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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Sie werden sich erinnern, daß es mir in dem Falle, den Sie in Ihrer reißerischen Art mit dem Titel ›Das Haus ,Zu den Blutbuchen’‹ versehen haben, gelang, dadurch auf das verbrecherische Verhalten des sehr eitlen und respektablen Vaters zu schließen, indem ich das Verhalten eines Kindes beobachtete.«
      »Ja, ich erinnere mich gut.«
      »Mein Gedankengang in bezug auf Hunde ist analog. Ein Hund spiegelt das Familienleben wider. Wer hat je einen fröhlichen Hund in einer düsteren Familie gesehen oder einen traurigen in einer glücklichen? Knurrende Leute haben knurrende Hunde, gefährliche Leute haben gefährliche Hunde. Stimmungen von Hunden können Stimmungen von Menschen wiedergeben.«
      Ich schüttelte den Kopf. »Holmes, das ist ein bißchen weit hergeholt.«
      Er hatte erneut seine Pfeife gestopft, sich wieder gesetzt und nahm keine Notiz von meinem Kommentar.
      »Die praktische Nutzanwendung liegt sehr nahe bei dem Problem, an dem ich arbeite. Es ist ein verwickeltes Knäuel, und ich suche nach dem losen Ende. Möglicherweise liegt es in der Beantwortung der Frage: Warum ist Professor Presburys treuer Wolfshund Roy darauf aus, seinen Besitzer zu beißen?«
      Ich lehnte mich einigermaßen enttäuscht in den Sessel zurück. Hatte er mich wegen einer so trivialen Frage von meiner Arbeit weggerufen?
      Holmes sah mich an. »Ganz der alte Watson«, sagte er. »Sie werden nie begreifen, daß die schwierigsten Probleme von den kleinsten Dingen abhängen können. Aber ist es nicht bereits, oberflächlich gesehen, befremdlich, daß ein gesetzter älterer Philosoph – Sie haben wohl schon von Presbury gehört, dem berühmten Physiologen aus Camford? –, daß solch ein Mann nun schon zweimal von seinem Hund, seinem ergebenen Freund, angegriffen wurde? Was schließen Sie daraus?«
      »Der Hund ist krank.«
      »Gut, das muß erwogen werden. Aber er greift niemand anderen an, noch scheint es, daß er seinen Herrn außer in besonderen Situationen belästigt. Seltsam, Watson, sehr seltsam. Aber der junge Mr. Bennett hat sich verfrüht, wenn er es ist, der da klingelt. Ich hatte gehofft, ich könnte ein bißchen länger mit Ihnen plaudern, ehe er kommt.«
      Von der Treppe war ein schneller Schritt zu hören, ein hartes Klopfen an der Tür, und einen Augenblick später präsentierte sich der neue Klient in Person. Er war ein großer, ansehnlicher junger Mann um die dreißig, gut gekleidet; elegant, aber etwas in seinem Auftreten ließ eher an die Scheu des Studenten als an das Selbstbewußtsein eines Mannes von Welt denken; Er schüttelte Holmes die Hand und sah dann mich mit einigem Erstaunen an.
      »Die Angelegenheit ist sehr delikat, Mr. Holmes«, sagte er. »Bedenken Sie die Beziehung, in der ich zu Professor Presbury stehe, privat und öffentlich. Ich kann es kaum verantworten, vor einer dritten Person zu sprechen.«
      »Haben Sie keine Furcht, Mr. Bennett. Dr. Watson ist die Verschwiegenheit in Person, und ich kann Ihnen versichern, daß dies ein Fall ist, in dem ich höchstwahrscheinlich einen Gehilfen brauchen werde.«
      »Wie Sie wollen, Mr. Holmes. Sie werden sicherlich verstehen, daß ich einige Vorbehalte bei der Sache habe.«
      »Sie werden das genauso sehen, Watson, wenn ich Ihnen sage, daß dieser Herr, Mr. Trevor Bennett, Assistent des großen Wissenschaftlers ist, unter seinem Dach lebt und mit seiner Tochter verlobt ist. Wir müssen also zugeben, daß der Professor Anspruch auf Mr. Bennetts Treue und Ergebenheit hat. Aber beides wird wohl am besten dadurch ausgedrückt, daß wir die notwendigen Schritte unternehmen, um jenes seltsame Geheimnis zu lüften.«
      »Ich hoffe es, Mr. Holmes. Das ist mein einziges Ziel. Kennt Dr. Watson die Lage?«
      »Ich hatte keine Zeit, sie ihm auseinanderzusetzen.«
      »Dann wird es vielleicht das beste sein, wenn ich noch einmal die Grundsituation erkläre, ehe ich zu einigen neuen Entwicklungen komme.«
      »Ich werde das selbst tun«, sagte Holmes, »um zu zeigen, daß ich die Ereignisse in der richtigen Reihenfolge kenne. Der Professor, Watson, ist ein Mann von europäischem Ruf. Er hat sein Leben der Wissenschaft gewidmet. Nie gab es einen Hauch von Skandal um ihn. Er ist Witwer und hat eine Tochter. Sie heißt Edith. Wie ich es sehe, ist er ein sehr männlicher und rechthaberischer, man könnte fast sagen, ein streitsüchtiger Mann. So stand die Angelegenheit bis vor einigen Monaten. Da nahm der Strom seines

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