere Korrespondenz gesammelt wird.«
      »Und der Kasten«, sagte Holmes.
      »Ah ja, der Kasten. Der Professor hat von einer seiner Reisen einen kleinen hölzernen Kasten mitgebracht, eines von diesen seltsamen geschnitzten Dingern, die man sofort mit Deutschland in Verbindung bringt. Den Kasten stellte er in seinen Instrumentenschrank. Eines Tages, als ich nach einer Kanüle suchte, hob ich den Kasten an. Zu meinem Erstaunen wurde der Professor sehr ärgerlich, und er bedachte mich mit Worten, die viel zu unbeherrscht waren für meine kleine Neugier. So etwas passierte zum erstenmal, und es verletzte mich tief. Ich versuchte ihm zu erklären, daß ich den Kasten rein zufällig berührt hätte; aber den ganzen Abend über bemerkte ich, daß er mich scharf ansah, daß der Vorfall in seinem Kopf rumorte.« Mr. Bennett zog ein kleines Tagebuch aus der Tasche. »Das war am 2. Juli«, sagte er.
      »Sie sind ein

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