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Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5

Titel: Das Notizbuch von Sherlock Holmes, Bd. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Dunbars Kleiderschrank, nachdem sie eine Patrone abgefeuert hatte, was sich in den Wäldern, ohne daß es auffiel, leicht tun ließ. Am Abend ging sie zur Brücke, wo sie diese äußerst geniale Methode, sich ihrer Waffe zu entledigen, austüftelte. Miss Dunbar erschien, und mit ihrem letzten Atem schleuderte sie dem Fräulein ihren Haß entgegen, und als die junge Dame außer Hörweite war, machte sie ihren schrecklichen Vorsatz wahr, jedes Glied sitzt jetzt an seiner Stelle, die Kette ist komplett. Die Zeitungen werden vielleicht fragen, warum man den Teich nicht sofort abgesucht hat, aber hinterher ist weise sein leicht, aber keinesfalls ist es leicht, ein solch ausgedehntes verschilftes Wasser abzusuchen, wenn man nicht genau weiß, wonach und wo man suchen soll. Nun, Watson, wir haben einer bemerkenswerten Frau und einem gefürchteten Mann geholfen. Sollten die beiden in der Zukunft ihre Kräfte vereinen, was nicht ausgeschlossen erscheint, so wird die Finanzwelt erfahren, daß Mr. Neil Gibson etwas gelernt hat im Unterrichtszimmer des Kummers, in dem wir hienieden unsere Lektionen lernen müssen.«

Der kriechende Mann

    Mr. Sherlock Holmes war immer der Meinung, daß ich die mit dem Namen Professor Presbury verbundenen ungewöhnlichen Ereignisse veröffentlichen sollte, wenn auch nur, um ein für allemal die häßlichen Gerüchte zu zerstreuen, die vor zwanzig Jahren die Universität in Aufregung versetzt und ein Echo in Gelehrtenkreisen Londons gefunden haben. Doch es gab gewisse Hindernisse, und die wahre Geschichte des seltsamen Falles blieb in der Blechkassette vergraben, die so viele Berichte von Abenteuern meines Freundes verbirgt. Jetzt haben wir endlich die Erlaubnis erhalten, die Fakten zur Sprache zu bringen, die einen der letzten Fälle kennzeichneten, den Holmes vor seinem Rückzug aus der Praxis behandelt hat. Sogar jetzt noch muß ich auf eine gewisse Zurückhaltung und Diskretion bedacht sein, wenn ich die Sache der Öffentlichkeit vorlege.

    Es war an einem Sonntagabend Anfang September des Jahres 1903, als ich eine von Holmes’ lakonischen Botschaften erhielt: ›Kommen Sie, wenn es Ihnen paßt – wenn es Ihnen nicht paßt, kommen Sie auch – S. H.‹ Unsere Beziehungen in jenen Tagen waren eigenartig. Er war ein Mann von Gewohnheiten, von engen und festen Gewohnheiten, und ich war eine von ihnen gewor den. Ich gehörte wie die Violine, der Shag-Tabak, die alte schwarze Pfeife, die Registerbücher und anderes, vielleicht weniger Entschuldbares, zu seinem Leben. Wenn in einem Fall zugepackt werden mußte und ein Gefährte benötigt wurde, auf dessen Nerven er sich verlassen konnte, war meine Rolle offensichtlich. Aber abgesehen davon, hatte ich noch andere Aufgaben. Ich war der Wetzstein für seinen Geist. Ich regte ihn an. Er liebte es, in meiner Gegenwart laut zu denken. Von seinen Äußerungen ließe sich kaum sagen, er habe sie mir gegenüber gemacht – vieles hätte er auch seinem Bett anvertrauen können –, aber es hatte sich nun einmal so als Gewohnheit herausgebildet, daß ich aufnahm und unterbrach, und das war eine Hilfe für ihn. Wenn ich ihn durch die methodische Langsamkeit meines Verstandes irritierte, so hatte es nur die Wirkung, daß seine flammengleichen Einfälle und Eindrücke lebhafter aufloderten. Das war meine bescheidene Rolle in unserer Gemeinschaft.
      Als ich in die Baker Street kam, fand ich ihn, in seinen Sessel gekauert, die Knie hochgezogen, die Pfeife im Mund und die Stirn gedankengefurcht. Es war klar, daß er mit einem verzwickten Problem in den Wehen lag. Mit einem Wink dirigierte er mich in meinen alten Sessel, aber sonst gab er während der nächsten halben Stunde kein Zeichen dafür, daß er meine Gegenwart bemerkt hätte. Dann plötzlich schien er aus seiner Entrücktheit aufzutauchen, und mit dem üblichen grilligen Lächeln begrüßte er meine Rückkehr in mein ehemaliges Zuhause.
      »Sie müssen meine Geistesabwesenheit entschuldigen, lieber Watson«, sagte er. »Einige kuriose Dinge sind mir in den letzten Stunden untergekommen, und sie haben mich zu Spekulationen mehr allgemeinen Charakters angeregt. Ich trage mich ernstlich mit dem Gedanken, eine Studie über den Gebrauch von Hunden bei der Arbeit des Detektivs zu schreiben.«
      »Aber Holmes, das Thema ist doch schon ausgebeutet worden«, sagte ich. »Bluthunde, Spürhunde…«
      »Nein, nein, Watson, die Seite der Sache ist natürlich geklärt. Es gibt eine andere, viel subtilere.

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